Pflanzenbau | 24. Mai 2018

Wildbienen: Obstbauern schaffen Trendwende

Ein 2010 gestartetes Gemeinschaftsprojekt von REWE Group, Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH, Bodensee-Stiftung und Imkern zeigt, wie die von Obstbauern in der Bodenseeregion durchgeführten Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Wildbienen wirken.
Wildbienenhäuser präsentierten anlässlich der Pressekonferenz (von links): Patrick Trötschler (Bodensee-Stiftung), Werner Vooren (Imker), Johannes von Eerde (Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH), Katja Röser (Marktgemeinschaft Bodenseeobst eG), Michael Winstel (WOG Württembergische Obstgenossenschaft Raiffeisen eG), Esther Dworak (Leitung Marketing Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH), Andreas von Traitteur (Obstbauer), Dr. Florian Schäfer (Nachhaltigkeitsmanager REWE Group).
Auf einer Pressekonferenz am 3. Mai auf dem Reinachhof in  Friedrichshafen wurden Ergebnisse vorgestellt. Das Motto lautete: „Die Wildbienen-Vielfalt nimmt zu: Obstbauern schaffen Trendwende.”
So wurden bei der aktuellen Erfassung der Wildbienen in den Anbauflächen und an Fördermaßnahmen wie Blühflächen-Einsaaten und Nisthilfen insgesamt 117 Wildbienen-Arten ermittelt. Unter den nachgewiesenen Wildbienen befinden sich auch 25 Arten, die landesweit als bedroht oder nach der Vorwarnliste als nicht ungefährdet eingestuft sind, wie die Bärtige Sandbiene, die Große Harzbiene, die Wald-Pelzbiene oder die Rötliche Kegelbiene. Der Nachweis der landesweit stark gefährdeten Schwarzblauen Sandbiene ist als regionale Besonderheit einzustufen.
Die 2017 durchgeführte Erfolgskontrolle macht deutlich, dass auch intensiv genutzte Niederstamm-Obstanlagen Lebensraum für eine große Anzahl von Wildbienen sein können. Voraussetzung dafür ist, dass zusätzliche Blühflächen und Nisthilfen für die so wichtigen Bestäuberinsekten dauerhaft bereitgestellt werden. Der Tierökologe Dr. Mike Herrmann, der das Wildbienen-Monitoring durchgeführt hat, erläutert: „Auf den Ansaaten wurden oft hohe Individuenzahlen und mit bis zu 34 Wildbienen-Arten mancherorts auch eine große Vielfalt festgestellt. Bei einigen Hilfsmaßnahmen wie den Wildbienen-Nisthilfen kam es seit der letzten Erhebung vor vier Jahren sogar zu einer Verdopplung der Artenzahlen. Für intensiv genutzte Obstanbauflächen sind das erfreulich hohe Zahlen.”
Engagement der Bauern
Wildbienenhäuser in einer Obstbaumplantage bei Friedrichshafen.
Für die Förderung der Wildbienen setzen sich die Obstbauern in der Bodenseeregion seit 2010 mit viel Engagement ein. Mittlerweile machen jedes Jahr weit mehr als 100 Betriebe mit.
Im letzten Jahr erreichten die Landwirte mit der Aussaat von weiteren 54 Hektar ein- und mehrjähriger Blühflächen einen neuen Rekord. Die Gesamtbilanz des Engagements der Bodensee-Obstbauern seit Projektbeginn umfasst rund 246 Hektar Blühflächen, über 8800 Gehölzpflanzen (Hecken, Bäume und Sträucher) sowie 550 Insekten-Nisthilfen, 1740 Vogelkästen und 120 Fledermauskästen zur Bereicherung der Obstbauregion.
„Wir sind mit unseren Erzeugerorganisationen stolz darauf, Teil dieser Erfolgsgeschichte und Mitinitiator zu sein. Naturschutz und Landwirtschaft können sich ergänzen; das zeigt dieses Projekt sehr deutlich. Der Naturschutz hat dabei auch einen eigenen, praktischen Anreiz für unsere Obstbauern. Er sorgt dafür, dass die Obstplantagen langfristig genutzt werden können, beispielsweise indem sie von den Bienen bestäubt werden”, so Johannes von Eerde,
der Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH.
Der Projektpartner REWE Group belohnt das Naturschutz-Engagement der Bodensee-Obstbauern mit dem Nachhaltigkeitslabel PRO PLANET und macht es so auch für die Kunden sichtbar. „Unser Apfel-Projekt zeigt, dass der Dialog und die praktische Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Landwirten einen wertvollen Mehrwert für die Natur, die Anbauregion und alle Beteiligten liefern”, so Dr. Florian Schäfer, Nachhaltigkeit Ware REWE Group.
Ziel des PRO PLANET Apfel-Projektes ist es, durch eine gute Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz die biologische Vielfalt auf und im direkten Umfeld von Apfelplantagen zu erhöhen. Es findet ein kontinuierlicher fachlicher Austausch von Naturschützern, Wissenschaftlern, Landwirten und Lieferanten statt. Gestartet wurde das Projekt 2010 am Bodensee. Mittlerweile sind in dem Gemeinschaftsprojekt von REWE Group, Bodensee-Stiftung, BirdLife Österreich und dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) 13 Obstanbau-Regionen mit über 250 Erzeugern im Projekt vertreten, so dass alle deutschen Apfellieferanten der REWE Group sich im Projekt engagieren. Dies führt dazu, dass die REWE- und PENNY-Märkte innerhalb der deutschen Apfelsaison überwiegend mit Eigenmarken-Äpfeln aus dem Projekt beliefert werden können.
Naturschutzfachlich begleitet wird das PRO PLANET Apfelprojekt von Anfang an von der Bodensee-Stiftung. Patrick Trötschler, deren stellvertretender Geschäftsführer, betont den bundesweiten Vorbildcharakter des Gemeinschaftsprojekts: „Die Erfahrungen und Ergebnisse aus unserem PRO PLANET Apfelprojekt zeigen, dass – auch in intensiv genutzten Agrarlandschaften – die Landwirtschaft und Lebensmittelbranche mit großem Engagement deutliche Verbesserungen für die biologische Vielfalt erzielen können. Ich hoffe, dass künftig viele Landwirte dem Vorbild der Obstbauern am Bodensee folgen.” Die Ergebnisse der Erfolgskontrolle 2017 sind zu finden unter www.proplanet-label.com.