Pflanzenbau | 17. August 2023

Winzige Helfer gegen Schädlinge im Raps

Von Eliana Häfele, Helmut Rauleder, LTZ Augustenberg
Vom LTZ Augustenberg wurden Gegenspieler von Rapsglanzkäfer, Kohlschotenrüssler und Kohlschotengallmücke bestimmt. Fördern lassen sich die nützlichen Schlupfwespen vor allem durch mehrjährige Blühmischungen, Raps- und Senfarten am Feldrand sowie Direktsaat.
Mit einem Exhauster werden die zuvor vom Raps abgeschüttelten Nützlinge eingesaugt.
Das Auftreten von Gegenspielern des Rapsglanzkäfers im späten Frühjahr kann mit dem Anbau von mehrjährigen Blühmischungen in Verbindung gesetzt werden. Auch spielt es eine Rolle, dass sowohl Raps- als auch Senfarten am Feldrand vertreten sind. Mehrjährige Blühstreifen, auf denen keine Bodenbearbeitung stattfindet, fördern die Vermehrung von Parasitoiden von Rapsschädlingen. Sie können als „Offene Zucht” in Betracht gezogen werden. Ebenso fördert eine Direktsaat der Folgekultur nach Raps die Überlebenschance der Nützlinge, die nach der Überwinterung in die Rapsfelder einwandern und zur biologischen Regulierung der Schadorganismen beitragen können. 
Taktik der Nützlinge
Die Schlupfwespen treten im Bestand gleichzeitig mit den Schädlingen auf.
Die Schlupfwespen traten bei den Untersuchungen des LTZ gleichzeitig mit dem Schädling/Wirt auf den Blüten der Wirtspflanze auf. Im Frühjahr schlüpfen die adulten Schlupfwespen und begeben sich auf der Suche nach dem Wirt in die Raps- und Blühmischungsfelder. Der Geruch der Wirtspflanzen und die Spurenpheromone, sogenannte Kairomone, die der Wirt hinterlässt,   locken sie an. Die Weibchen lauern den Wirten auf und legen ihre Eier in deren Larven. Zunächst ruht das abgelegte Ei. Dann seilt sich die voll entwickelte Larve des Käfers – Rapsglanzkäfer, Gefleckter Kohltriebrüssler, Großer Rapsstängelrüssler –  zu Boden. In der Tiefe von 2 bis 3 cm wird ein Kokon zur Verpuppung gebildet. Danach beginnt die Entwicklung des Gegenspielers: Die Schlupfwespenlarve ernährt sich von der Käferlarve. Nach Vollendung der Entwicklung bohrt sie sich heraus und bildet einen eigenen Kokon, in dem sie auch überwintert. Die Käferlarve stirbt ab. Adulte Rapsglanzkäfer überwintern in Wald und Hecken. Im Gegensatz dazu überwintern deren Parasitoide im Boden der Raps- und Blühmischungsfelder. 
Vorgehensweise im Versuch
Bestimmte Schlupfwespen parasitieren den Rapsglanzkäfer. Hier sind Exemplare im Labor in einem Reagenzglas zu sehen.
Zum Bestimmen und Zählen von Parasitoiden, den Schlupfwespen, wurden dieses Jahr Proben von Raps- und Senfschoten aus verschiedenen Feldern und mehrjährigen Blühmischungen zu mehreren Terminen genommen.  Die gesammelten Schotenproben wurden in Plastikschalen mit einer Schicht Kokossubstrat gelegt und anschließend bis zum Schlüpfen in Fotoeklektoren überführt. Als Fotoeklektor diente ein aus Holz oder Pappkarton gefertigter, abgedunkelter Käfig.
In den Seitenwänden waren zwei Öffnungen mit einem Durchmesser von 10 mm, passend für die entsprechend großen Reagenzgläser, die mit der Öffnung nach innen eingesetzt wurden. Da Insekten zum Licht wandern, konnten die schlüpfenden Parasitoide in den Reagenzgläsern gefangen werden. Die Schlupfwespen wurden schließlich aus den Reagenzgläsern entnommen und mithilfe eines Mikroskops nach morphologischen Merkmalen geordnet und quantitativ erfasst. Anschließend wurden sie in 70-%-Ethanol überführt und in der LTZ-Sammlung bis zur Bestimmung aufbewahrt. Die exakte Artbestimmung der Schlupfwespen wurde von Helmut Rauleder durchgeführt.  In der Tabelle sind die Schlupfwespenarten dargestellt, die aus Raps- und Senfarten nachgewiesen werden konnten.
Ob durch die gezielte Förderung von Gegenspielern zukünftig auf Insektizidmaßnahmen im Winterraps teilweise oder vollständig verzichtet werden kann, muss sich in mehrjährigen Versuchen bestätigen. Erste Untersuchungen, ob auch der Rapserdfloh und der Schwarze Kohltriebrüssler wichtige Gegenspieler haben, werden ab Herbst durch das LTZ Augustenberg-Team der Pflanzenschutzmittelreduktion geprüft.