„Wir wollen nahe an unseren Mitgliedern dran sein”
Für mich überraschend war, dass Auflagen, Einschränkungen und Dokumentationspflichten die Bauern fast noch stärker belasten als die wirtschaftliche Situation. Das wird als Gängelung empfunden, oft wird auch der Nutzen hinterfragt. Die ganzen Themen rund um den Naturschutz haben eine große Rolle gespielt. Auch der Druck auf die Flächen macht Sorgen.
Was den Dienstleistungsbereich angeht, war die Zufriedenheit regional unterschiedlich. Hier sind wir als Verband gefordert, überall ein nachhaltig gutes Dienstleistungsangebot zu setzen. Da besser zu werden, wo es notwendig ist, bleibt eine Herausforderung für uns. Insgesamt gesehen haben wir aber eine positive Bewertung unserer Arbeit erfahren. Das wird auch bestätigt durch das Ergebnis der Mitgliederbefragung, die wir ebenfalls in diesem Jahr durchgeführt haben. Auch da war das Fazit: Unzufriedenheit in dem einen oder anderen Punkt, aber das Gesamtergebnis ist recht gut ausgefallen.
Das war die zweite Regionalkonferenz und in gewissen Abständen sollten wir so etwas wiederholen. Wir wollen an unseren Mitgliedern dran sein und noch mehr über sie wissen. Wir haben deshalb in Software investiert, so dass wir Mitglieder künftig besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten informieren können. In der innverbandlichen Kommunikation wollen wir die neuen Medien stärker nutzen. Beispielsweise haben wir kürzlich unseren YouTube-Kanal gestartet und am 15. Januar wird die Facebook-Seite des BLHV online gehen. Ich hoffe, dass gerade jüngere Mitglieder sich rege beteiligen und beispielsweise auch einmal ein Video ins Netz stellen.
Wir können auf diese Weise über Positives reden und nicht nur auf Anklagen reagieren, sondern zeigen, was wir Gutes machen. Manches mag für uns selbstverständlich sein und nicht der Rede wert – aber für die Bevölkerung ist es durchaus von Interesse.
Vereinbart wurde, dass mindestens einmal jährlich ein Vertreter von Präsidium oder Vorstand des BLHV bei den jeweiligen regionalen Junglandwirtegruppen für ein Gespräch zur Verfügung steht. Wir wollen erreichen, dass in jedem Kreisvorstand ein Junglandwirt Sitz und Stimme hat – das klappt leider noch nicht überall. Eine weitere Veränderung in den Gremien ist, dass jede der im Moment sechs regionalen Junglandwirte- bzw. Jungwinzer-Gruppen im Verbandsausschuss vertreten sein wird. Bisher haben die Junglandwirte nur vier Sitze im Verbandsausschuss. Wir haben wirklich Interesse an der jungen Generation und erhoffen uns mehr Dialog und Verständnis für die Prozesse und Ergebnisse von Verbandsarbeit.
Wir verzahnen auch die Bildungsarbeit von Landjugend und BLHV besser, so wollen wir den Übergang von der Jugendarbeit zur Verbandsarbeit nahtloser gestalten. Dass wir mit Michaela Schöttner als neuer Bildungsreferentin jemanden mit engen Kontakten zur Landjugend geholt haben, senkt hoffentlich die Schwelle, sich in der BLHV-Verbandsarbeit zu engagieren.
Unser Ansatz ist, dass wir versuchen, über gute Kontakte und eine vertrauensvolle Basis frühzeitig unsere Anliegen einzubringen. Wir brauchen für diese Arbeit ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Verband und Behörden. Wenn ich unser Verhältnis etwa zum Regierungspräsidium Freiburg und zum Stuttgarter Landwirtschaftsministerium betrachte, dann kann ich sagen: Wir haben eine Basis, auf der wir reden können. Und wir haben Strukturen für den Dialog, ich nenne als Beispiel das neu eingeführte Dialogforum, wo sich Landwirte und die Naturschutzverwaltung austauschen. Aber ich sage deutlich: Strukturen allein lösen die Probleme nicht. Oft haben wir Situationen, wo der Naturschutz vom Gesetz her schon eine starke Stellung hat und der Schutz der landwirtschaftlichen Flächen nicht zufriedenstellend ist.
Ja. Das Maximalziel – das Vogelschutzgebiet im Bereich Bremgarten wegzubekommen – haben wir nicht erreicht. Über die Strategie des Dialogs haben wir die Auflagen auf den Gelegeschutz eingrenzen können. Es ist klar: Kompromisse sind eben nur Teilerfolge. Einige Landwirte sind inzwischen in Bezug auf solche Naturschutzthemen zur Haltung gekommen: Jetzt ist es dann mal gut und wir wollen auch keine Kompromisse mehr. Da wird es dann natürlich schwierig für den Verband. Wenn wir in Totalopposition gehen, dann würden wir die Gesprächsebene für Kompromisse risikieren.
Ich meine, wir müssen innerverbandlich intensiv kommunizieren und den Weg bestimmen. Zu diesem Weg müssen dann alle stehen. Trotz aller Liebe zum Gespräch und zum Kompromiss können wir bei bestimmten Themen keine Kompromisse eingehen.
Wenn ich mir die Themen Biber und Wolf ansehe, stelle ich fest: Unter dem Dach des Naturschutzes baut sich eine geschützte Population auf und die Landwirte werden dann mit dem Problem allein gelassen. Das kann es nicht sein.
Zur Gülleausbringung an Steillagen ist zu sagen, dass ein Arbeitskreis gebildet wurde. Ich bin zuversichtlich, dass wir für Steillagen gangbare Lösungen außerhalb des Schleppschlauches finden werden. Das Ministerium hat die Problematik erkannt und Gespräche laufen.
Zur Anbindehaltung bei Milchkühen ist unsere Haltung, dass Betriebe mit ungeklärter Hofnachfolge nicht zu großen Investitionen gezwungen werden. Sie würden dann die Milchviehhaltung aufgeben. Die Politik ist sich nicht zuletzt wegen des gemeinsamen Positionspapieres der süddeutschen Bauernverbände des Themas bewusst. Das kleine Agrarinvestitions-Förderungsprogramm ist gut geeignet für die Betriebe, die investieren wollen. Für diese Betriebe müssen auch die Beratungsaktivitäten verstärkt werden. Hier könnte man über ein Stallbau-Modul im Rahmen der Neukonzeption der Beratung vorwärts kommen.
Wir sind in unserem Verbandsgebiet in einer Boom-Region und deshalb stark betroffen.