„Zwetschgen und Kirschen einzeln verkaufen”
Er rechnet im günstigen Fall mit einem Ernteertrag von 70 Prozent einer Normalernte, wenn nicht weitere Schadensereignisse dazwischenkommen. Da die Vegetation 14 Tage voraus war, waren die Reben schon im Vier- bis Fünfblatt-Stadium und nicht mehr frostresistent. Die Rebe hat aber die Chance, über das Beiauge wieder auszutreiben. Dieses ist im Wachstum verspätet und nicht mehr so fruchtbar.
Sehr unterschiedlich zeigt sich die Lage im Obstbau. An den Walnüssen sind alle Triebe erfroren. Es gibt zwar keine Nüsse, aber die Bäume werden neu austreiben, betonte Hans-Dieter Beuschlein, Pflanzenschutzberater für Obstbau. Totalschaden gibt es bei Pfirsich, Aprikose und Nektarine. Bei Kirsche und Zwetschge ist der Schaden hoch, hier hängt aber viel von der Nachblüte ab.
Beim Kernobst ist die Birne stärker betroffen als der Apfel. Besonders betroffen sind auch Erdbeerfelder, die schon mit Stroh eingedeckt waren. Das Stroh bildet einen Wärmepuffer, über der Strohschicht ist die Temperatur um vier bis fünf Grad niedriger als über blanker Erde. Hier sind 80 Prozent und mehr kaputt, berichtete Beuschlein.
Insgesamt ist nach Angaben des Fachmanns ein großer Teil der Blüten am einjährigen Holz geschädigt. Am mehrjährigen Holz handele es sich um einen fast totalen Schaden. Am stärksten betroffen sei die ganze Jonagold-Gruppe. In diesen Sorten seien in den Frostnächten auch die Nachblüher schon relativ weit entwickelt gewesen.
Glimpflich davongekommen seien – je nach Lage am See – nach gegenwärtigem Erkenntnisstand einige Braeburn-Anlagen. Hier standen viele Blüten am einjährigen Holz und waren noch nicht so weit entwickelt.
Aus den Blüten am einjährigen Holz kann zwar noch ein Fruchtbehang entstehen, wenn das Wetter für eine Bestäubung günstig ist. Es kann aber auch sein, dass sie Frostzungen oder Frostringe von der Kälte abbekommen haben und bei Kälte nach der Blüte klein bleiben. „Was davon letztlich als Tafelware vermarktet werden kann, wird sich erst um die Zeit des Junifruchtfalls herausstellen”, erwartet Trillof.
- Daniel Seiter aus 77886 Lauf beklagt, dass die dortigen Weinreben teilweise zu über 50 % erfroren seien.
- Harry Krüger aus 79346 Endingen am Kaiserstuhl hat im Gewann Salental/Floh folgende Schäden zu verzeichnen: 17 ar Müller-Thurgau in unterer Lage sind zu 70 bis 80 % erfroren. 17 ar Ruländer/Spätburgunder im mittlerer Lage sind zu 50 bis 60 % erfroren. 10 ar Ruländer/Spätburgunder in oberer Lage sind zu 30 bis 40 % erfroren.
- Martin Linser aus 79112 Freiburg-Opfingen berichtet: Der Frost hat den Tuniberg hart erwischt. Die Temperaturen lagen zwischen –3 und –4,8 °C in zwei Metern Lufthöhe. Der komplette Berg ist betroffen. Die Schäden liegen zwischen rund 50 und 100 %. Junganlagen hat es auch sehr stark getroffen. Viele Frostruten sind bis zum obersten Auge beschädigt.
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