Politik | 09. Dezember 2021

Zahl der Wölfe erneut deutlich angestiegen

Von AgE
In Deutschland gibt es immer mehr Wölfe. Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer hervor, deren Auswertung das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlicht haben.
Laut offiziellen Statistiken gibt es derzeit in Deutschland 157 Wolfsrudel, 27 Paare und 19 .sesshafte Einzeltiere
Demnach gab es im Monitoringjahr 2020/21 bundesweit 157Wolfsrudel, 27 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe. Im vorhergehenden Monitoringjahr waren nach den kürzlich aktualisierten Daten 131 Rudel, 45 Paare und neun Einzelwölfe nachgewiesen worden. „Die amtlich geprüften Daten aus den Ländern zur Anzahl der Territorien und zu den Vorkommen zeigen: Der Wolfsbestand in Deutschland nimmt zu”, konstatierte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm.
DJV kritisiert „Zahlen von gestern”
Der Deutsche Jagdverband (DJV) übt allerdings scharfe Kritik an den amtlich erhobenen Bestandsdaten zum Wolf. Die dort angegebenen Zahlen zu Rudeln, Wolfspaaren und Einzeltieren bilden nach Einschätzung des Verbandes keinen realitätsgetreuen Wolfsbestand für Deutschland ab. Nach wie vor beziffere das BfN trotz zunehmender Konflikte keine Gesamtzahl für den Wolfsbestand; zudem seien die offiziellen Zahlen „von gestern” und hinkten der Entwicklung hinterher, monierte der DJV. Für den World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland und den Bund Naturschutz (BN) ist die steigende Populationszahl indes kein Grund, erneut über Obergrenzen, Abschüsse oder No-Go-Areas für Wölfe zu debattieren.
Vier Wölfe entnommen
Wie aus dem BfN-Bericht weiter hervorgeht, verteilen sich die meisten Wolfsterritorien von Ostsachsen bis an die Nordsee. Aber auch in den mittel- und süddeutschen Bundesländern seien einzelne Wolfsterritorien nachgewiesen worden, so auch in Baden-Württemberg. Die meisten Wolfsrudel lebten nach Angaben des Bundesamtes im Berichtsjahr in Brandenburg mit 49 Gruppen, gefolgt von Niedersachsen mit 35 und Sachsen mit 29 Rudeln. Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe lag 2020/21 laut dem BfN bei 138 Tieren. Davon seien 107 durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei 13 Wölfen sei eine natürliche Todesursache bestätigt worden, während die Zahl der illegalen Wolfstötungen bei neun gelegen habe. Im Rahmen von Managementmaßnahmen seien darüber hinaus vier Beutegreifer entnommen worden.
Hochrechnung möglich
Der DJV verwies hinsichtlich der Bestandserhebung auf belegbare Erfahrungswerte aus der Literatur, wonach ein Rudel aus durchschnittlich acht Tieren bestehe. Eine Hochrechnung sei somit möglich. Demnach sei zum jetzigen Zeitpunkt von mindestens 1600 Wölfen in Deutschland auszugehen. Noch im Frühjahr hatte der Jagdverband selbst den heimischen Wolfsbestand sogar auf bis zu 2000 Tiere geschätzt. Unabhängig von der genauen Zahl des Beutegreifers ist das Ausmaß der Schäden und Übergriffe auf Weidetiere nach Darstellung von DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke inzwischen so groß, dass in einigen Regionen die Akzeptanz für den Wolf infrage steht. Daran ändere auch der gerade von der Umweltministerkonferenz (UMK) verabschiedete Praxisleitfaden Wolf nichts, der aus Sicht des CDU-Politikers deutlich hinter den notwendigen Erfordernissen zurückbleibt.
WWF: Herdenschutz statt Bejagung
Wie WWF-Programmleiter Wildtiere, Moritz Klose, mit Blick auf die aktuellen Bestandsdaten feststellte, braucht Deutschland statt einer Diskussion um eine Bejagung des Wolfs die Einführung eines flächendeckenden wolfsabweisenden Herdenschutzes. Weidetierhalter benötigten dafür geeignete Zäune, gut trainierte Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungs-  und  Beratungsangebote sowie finanzielle Unterstützung, forderte Klose. Eine Bejagung sei hingegen kein wirksames Instrument, um Mensch-Tier-Konflikte nachhaltig zu lösen.