Tierhaltung | 31. Januar 2022

Ziegenlämmer am Tränkeautomat aufziehen

Von Maria Wehrle
Der Ringlihof in Horben bei Freiburg hat sich vor eineinhalb Jahren dazu entschieden, seine Ziegenlämmer mit einem Tränkeautomaten aufzuziehen. Herdenmanagerin Katharina Schwarz teilt erste Erfahrungen und Zahlen.
Eine Vorrichtung wie diese schützt die Nuckel vor Verbiss.
Bei der internationalen Bioland Schaf- und Ziegentagung im Herbst 2021 berichtete Katharina Schwarz, Agraringenieurin und Mitarbeiterin auf dem Ringlihof in Horben bei Freiburg, von ihren Erfahrungen mit dem Tränkeautomaten Alma Pro der Firma Urban. Rund 180 Kitze werden damit aufgezogen, was den Herstellerangaben zufolge etwa einer 60-prozentigen Auslastung entspricht.
Das Aufzuchtsystem
Katharina Schwarz erklärt das Aufzuchtsystem: Nach der Geburt trinken die Kitze Biestmilch bei der Mutter. Danach gibt es eine Mischung aus Biestmilch und Vollmilch aus dem Eimer, damit sich die Jungen an den Nuckel gewöhnen. Schon ab dem dritten Lebenstag wird aber über den Automaten getränkt mit zwei Nuckeln für je 30 Kitze. Dabei handelt es sich um eine Ad-libitum-Tränke. Das heißt, die Ziegenlämmer können rund um die Uhr so viel trinken, wie sie möchten. Der Automat kann laut Schwarz sowohl mit Milchpulver als auch mit Vollmilch arbeiten, besitzt ein vollautomatisches Spülsystem und eine Ringleitung, damit die Milch immer die gleiche Temperatur hat.
Weniger Arbeit, gesündere Tiere
Im Vergleich zum alten Tränkesystem, einer einfachen Rinne, spart sich der Betrieb etwa ein Drittel der Arbeitszeit. Wichtig ist laut Schwarz, dass man den Automaten nicht vernachlässigt. Zum Beispiel müsse man trotz Spülprogramm strikt auf Hygiene achten, die Vorräte von Wasser und Pulver beziehungsweise Vollmilch müssten aufgefüllt und die Temperatur kontrolliert werden. Zudem müsse man den Automaten regelmäßig kalibrieren und kontrollieren, ob die Nuckel nicht verstopft sind.
Je nachdem, wie schnell die Ziegenlämmer lernen, selbstständig zu trinken, ist hier noch etwas Nachhilfe nötig. Katharina Schwarz zufolge klappt das aber meist schon nach einem Tag reibungslos. Auch die Kitzkontrolle funktioniere überraschend gut. Einen weiteren Vorteil des neuen Tränkesystems sieht die Praktikerin in der Tiergesundheit: Die Kitze hätten weniger Probleme mit Blähungen und kaum mehr Durchfall. 
Ad-libitum oder rationiert?
Auf eine Nachfrage aus dem Publikum verglich Biolandberater Andreas Kern die automatisierte Ad-libitum-Tränke mit der transpondergesteuerten, rationierten Fütterung. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge würden rationiert gefütterte Kitze in der Tränkephase weniger schnell, aber nach dem Absetzen kontinuierlich weiterwachsen. Bei der Variante ad-libitum dagegen entstehe nach dem Absetzten ein Wachstumsknick, den die Kitze mit ihrer besseren Ausgangssituation aber wieder aufholen. Mit der rationierten Fütterung spare man sich zwar Milchpulver, diese Rechnung gehe dem Experten zufolge aber erst ab einer gewissen Tierzahl auf. Denn die Investition in das rationierte System sei deutlich höher.
Dieses Phänomen bestätigen auch die Erfahrungen von Katharina Schwarz. Mit dem neuen Tränkesystem sei die Pulvermenge deutlich gestiegen, die Aufnahme von Rau- und Kraftfutter dagegen gesunken. Um den Wachstumsstopp nach dem Absetzen zu mindern, sucht der Betrieb noch nach Lösungen, die Ziegenlämmer, die für die Nachzucht bestimmt sind, früher zum Fressen zu animieren.