Pflanzenbau | 05. November 2020

Zuckerrüben besser schützen

Von AgE
In verschiedenen Bundesländern sind Rufe nach einer Notfallzulassung von Neonicotinoiden für den heimischen Zuckerrübenanbau laut geworden.
Läuse an einem Zuckerrübenblatt
Andy Becht, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium,  hat Ende Oktober  für die Zuckerrübenanbauer in Deutschland eine Notfallzulassung von mit Neonicotinoiden gebeiztem Saatgut gefordert. Dies sei in anderen europäischen Ländern bereits gängige Praxis.
Wettbewerbsverzerrung
„Wir brauchen dringend einheitliche Regelungen für die Landwirte in der Europäischen Union”, erklärte Becht. Der Zuckerrübenanbau in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg leide derzeit unter einem starken Schädlingsbefall und der damit einhergehenden Ausbreitung von Vergilbungsviren. Die Probleme seien bereits jetzt gravierend. Bei einem warmen Winter würde sich die Situation 2021 extrem verschärfen. Anders als ihren Kollegen unter anderem in Frankreich fehlten den Zuckerrübenanbauern hierzulande aber Neonicotinoide als Beizwirkstoff.
„Das ist eine Wettbewerbsverzerrung, die unsere Landwirte
in eine dramatische Lage bringt und den Agrarstandort Deutschland gefährdet”, betonte der FDP-Politiker. Vor diesem Hintergrund unterstütze er den Antrag auf eine Notfallzulassung von mit Neonicotinoiden gebeiztem Saatgut für die Aussaat im kommenden Jahr, den der Verband Hessisch-Pfälzischer Zuckerrübenbauer jetzt beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gestellt habe.
Es gehe um die Sicherung der Gesundheit der Rüben auf 13500 ha in Rheinland-Pfalz, berichtete Becht. In Hessen seien 8000 und in Baden-Württemberg rund 4000 ha betroffen.
In Niedersachsen appellierte Hermann Grupe, der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, ebenfalls, die deutschen Produzenten nicht gegenüber der europäischen Konkurrenz zu benachteiligen.
Nach Einschätzung Grupes ist der Zuckerrübenanbau in Deutschland in Gefahr, seitdem die EU Neonicotinoide verboten hat. Die Probleme mit Viren, die durch Läuse übertragen würden, nähmen mittlerweile massiv zu. Daher wolle die FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag eine Notfallzulassung auf den Weg bringen.
In zwölf EU-Ländern gelte eine solche Ausnahme bereits. Ab 2021 würden auch französische Bauern wieder mit gebeiztem Saatgut arbeiten. Mit dem Antrag wolle die FDP-Fraktion erreichen, dass die Landesregierung sich im Bundesrat für eine solche Ausnahmegenehmigung einsetze.
Bienen nicht in Gefahr
Das ursprüngliche Anliegen, besonders Bienen durch ein Verbot von Neonicotinoiden in der Landwirtschaft zu schützen, sieht Grupe auch weiterhin gesichert. Da Zuckerrüben nicht blühten, würden sie auch nicht von Bienen angeflogen. Der Einsatz dieses Pflanzenschutzmittels an dieser Stelle sei für die Bienen ungefährlich.