Politik | 08. Mai 2024

Zuerst die Ernährung sichern

Von AgE
Am Mittwoch endete der dreitägige Bundesparteitag der CDU in Berlin. Zur Abstimmung stand ein neues Grundsatzprogramm. Im Entwurfsteil zur Agrarbranche sieht sie sich auch als „Bauernpartei”.
Parteitags-Pause: Die CDU verabschiedete in Berlin das vierte Grundsatzprogramm ihrer Geschichte.
Nach 1978, 1994 und 2007 beschloss die CDU erst das vierte Grundsatzprogramm in der Geschichte der Partei. Nach wiederholten Bekenntnissen des vergangenen Protestwinters wundert es nicht, dass die ihrem Selbstverständnis nach auch „Bauernpartei” CDU in dem  Entwurf einige Zeilen der Agrarbranche widmet.
Freiräume statt detaillierter Vorgaben
Dort werden viele mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen, dass die Ernährungssicherung „als Basis unserer Unabhängigkeit” Priorität genießen soll und die Erzeugung von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen als strategische Aufgabe zur Sicherung der Lebensgrundlagen angesehen wird. Viel Zuspruch dürfte auch die Feststellung finden, dass Umwelt- und Naturschutz „nur mit der Landwirtschaft gehen” und für deren Verbesserung „Freiräume statt detaillierter Vorgaben” notwendig seien.
Anspruch auf das Ministerium
Fast schon selbstverständlich sind die Bekenntnisse zu den neuen Züchtungstechniken, zur Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft. Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) treten die Konservativen auf die Reformbremse und sprechen sich für eine starke ökonomische Säule aus, die es den Landwirten erlauben müsse, „nachhaltiger zu wirtschaften, ein gutes Einkommen zu erzielen und ihnen Schutz auf hoch volatilen Märkten bietet”. Daraus ergibt sich nahezu zwangsläufig, dass die CDU nach einer siegreich absolvierten Bundestagswahl 2025 „alles daransetzen wird, die Zuständigkeit für das Landwirtschaftsministerium zu bekommen”.
Das steht zwar nicht im Grundsatzprogramm, sagt aber das Bundesvorstandsmitglied und CDU-Landesvorsitzender und Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Sven Schulze. Der ist nebenher zwar auch Wirtschaftsminister, hat aber allem Anschein nach großen Gefallen an der Agrarpolitik gefunden, die kaum jemals so im öffentlichen Rampenlicht stand wie zuletzt.
Schulze nennt zugleich einen entscheidenden Vorteil der CDU gegenüber der Partei, die sich in den denkbaren Koalitionen als einzige ebenfalls für das Agrarressort interessieren könnte: „Wir wissen, wie Landwirtschaft tickt, die Grünen nicht.”
Tierhaltung weiterentwickeln
Laut Grundsatzprogramm will die CDU die Tierhaltung „zukunftsfähig weiterentwickeln”. Landwirte bräuchten dafür „einen verlässlichen Rechtsrahmen und eine sichere finanzielle Honorierung für erhöhte Tierwohlleistungen”. Wie die Finanzierung erfolgen soll, wird die Partei  nach den Worten von Schulze rechtzeitig vor der Wahl klären. Nach den Erfahrungen beim letzten Mal wäre das  wünschenswert.  Umso erstaunlicher die Absage aus der Bundestagsfraktion an den jüngsten Vorschlag von Mitgliedern der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission, eine Anhebung der ermäßigten Mehrwertsteuer auf tierische Produkte zur Finanzierung heranzuziehen.