Betrieb und Wirtschaft | 26. Juni 2014

ZG investierte viel und verdiente weniger

Von René Bossert
Etwas weniger umgesetzt, weniger verdient und erneut viel investiert: So lässt sich das Geschäftsjahr 2013 für die ZG Raiffeisen auf einen kurzen Nenner bringen. Das Jahr 2014 verläuft bisher nach Plan und das Unternehmen erwartet eine Verbesserung des Jahresüberschusses.
Der Umsatz der ZG-Gruppe sank 2013 um 3 %  auf 1,55 Milliarden (Mrd.) Euro, wie der
Vorstandsvorsitzende Dr. Ewald Glaser am Dienstag vor der Presse in Karlsruhe berichtete.   501,7  Mio. Euro (Vorjahr: 531,1 Mio. Euro)  davon entfallen auf die  ZG Raiffeisen eG.
Die Erwartungen beim Ergebnis  konnten laut Glaser nicht ganz erfüllt werden: Für die ZG Raiffeisen eG stehen hier  4,3 Mio. Euro zu Buche, im vergangenen Jahr waren es noch 6,03 Mio. Euro. Für die ZG-Gruppe (also inklusive der Beteiligungsbetriebe) wird kein Ergebnis ausgewiesen.  Die  Gewinne aus den mittlerweile aus der eG ausgegliederten Geschäftsbereichen Technik und Energie – zusammen 1,32 Mio. Euro (0,75 Mio. Euro) – fließen aber per Ergebnisabführung in das Ergebnis der ZG Raiffeisen eG ein.Höhere Personalkosten, gestiegene Abschreibungen und höhere Rückstellungen für Pensionen und Risiken aus dem Warengeschäft waren für den Rückgang beim Ergebnis verantwortlich.  Aus  der  um 100 000 Tonnen geringeren Körnermais-Erfassung fehlten Erträge.
Die ZG will die Standorte am Wasser stärken, betonten die Vorstände Ewald Glaser (links) und Gary Rölle vor der Presse in der erweiterten Erfassungsstelle im Karlsruher Rheinhafen. Dort können jetzt 16 000 Tonnen Mais am Tag getrocknet und 400 Tonnen in der Stunde auf Schiffe verladen werden. Die Lagerkapazität beträgt 40 000 Tonnen.

Die höheren Abschreibungen ergaben sich durch erneut höhere Investitionen. 2013 wurden in der ZG-Gruppe 21,2 Mio. Euro investiert. Auch 2014 soll das hohe Investitionstempo beibehalten werden: Geplant sind Investitionen von 31 Mio. Euro.
   Die höheren Personalkosten ergaben sich durch hohe Lohnabschlüsse und  einen Zuwachs bei der Zahl der Mitarbeiter.  Es wurden viele Auszubildende übernommen und zwei neue Raiffeisen-Märkte eröffnet. Angesichts der neu eingeführten Rente mit 63 ist Glaser froh über den letztjährigen Personalzuwachs. Die Rente mit 63 sei  eine große Herausforderung für  Unternehmen.
Eigenkapitalbasis gestärkt
Trotz des Ergebnisrückgangs konnte  Glaser  dem Geschäftsjahr 2013 positive Seiten abgewinnen: Er wies auf die verbesserte Eigenkapitalbasis der ZG Raiffeisen eG (+ 12,2 % auf 74,1 Mio. Euro) hin. An die mittlerweile 3378 Mitglieder konnten über Warenrückvergütungen, Dividenden und Zinsen auf Genussrechtskapital 1,7 Mio. (1,5 Mio.) Euro ausgeschüttet werden.  Auch sei die Wettbewerbsfähigkeit  durch die Investitionen und  zukunftsorientierte Kooperationen gestärkt worden, wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Genossenschaftskonzern Fenaco beim Bau eines Logistik-Standortes für europäische Genossenschaften in Lahr. Dort soll auf einem 13 Hektar großen Grundstück noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden. In dem Zentrum sollen jährlich über 120 000 Paletten mit Waren ein- und ausgelagert werden.
 45,3 % des Gesamtumsatzes entfielen 2013 auf das Agrargeschäft.  Die Getreideerfassung legte um  27 000 Tonnen auf 325 000 Tonnen zu, die Körnermaiserfassung hingegen ging von 304 000 Tonnen auf 214 000 Tonnen zurück. Der Umsatz in der Vermarktung sank mengen- und preisbedingt um 16 %  auf 274 Mio. Euro.
Der Umsatz mit Betriebsmitteln stieg um 2,6 % auf 177 Mio. Euro. Der Umsatzanstieg wurde im Wesentlichen mit Saatgut und Pflanzenschutz erzielt.     Der beginnende Rückzug des Landes aus der landwirtschaftlichen Beratung stelle  die ZG  vor  Herausforderungen.  In Reaktion auf die Beratungsreform wolle die ZG keine neuen Berater einstellen, aber es seien in den letzten Jahren bereits Mitarbeiter eingestellt worden, sagte Glaser. Nicht die billigsten Betriebsmittel seien in Zukunft wettbewerbsentscheidend, sondern das zusammen mit diesen Produkten vermittelte Wissen. 
Der Umsatz  mit Tiernahrung sank  preisbedingt um 19 % auf 72,6 Mio.  Euro. Erstmals wurde im vergangenen Jahr die Marke von 100 000 Tonnen Mischfutterproduktion in Kehl überschritten. Glaser appellierte, auf den Gegenwind für die Nutztierhaltung offensiv zu reagieren: Im Südwesten gebe es eine relativ kleinbetriebliche Veredlungsproduktion, die man im Zusammenspiel von Berufsstand, Handwerk,  Verarbeitungsbetrieben und der ZG als Futtermittel-Lieferant positiv herausstellen sollte. „Wir haben letztendlich das, was starke Meinungsgruppen wollen”, meinte Glaser.
An der  strategischen Partnerschaft mit der Firma Neuland Süd im Bereich Hähnchenmast will Glaser trotz  der Turbulenzen bei Neuland zunächst festhalten. Einige Betriebe im Badischen, die bestehende Ställe umgenutzt haben, seien inzwischen eingestiegen. Man müsse die Entwicklung bei Neuland abwarten. „Wir werden an dem Thema dranbleiben, notfalls auch ohne Neuland”, sagte er.
Konsolidierung bei Technik erwartet
Der kumulierte Umsatz der Beteiligungsunternehmen im Geschäftsbereich Technik stieg um 6 % auf 176 Mio. Euro. Positiv lief es bei der Same Deutz-Fahr Zentrum GmbH, der Agrom GmbH in Riedhausen und der LCBW GmbH, die Melkroboter vertreibt.  Dagegen war die Entwicklung bei der elsässischen Technique Agricole SARL, der Agrom Agrartechnik GmbH Schutterzell und der Ravensburger Frei Kommunaltechnik GmbH unbefriedigend.  Die ZG habe in den vergangenen Jahren deutliche  Marktanteilsgewinne erzielt, 2014 erwartet Glaser eine Konsolidierung und  einen  verstärkten Wettbewerb.
Die   Raiffeisen Märkte einschließlich der elsässischen Standorte steigerten den Umsatz um 4,3 % auf 86,3 Mio. Euro. Das Gemeinschaftsunternehmen mit der Raiffeisen Waren Zentrale Rhein-Main  zur gemeinsamen Warenbeschaffung und Konzeptentwicklung habe sein erstes Jahr erfolgreich hinter sich gebracht.    
Die drei Unternehmen ZG Raiffeisen Energie GmbH, Honeck-Waldschütz GmbH und Ölmühle Donaueschingen GmbH konnten die  Menge um 6 % steigern. Der Umsatz stagnierte preisbedingt bei 638,5 Mio. Euro. Zusammen mit dem  Partner German Pellets GmbH werde der Holzpellets-Markt zunehmend erfolgreich bearbeitet.
Im  Baustoffhandelsgeschäft unter dem Dach des Beteiligungsunternehmens Raiffeisen Baucenter AG sank der Umsatz aufgrund   des langen Winters
um 13 % auf 127 Mio. Euro.      Das Ergebnis wurde durch Umstrukturierungen, Rationalisierung und die Einführung schärferer Bewertungsrichtlinien belastet. Für 2014 sieht Glaser eine bessere Entwicklung.
2014 bisher im Plan
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2014 sank der  Umsatz der ZG-Gruppe  um 10 %  auf 579 Mio. Euro.  Gesunkene  Getreidepreise und  ein witterungsbedingter Absatzrückgang bei Heizöl waren die Ursache. Bei Kosten und Erträgen liege man im Plan, so dass ein Jahresüberschuss von rund 5,5 Mio. Euro für die ZG Raiffeisen eG realistisch sei.
Im Blick auf die Ernte geht Glaser derzeit von durchschnittlichen Erträgen aus. Auf leich-
ten Standorten im Rheintal seien bei  Mais  durch die Trockenheit Ertragseinbußen zu erwarten und auch bei Winterweizen seien die Erwartungen im Rheintal inzwischen etwas gedämpft.