In Deutschland gibt es immer mehr Wölfe. Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer hervor, deren Auswertung das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlicht haben.
Laut offiziellen Statistiken gibt es derzeit in Deutschland 157 Wolfsrudel, 27 Paare und 19 .sesshafte Einzeltiere
Demnach gab es im Monitoringjahr 2020/21 bundesweit 157Wolfsrudel, 27 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe. Im vorhergehenden Monitoringjahr waren nach den kürzlich aktualisierten Daten 131 Rudel, 45 Paare und neun Einzelwölfe nachgewiesen worden. „Die amtlich geprüften Daten aus den Ländern zur Anzahl der Territorien und zu den Vorkommen zeigen: Der Wolfsbestand in Deutschland nimmt zu”, konstatierte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm.
DJV kritisiert „Zahlen von gestern”
Der Deutsche Jagdverband (DJV) übt allerdings
scharfe Kritik an den amtlich erhobenen Bestandsdaten zum Wolf. Die dort
angegebenen Zahlen zu Rudeln, Wolfspaaren und Einzeltieren bilden nach
Einschätzung des Verbandes keinen realitätsgetreuen Wolfsbestand für
Deutschland ab. Nach wie vor beziffere das BfN trotz zunehmender
Konflikte keine Gesamtzahl für den Wolfsbestand; zudem seien die
offiziellen Zahlen „von gestern” und hinkten der Entwicklung hinterher,
monierte der DJV. Für den World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland
und den Bund Naturschutz (BN) ist die steigende Populationszahl indes
kein Grund, erneut über Obergrenzen, Abschüsse oder No-Go-Areas für
Wölfe zu debattieren.
Vier Wölfe entnommen
Wie aus dem BfN-Bericht weiter hervorgeht, verteilen
sich die meisten Wolfsterritorien von Ostsachsen bis an die Nordsee.
Aber auch in den mittel- und süddeutschen Bundesländern seien einzelne
Wolfsterritorien nachgewiesen worden, so auch in Baden-Württemberg. Die
meisten Wolfsrudel lebten nach Angaben des Bundesamtes im Berichtsjahr
in Brandenburg mit 49 Gruppen, gefolgt von Niedersachsen mit 35 und
Sachsen mit 29 Rudeln. Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe lag 2020/21
laut dem BfN bei 138 Tieren. Davon seien 107 durch Verkehrsunfälle
gestorben. Bei 13 Wölfen sei eine natürliche Todesursache bestätigt
worden, während die Zahl der illegalen Wolfstötungen bei neun gelegen
habe. Im Rahmen von Managementmaßnahmen seien darüber hinaus vier
Beutegreifer entnommen worden.
Hochrechnung möglich
Der DJV verwies hinsichtlich der Bestandserhebung
auf belegbare Erfahrungswerte aus der Literatur, wonach ein Rudel aus
durchschnittlich acht Tieren bestehe. Eine Hochrechnung sei somit
möglich. Demnach sei zum jetzigen Zeitpunkt von mindestens 1600 Wölfen
in Deutschland auszugehen. Noch im Frühjahr hatte der Jagdverband selbst
den heimischen Wolfsbestand sogar auf bis zu 2000 Tiere geschätzt.
Unabhängig von der genauen Zahl des Beutegreifers ist das Ausmaß der
Schäden und Übergriffe auf Weidetiere nach Darstellung von
DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke inzwischen so groß, dass in
einigen Regionen die Akzeptanz für den Wolf infrage steht. Daran ändere
auch der gerade von der Umweltministerkonferenz (UMK) verabschiedete
Praxisleitfaden Wolf nichts, der aus Sicht des CDU-Politikers deutlich
hinter den notwendigen Erfordernissen zurückbleibt.
WWF: Herdenschutz statt Bejagung
Wie WWF-Programmleiter Wildtiere, Moritz
Klose, mit Blick auf die aktuellen Bestandsdaten feststellte, braucht
Deutschland statt einer Diskussion um eine Bejagung des Wolfs die
Einführung eines flächendeckenden wolfsabweisenden Herdenschutzes.
Weidetierhalter benötigten dafür geeignete Zäune, gut trainierte
Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungs- und Beratungsangebote sowie
finanzielle Unterstützung, forderte Klose. Eine Bejagung sei hingegen
kein wirksames Instrument, um Mensch-Tier-Konflikte nachhaltig zu lösen.