Wissenschaftler pochen auf Genschere
Von AgE
Ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern aus 87 verschiedenen Forschungseinrichtungen in ganz Europa hat vor der Gleichstellung „präziser Mutagenese-Techniken” mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) gewarnt.
Forscher fordern, die mit der Genschere CRISPR/Cas modifizierten Sorten unter das klassische Züchtungsrecht zu fassen.
In einem gemeinsamen Schreiben appellierten die Forscher am 24. Oktober an Brüssel, jede „Innovation in der Pflanzenforschung und Landwirtschaft zu unterstützen” und die Rechtslage entsprechend anzupassen.
Klassisch statt GVO
Konkret wird in dem Papier gefordert, die mit der
sogenannten Genschere CRISPR/Cas modifizierten Sorten unter das
klassische Züchtungsrecht zu fassen und nicht unter die EU-Regelung
gentechnisch veränderter Organismen (GVO).
In ihrer Stellungnahme beziehen sich die Unterzeichner auf das Urteil
des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Juli dieses Jahres. Darin
hatten die Luxemburger Richter entschieden, dass durch Mutagenese
gewonnene Züchtungen als GVO anzusehen sind und deshalb „grundsätzlich”
den Verpflichtungen aus der entsprechenden EU-Richtlinie unterliegen.
Unter das EU-Gentechnik-Recht dürfte nach dem Urteilsspruch auch das
Genome-Editing und somit die kontrovers diskutierte CRISPR/Cas-Methode
fallen.
Dringend gebraucht
Die Forscher befürchten, dass die EuGH-Entscheidung
zu einem „Bann der innovativen Getreidezüchtung” führen werde. Dies
würde der Landwirtschaft, der Gesellschaft und auch der Wirtschaft
schaden. Außerdem würden den europäischen Bauern dadurch neue
Generationen von klimawandelverträglichen und nährstoffreicheren
Feldfrüchten entzogen. Diese würden aber dringend gebraucht, um den
aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
gewachsen zu sein, konstatieren die Wissenschaftler.
In dem Positionspapier monieren die Wissenschaftler auch, dass das
EuGH-Urteil nicht dem aktuellen Wissensstand entspreche. Organismen, die
einem einfachen und gezielten Eingriff in ihr Genom ausgesetzt gewesen
seien, seien mindestens so sicher wie Sorten, die mit klassischen
Zuchttechniken hergestellt worden seien. Dies sei nicht mit Organismen
zu vergleichen, denen durch transgene Verfahren fremde Gene eingeführt
worden seien.
Unterzeichner
Aus Deutschland haben das Positionspapier unter anderem
Vertreter von Max-Planck-Instituten, der Universität Bonn, der
Technischen Universität München (TUM) sowie des Fraunhofer-Instituts für
Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) unterzeichnet.