Politik | 17. Februar 2014

Wohin mit dem Gebrannten?

Kleinbrenner auf Lösungssuche: Nach dem Wegfall des Branntweinmonopols zum 1. Januar 2018 beginnt für sie eine neue Zeitrechnung. Sie sollten dann für große Mengen ihrer Destillate neue Absatzwege gefunden haben. Kein leichtes Unterfangen, wie am 5. Februar in Ortenberg einmal mehr durchklang.
Podiumsdiskussion um die Zukunftschancen der Kleinbrennerei (von links): Werner Albrecht, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft; Dr. Wilhelm Bruns, Präsident Bundesfinanzdirektion Südwest; Moderatorin Anne Körkel, BLHV; Gerald Erdrich, Geschäftsführer Bundesverband der Deutschen Kleinbrenner; Hansjörg Weis, Vorsitzender Bundesverband der Obstverschlussbrenner; Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, und Ulrich Müller, Vorsitzender des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner..
Wie schon bei der vorigen Jahresversammlung durfte sich der Verband Badischer Klein- und Obstbrenner über einen proppenvollen Saal freuen, diesmal in der Schlossberghalle in Ortenberg. Die Ortenau ist mit 7000 Kleinbrennern eben eine Hochburg des Brennereiwesens   und gemeinsame Probleme schweißen offenbar zusammen. Und die sind nicht klein, mit Blick auf das Ende des Branntweinmonopols zum 1. Januar 2018.

Hauptredner des Abends war Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Ulrich Müller, der Vorsitzende des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner, kündigte   seine Rede mit dem Wunsch an, dass er „brennen möge für die Kleinbrenner”. Zuvor bemerkte Müller bei der Vorstellung des besonderen Gastes als Ackerbauer, Gemüsebauer und Winzer aus dem Heilbronner Raum: „Was noch in seiner Vita fehlt, ist eine gescheite Kleinbrennerei.”
Politische Hilfe nötig
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes
Rukwied bot einen engagierten Exkurs auf Herausforderungen, die für die gesamte deutsche Landwirtschaft von Belang sind, schwenkte dann  zu Besonderheiten für die badischen Kleinbrenner über. „Ohne Sie wäre diese Landschaft nicht in diesem gepflegten Zustand – das Kinzigtal würde ohne Sie zuwachsen”, betonte er.  Der DBV-Präsident betrachtet es als gesellschaftspolitische Aufgabe, die Kleinbrenner zu unterstützen. „Sie brauchen die Begleitung der Politik, auch der Landespolitik”, so Rukwied. Entscheidend sei jetzt, wie die Zweite Säule ausgestattet werde, um die Bedürfnissse von benachteiligten Regionen ausreichend finanziell zu würdigen. Allerdings, daraus machte er keinen Hehl, hätte er sich bessere Vorschläge des Landes zur neuen Förderperiode für die ländliche Entwicklung gewünscht – so zum Beispiel MEKA-Vorschläge, „die wir als Bauern annehmen können”.

Die Jahresversammlung des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner füllte am 5. Februar die Schlossberghalle in Ortenberg.
BLHV-Präsident Werner Räpple betonte in einem Grußwort, „dass die Kleinbrennerei in unserer Region eine wesentliche Stütze bei der Einkommenskreation der Betriebe ist”. Sich den Märkten zu stellen, sei jetzt eine große Herausforderung. Räpple gab sich zuversichtlich, denn Bauern stünden für Anstrengung, Optimismus und Innovation.

Wohin ab 2018 mit den bis zu 70 Prozent des erzeugten reinen Alkohols, die bisher an die Bundesmonopolverwaltung abgeliefert werden? Damit beschäftigte  sich eine Podiumsdiskussion mit  Branchenvertretern (Bild links).  Werner Albrecht, Fachmann vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, plädierte dafür, Erzeugerorganisationen für Agraralkohol ins Leben zu rufen. Mögliche Verwendungsmöglichkeiten seien Verbrennungsmaschinen, technische Alkohole und
Ulrich Müller, Vorsitzender des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner
Kosmetika. Im hochwertigen Produktbereich gelte es, die Regionalvermarktung zu forcieren. Ulrich Müller: „Das ist die einzige Chance, die wir haben.” Inzwischen hören viele Brenner auf.   Gerald Erdrich, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Kleinbrenner, sprach von einer „teilweise dramatischen Situation”. Ihm zufolge gibt es heute noch 17 000 aktive Brenner in Deutschland – vor zehn Jahren waren es noch 22000.