Politik | 06. August 2020

Bauernverband pocht auf Bestandsregulierung beim Wolf

Von AgE
Die Zahl der bei Wolfsangriffen getöteten und verletzten Weidetiere nimmt weiter dramatisch und exponentiell zu, 2019 erneut um 40 Prozent”, warnte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am Dienstag in Berlin.
Der Wolf polarisiert: Das zeigen heftige Reaktionen auf einen Kommentar auf der BLHV-Fanseite bei Facebook.
Krüsken tat dies mit Blick auf die neuesten Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Für Krüsken ist es ist nicht akzeptabel, dass diese vorhersehbare Entwicklung vonseiten des Naturschutzes „mit Achselzucken hingenommen wird”. Die Taktik des Verharmlosens und Verniedlichens der massiven Schäden sei unverantwortlich. „Wir müssen jetzt endlich den Einstieg in die ernsthafte Bestandsregulierung beim Wolf finden”, verlangte der DBV-Generalsekretär.
Nach den Erhebungen der DBBW wurden 2019 bei 887 Wolfsübergriffen insgesamt 2894 Nutztiere verwundet oder getötet, darunter mehr als 2500 Schafe und Ziegen, aber auch Rinder und Pferde. Nach Darstellung des DBV-Generalsekretärs belegen diese Zahlen, dass sich die ungebremste Ausbreitung der Wölfe in Deutschland für die Weidetierhaltung in den betroffenen Regionen verheerend auswirkt. Anders als vonseiten des Naturschutzes behauptet, wachse nicht nur der Wolfsbestand in Deutschland exponentiell, sondern auch die Zahl der Wolfsrisse von landwirtschaftlichen Nutz- und Wildtieren und die daraus resultierenden Probleme für die Weidehaltung, so Krüsken.
Die nach seinen Worten „fragwürdige DBBW-Sprachregelung” von der „Weidehaltung in Wolfsgebieten” verschleiere, dass sich der Wolf in Deutschland in einer dicht besiedelten und von Weidetieren genutzten Kulturlandschaft ausbreite. Ein Affront sei es, dass der DBBW-Schadensbericht versuche, die Verantwortung für Wolfsrisse allein den Weidetierhaltern zuzuschieben, indem deren Schutzbemühungen als unzulänglich beschrieben würden. Hier würden Ursache und Wirkung verdreht. „In der Praxis sehen wir einen Wettlauf zwischen Wölfen und Schutzmaßnahmen. Auch vom Naturschutz als wolfssicher eingestufte Einzäunungen werden regelmäßig überwunden”, gab Krüsken zu bedenken.
Herdenschutzmaßnahmen allein können nach Krüskens Überzeugung den Konflikt zwischen Wolf und Weidetierhaltung nicht lösen. Eine Regulierung des Wolfsbestandes ist nach seiner Ansicht unverzichtbar. „Bund und Länder dürfen nicht zulassen, dass die Probleme eines exponentiell zunehmenden Wolfsbestandes durch Untätigkeit nicht mehr beherrschbar werden”, mahnte der Verbandsvertreter. Dadurch würde die Weidehaltung von Nutztieren in Deutschland letztlich infrage  gestellt werden.
Wolfdebatte im Netz
Wolfsgegner und Wolfsfreunde aus ganz Deutschland schrieben bisher rund 600 Kommentare unter den Facebook-Eintrag auf der BLHV-Fanseite. Der Kommentar kritisiert eigentlich die Ausweisung der neuen Förderkulisse Wolf im Schwarzwald, bietet aber genug Diskussionspotenzial für eine Grundsatzdiskussion über den Wolf. Dass sich so viele Menschen, darunter viele Landwirtinnen und Landwirte, an der Diskussion beteiligen, zeige, dass es beim Wolf nicht nur um Artenschutz, sondern um die Existenzen vieler Tierhalter gehe, erklärt BLHV-Pressesprecher Padraig Elsner.
 
 
Dennoch, so warnt Elsner, müsse man in der öffentlichen Diskussion sachlich bleiben. Auch, wenn die Gegenseite extreme Ansichten vertrete. „Auch die Landespolitik sollte diese Warnsignale ernst nehmen”, findet Elsner. „Wir brauchen Schutz- und Entschädigungskonzepte, mit denen unsere Weidetierhalter wirtschaften können. Der BLHV ist seinerseits bereit, hier konstruktive Lösungen voranzubringen.”