Pflanzenbau | 29. November 2018

Zwei Tage drehte sich alles um das Kupfer

Von Jürgen Beckhoff
Biobetriebe werden Kupfer als Fungizid auch zukünftig einsetzen können, da auf EU-Ebene die erneute Zulassung offenbar kurz bevorsteht. Das ist ein wichtiges Ergebnis der dritten Europäischen Fachtagung „Kupfer als Pflanzenschutzmittel”, die Mitte November in Berlin stattfand
Ein Weg zur Kupferreduktion im Obstbau könnten Überdachungssysteme für Plantagen sein.
Im Mittelpunkt des Fachgesprächs standen die Ergebnisse der Minimierungsstrategie, auf die sich ökologische und konventionelle Anbauverbände in Absprache mit der Politik geeinigt hatten. Ziel der Strategie ist es, in Forschung und Praxis Alternativen zu Kupfer zu entwickeln.  An dieser dritten, dies-mal zweitägigen  Europäischen Fachtagung „Kupfer als Pflanzenschutzmittel” nahmen etwa 100 Wissenschaftler, Praktiker und Berater aus acht Ländern teil. Veranstaltungsort war das Julius Kühn-Institut in Berlin.
Vorerst bleibt Kupfer unverzichtbar für den ökologischen Wein-, Obst- und Kartoffelanbau, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Wetterextreme. Initiator der vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN) geförderten Kupfer-Fachtagung war neben dem Julius Kühn-Institut (JKI) der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW).
EU signalisiert Zulassung
Matthias Weidenauer, Vorsitzender der europäischen Kupfer Task Force, berichtete, dass sich die EU-Kommission grundsätzlich auf eine Verlängerung der Zulassung von Kupfer als Pflanzenschutzmittel um weitere sieben Jahre bis 2026 verständigt habe. Gleichzeitig sehen die EU-Vorgaben die Einrichtung eines sogenannten Kupferkontos vor, in dem über einen Zeitraum von sieben Jahren insgesamt 28 kg Kupfer/ha eingesetzt werden dürfen. Das entspricht dann vier kg/ha im Jahr.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und Vertreter der Mitgliedsländer haben jedoch nach wie vor keine geeigneten Verfahren zur Bewertung der Umweltwirkung von Kupferpräparaten. Bisherige Bewertungsverfahren sind auf synthetische Substanzen, die im Ökosystem natürlicherweise nicht vorkommen, ausgerichtet  und nicht auf Naturstoffe wie Kupfer. Die EU-Kommission wird die EFSA mit der Entwicklung solcher Verfahren beauftragen.  Bis zu einer endgültigen Einigung sind laut Weidenauer nationale Regelungen für die Zulassung der Präparate nötig. 
Kupfer in Deutschland
Gordon Cameron vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stellte die aktuellen Beschlüsse zur Zulassung und zum Einsatz kupferbasierter Pflanzenschutzpräparate in Deutschland vor. Laut Cameron ist die Zulassung des wichtigsten Kupferpräparates, Cuprozin Progress, in allen relevanten Kulturen bis Ende 2021 verlängert worden.
Darüber hinaus bleibt die Grenze für die zulässige Applikationsmenge von drei Kilogramm Reinkupfer pro Hektar und Jahr grundsätzlich für alle Kulturen bestehen. Ausnahmen gibt es für Hopfen und Wein. Hier kann die Aufwandmenge in schwierigen Jahren mit behördlicher Genehmigung auf vier Kilogramm Kupfer pro Hektar erhöht werden. Bei Wein wird dies allerdings nur zur Bekämpfung der Schwarzfäule möglich sein. Winzer können zudem mit einem Kupferkonto arbeiten, das über einen Zeitraum von fünf Jahren die Ausbringung von maximal 15 Kilogramm Kupfer pro Hektar vorsieht. 
Ein Weg zur Kupferreduktion im Obstbau könnten Überdachungssysteme für Plantagen sein. Dazu stellte Sascha Buchleither vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) vielversprechende Ergebnisse eines BÖLN-Forschungsprojektes vor, das bereits 2014 startete. Danach konnte bei verschiedenen Kombinationen mit permanenten Regendächern und seitlichen Netzen die eingesetzte Kupfermenge gegen Apfelschorf in einzelnen Plantagen um 60 bis 93 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig verbesserten sich Ertrag und Qualität der Ernte, da die Regendächer auch vor Frost schützen.
Insgesamt haben sich die Regendächer laut Buchleither gut bewährt. Allerdings führten die Netze auch zu mehr Schadinsekten. Zudem waren einzelne Bereiche der Kunststoffdächer nach vier Jahren zum Teil stark beschädigt. Deshalb sei es ein zentrales Ziel im weiteren Projektverlauf, die Qualität der Bedachung zu verbessern. Diskutiert werden müssen nach Einschätzung von Buchleither auch die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Abdeckungen sowie weitere Umweltaspekte rund um das eingesetzte Plastikmaterial.