Winterraps: 140 kg N/ha sind meistens genug
- das Element ein essenzieller Baustein von Proteinen sei,
- unter dem gegebenen wirtschaftlichen Druck hohe Erträge erzielt werden müssten,
- die Nachfrage nach Agrarrohstoffen entsprechend große Mengen erforderlich macht und
- der durch das Erntegut abgeführte Stickstoff dem Boden zurückgegeben werden müsse.
Seitdem sind die Erträge zwar weiter angestiegen; die Stickstoffdüngung ist aber seit rund 25 Jahren gesunken. Etwa ab 1988/1989 konnte die Effizienz also beträchtlich angehoben werden. Um den Einfluss des Züchtungsfortschritts auf dieses Phänomen abschätzen zu können, legten Mitarbeiter des
Gießener Instituts Versuche mit Rapssorten mit Düngungsniveaus von 120 und 220 kg/ha an. Die Nmin-Werte wurden in der Berechnung berücksichtigt. Zusammengefasst ergab sich Folgendes:
- Neuere Rapssorten ermöglichen bei gleichem Düngungsniveau höhere Ernten als ältere,
- mit Hybriden erzielt man höhere Erträge als mit Liniensorten und
- häufig unterscheiden sich die Erträge aus den unterschiedlich hohen N-Düngungs-Stufen nur wenig.
Außerdem ermittelten Gießener Forscher, dass der Kornertrag besonders stark abhängt von der Anzahl der Körner pro Schote. In diesem Punkt sind neuere Sorten älteren überlegen, unabhängig davon, ob es sich um Hybriden oder Liniensorten handelt. „Das Tausendkorngewicht ist dagegen in den vergangenen 25 Jahren nahezu gleich geblieben”, resümiert Stahl.
In vielen Fällen lässt sich somit nach den von Stahl vorgestellten Ergebnissen die N-Düngung auf Praxisschlägen reduzieren, ohne dass es zu Ertragseinbußen kommen muss. „Ein weiterer Effekt einer herabgesetzten N-Düngung ist der erheblich höhere Ölgehalt solcher Rapssamen”, gab Stahl zu bedenken. „Starten Sie aber bitte keine Hauruckaktion bei der Reduktion der Stickstoffdüngung bei Raps. Eine derartige Maßnahme sollte nur schrittweise erfolgen.” Auf Nachfrage eines Zuhörers erläuterte der Referent, dass man die Düngungsversuche nicht ausschließlich auf guten Böden durchgeführt habe. „Die Qualität der Versuchsstandorte schwankte zwischen 40 und 80 Bodenpunkten”, sagte er.
Besonders interessant ist die Erkenntnis von Tiedemanns, dass die bisher in dieser Hinsicht als völlig unproblematisch angesehene Zwischenfrucht Phacelia eine gewisse Rolle für die Verbreitung von Verticillium zu spielen scheint. „Es ist denkbar, dass Phacelia eine ,Überhälterpflanze‘ ist, das heißt ein Reservoir für diese Krankheit darstellt”, erläuterte er. Auch Ackersenf oder Ölrettich sind Vermehrungswirte für Verticillium. Als Kreuzblütler haben diese Zwischenfrüchte aber in Rapsfruchtfolgen ohnehin nichts zu suchen.
Fungizide sind gegen Verticillium praktisch wirkungslos. „Theoretisch haben sie zwar eine recht gute Wirkung; aber weil sie nicht ausreichend ins Xylem transportiert werden, ist der Bekämpfungserfolg unzureichend”, weiß der Experte. Gegen den Pilz ist der Anbau resistenter Sorten das Mittel der Wahl. „Bei der Stängelstreifigkeit beruht die Resistenz auf mehreren Genen”, betont von Tiedemann. „Daher ist sie nicht so leicht zu durchbrechen wie etwa bei der Kohlhernie.” Auch bei resistenten Rapspflanzen gehe der Pilz in die Wurzel. Bei ihnen werde aber über die gesamte Vegetationsperiode die Ausbreitung in den Spross verhindert. Eine gute Nachricht zum Schluss: Im Freiland ist der Pilz durch das Saatgut nicht übertragbar. Auch bei Pflanzen mit hohem Befall hat man den Erreger aus dem Rapssamen nicht isolieren können.