Wie man seine Preise durchsetzt
Bei gewerblichen Käufern sieht die Argumentation etwas anders aus. Da kommt es darauf an, mit dem Wiederverkauf und der besseren Verkaufsfähigkeit zu argumentieren. Gewerbliche Kunden haben andere Interessen als Endkunden. Aber auch bei ihnen gilt, dass Produktmerkmale weniger wichtig sind als der Kunden-Nutzen eines Produktes.
Viele Kunden sagen nicht ausdrücklich, dass sie sich am Preis stören. Als Anbieter erfahren Sie den Einwand nicht immer. Solange der Kunde ihn nicht nennt, können Sie den Einwand nicht behandeln. Wenn Sie mit dem Kunden persönlich oder telefonisch im Gespräch sind, erkennen Sie den Preiseinwand. Sagt der Kunde ganz offen, dass es ihm zu teuer ist, dann sollten Sie Ihren Preis nicht sofort rechtfertigen, sondern den Einwand hinterfragen. Dazu eignen sich Fragen wie: „Mit wem vergleichen Sie unseren Preis?”, oder: „Ist der Preis wirklich das Wichtigste?”. Das macht den Kunden nachdenklich. So erfahren Sie die Kundenvergleiche zu anderen Anbietern.
Oft misstraut der Kunde dem Preis, besonders bei Bio-Produkten. Viele glauben nicht, dass Bio auch wirklich Bio ist. Zeigen Sie Verständnis für diese Situation. Mit der Erklärung des Preises können Sie höchstens ein Drittel der preissensiblen Kunden gewinnen, eine höhere Erfolgsquote ist Theorie.
Ein weitverbreitetes Vorurteil: „Wenn ich die Preise um XY Prozent senke, mache ich viel mehr Umsatz.” Mag sein, dass es mehr Aufträge gibt, aber wo bleibt der Deckungsbeitrag? Außerdem senkt der Wettbewerb dann auch seine Preise, und Sie sind nicht mehr der Günstigste. Betriebswirtschaftlich macht es nur Sinn, die Preise zu reduzieren, wenn auch die Leistungen im entsprechenden Umfang reduziert werden.
Vermeiden Sie im Kundengespräch die Floskeln wie: „Das ist sehr gute Qualität”, „Das kann ich Ihnen empfehlen” oder „Dieses Produkt wird gerne gekauft”. Einen höheren Preis können Sie so nicht rechtfertigen. Sie wirken auch nicht überzeugend, wenn Sie nicht selbst überzeugt sind, dass Ihr Preis stimmt. Und: Wer keine Zeit hat, einen Preis zu erläutern, und wem die Fachkompetenz fehlt, hat es nicht leicht, Kunden vom Preis zu überzeugen.
Fühlen Sie sich nicht angegriffen oder provoziert, wenn Kunden am Preis nörgeln. Meist sind Preisgespräche nur eine Aufforderung, mehr über das Produkt zu sagen, Auskunft zu geben über den Gegenwert. Schließlich kommt es auf Ihre Reaktion an, wie Sie mit solchen Kunden umgehen, ob Sie Lust und Laune haben, das Gespräch zu führen.
Studien haben gezeigt, dass Kunden eher mehrere kleinere Scheine ausgeben als einen größeren, auch wenn der Verkaufswert der gleiche ist. In kleineren Scheinen kommt dem Kunden das Geld weniger vor als in einem großen Schein. Zudem zahlen die meisten bereitwillig höhere Beträge mit der Kreditkarte als in bar, da sie das Geld nicht real in den Händen halten.
Der Kunde will den Preis verstehen. Es ist Ihre Aufgabe, ihn ihm zu erklären. Den Unterschied bei den verschiedenen Produkten machen Sie deutlich, wenn Sie neben dem „Premium-Produkt” die billigere Ausführung präsentieren. Man nennt das die „Worst Case Methode”, bei der die Nachteile deutlich gemacht werden. Sie überzeugen schneller, wenn Sie nicht nur über die Qualitätsunterschiede reden, sondern sie auch zeigen. Wenn der Kunde Nachteile für sich befürchtet, kann er einen höheren Preis verstehen.
Gewährte Rabatte sind meist lebenslänglich. Den Rabatt, den Sie heute geben, müssen Sie in der Zukunft auch gewähren – die Höhe des Nachlasses ist dann selbstverständlich. Es gibt Kunden, für die nicht die Höhe der Preissenkung, sondern die Genugtuung wichtig ist, den Preis gedrückt zu haben. Andererseits schafft Rabatt auch Misstrauen. Der Kunde fragt sich: Hätte ich nicht noch mehr rausholen können? Viele Kunden haben sehr gute Verbindungen zueinander. Sobald ein Kunde einen Rabatt auf den Endpreis erzielt hat, geht das durch die Gegend wie ein Lauffeuer.
Wenn kein Weg an einem Preisnachlass vorbeiführt, sollte die Mengenabnahme erhöht werden. Viel wichtiger als Rabatte ist die permanente Zufriedenheit des Kunden mit Ihren Angeboten. Schon bei der ersten Reklamation kommen beim Kunden Bedenken auf: Hängt der Rabatt mit minderer Qualität zusammen? Reklamationskunden sind sehr preissensibel und versuchen den Preis zu drücken, weil sie mit der letzten Lieferung unzufrieden waren. Gewinnbringende Umsätze erzielen Sie dauerhaft nur mit den sehr zufriedenen Kunden, die nie reklamiert haben und deshalb bereit sind, ein wenig mehr zahlen.
Manche wollen trotzdem um einen Rabatt „kämpfen”. Erwähnen Sie die Gleichbehandlung aller Kunden. Vor allem bei erhöhten Vorstellungen des Kunden lohnt sich die Frage. Vielleicht erfahren Sie, wer günstiger angeboten hat. In bestimmten Fällen ist es besser, auf einen Auftrag zu verzichten, oder wollen Sie sich erpressen lassen? Fragen Sie Ihre gewerblichen Kunden, wie sie sich selbst verhalten, wenn der Endkunde im Laden einen Nachlass möchte. Erklären Sie dem Kunden, dass es auch für ihn besser ist, gute Qualität zu einem etwas höheren Preis zu verkaufen und nicht nur Schnäppchen anzubieten. Im unteren Preissegment ist der Preiskampf viel größer und das Image des Anbieters wegen möglicher Reklamationen nicht sehr hoch.
Auch der gewerbliche Kunde muss wissen, wie er Hochwertiges erfolgreich verkaufen kann. Wenn der Endkunde keine Vorteile für sich erkennt, kann er einen Preis nicht verstehen und entscheidet sich für billigere Produkte, die dem Anbieter auch eine geringere Spanne bringen.
Nur wer den Preis versteht, kann ihn akzeptieren. Preiseinwände des Kunden sind auch Informationswünsche des Kunden nach Herkunft oder Anbau der landwirtschaftlichen Produkte. Es gibt immer Kunden, die ausschließlich auf den Preis sehen und mit keinen Argumenten zu überzeugen sind. Aber ein „verlorener Auftrag” ist kein verlorener Kunde, denn oft kommen Kunden wieder zurück, weil sie mit dem Billiganbieter nicht zufrieden waren.