Pflanzenbau | 08. August 2019

Wie man Schnecken in Schach halten kann

Von Dr. Peter Knuth, RP Tübingen
Schnecken können sich hervorragend an ihre Umwelt anpassen – auch in einem sich erwärmenden Klima. Die kleinen Rapspflänzchen sind für alle Nacktschnecken ein absoluter Leckerbissen. Wenn die Schädlinge nicht früh und konsequent eingedämmt werden, drohen Totalschäden.
Ackerschnecken haben eine Vorliebe für sehr junge Rapspflanzen.
Erst wenn die Rapspflanzen das Vier-Blatt-Stadium erreicht haben, sind sie durch Schneckenfraß nicht mehr gefährdet.
Ob im Boden viele oder wenige Schnecken lauern, ist nicht unbedingt entscheidend für das Schadenspotenzial. Viel wichtiger sind die Feuchtigkeits-, Temperatur- und Bodenverhältnisse ab der Keimung, da Nacktschnecken keinen natürlichen Schutz vor Austrocknung haben. Wärme, Feuchtigkeit und schwere, tonhaltige Böden sind für Nacktschnecken sehr günstig. Auf leichten, sandigen Böden sind sie eher weniger zu finden. Solche Böden trocknen schneller aus und bieten weniger Rückzugsmöglichkeiten.
Auch eine reduzierte Bodenbearbeitung und eine Mulchauflage zum Schutz vor Erosion sowie angrenzende Stilllegungs- und Grünlandflächen können den Schneckenbesatz fördern. Leider sind auch Zwischenfrüchte und Greeningmaßnahmen, wie beispielsweise Blühmischungen, für Schnecken ideale Refugien, von denen aus sie in benachbarte Rapsfelder einwandern können. Milde Winter wie 2018/2019 lassen keine Dezimierung der Schädlinge durch Frost erhoffen.
Vorbeugen vor der Rapsaussaat
Eine intensive Stoppelbearbeitung ist auch eine vorbeugende Schneckenbekämpfung. Sie reduziert die Population und selbst Eigelege können dabei zerstört werden. Bei der Stoppelbearbeitung sollte darauf geachtet werden, keine Strohmatten zu vergraben und auch keine Strohreste oberirdisch liegen zu lassen, da sonst den Schnecken ideale Versteckmöglichkeiten geboten werden.
Auflaufendes Ausfallgetreide bietet als „grüne Brücke” den Schnecken Schutz und Nahrung und sollte daher rasch eingearbeitet werden. Unerlässlich ist auch das Rückverfestigen des Saatbettes mithilfe eines Krumenpackers oder gleichartig wirkender Geräte nach jedem Arbeitsgang. Ein auf diese Weise hergestelltes feinkrümeliges und klutenfreies Saatbett enthält weniger Hohlräume im Oberboden, in die sich die Schnecken verkriechen können. Ähnlich wirkt ein Walzen nach der Saat. 
Kontrollieren und handeln
Auf lehmigen, tonigen und klutigen Feldern mit vielen Hohlräumen im Oberboden muss immer mit einem hohen Schneckenbesatz gerechnet werden. Rechtzeitige Kontrollen, am besten sogar noch vor der Saat, sind auf solchen Standorten unerlässlich. Schnecken sind nicht nur nach Regenfällen aktiv. Allein die Taubildung in der Nacht kann ausreichen, um sie aus ihren Verstecken zu locken.
Für die Kontrollen können feuchte Jutesäcke, Bretter oder spezielle Schneckenfolien im Bestand abends an mehreren Stellen ausgelegt und am nächsten Morgen überprüft werden. Für welches Material man sich entscheidet, ist unerheblich. Die Schnecken verkriechen sich unter der Abdeckung, da sie dort vor Austrocknung sicher sind. In der Praxis bewährt hat sich dabei auch eine Beköderung unter den Matten mit metaldehydhaltigen Schneckenkörnern.
Die Schadensschwelle ist bereits erreicht, wenn während der besonders empfindlichen Zeit bis zum Erreichen des Vier-Blatt-Stadiums eine bis zwei Schnecken pro Kontrollstelle an ein bis zwei Tagen festgestellt werden.
Schneckenkorn sollte bei hohem Schneckendruck unmittelbar nach der Saat und eventuell sogar ein zweites Mal gleich nach dem Auflaufen gestreut werden. Die frühe Ausbringung direkt nach der Saat schützt die besonders empfindlichen Keimlinge noch vor dem Durchstoßen der Bodenoberfläche.
Eine Ausbringung der Schneckenkörner zusammen mit der Saat ist nicht zu empfehlen, da dann viele Schneckenkörner verschüttet werden – und Schnecken graben nicht nach den Körnern. Durch anschließende starke Regenfälle verschlämmen viele Körner, was unter Umständen eine Wiederholung der Behandlung erforderlich machen kann.    
Eingeschränkte Zulassung
Vor allem in den Randbereichen der Felder sind häufig die großen, rot-orange bis braun-schwärzlich gefärbten Spanischen Wegschnecken und Roten Wegschnecken zu finden. Sie sind noch mobiler als die kleineren Ackerschnecken.
Einen Überblick über die verfügbaren Sorten Schneckenkorn geben die Tabelle 1 und die Tabelle 2. Bei Neuzulassungen, Zulassungserneuerungen und auch bestehenden Zulassungen von metaldehydhaltigen Schneckenkörnern hat die für Zulassungen zuständige Bundesbehörde, das  Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), die Anwendungsbestimmung NT116 festgesetzt. Sie soll seit 2018 dem Schutz von in den Feldsäumen lebenden indifferenten Gehäuseschneckenarten dienen und lautet: „Bei der Anwendung muss ein Eintrag des Mittels in angrenzenden Flächen vermieden werden – ausgenommen landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzte Flächen”. Eine randscharfe Ausbringung ist aber nur möglich, wenn das verwendete Streugerät entweder eine einseitige Abschaltung ermöglicht, so dass eine Ausbringung von außen nach innen erfolgen kann, oder über einen Grenzstreuschirm verfügt. Auch Neuzulassungen und Zulassungserneuerungen von Schneckenkörnern mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat erhalten seit dem vergangenen Jahr diese Anwendungsbestimmung. Eine zweite, ebenfalls neue Anwendungsbestimmung namens NT870 besagt, dass ein Mittel nicht angewendet werden darf, das giftig für Weinbergschnecken ist, wenn Weinbergschnecken (Helix pomatia und Helix aspersa) auf der Zielfläche vorkommen. Weinbergschnecken sind in den Raps- und auch Getreidefeldern eher weniger zu finden, so dass diese Anwendungsbestimmung zumindest in diesen Kulturen weniger von Bedeutung ist.
Die möglichst gleichmäßige Verteilung der Körner mit einer ausreichend hohen Dichte im Feld ist eine Grundvoraussetzung für den Bekämpfungserfolg. Darum sollten die Streuer auch regelmäßig auf ihre Verteilgenauigkeit überprüft werden.
Schnecken haben zwar einen recht gut ausgeprägten Geruchssinn, die Lockwirkung der Köder ist dennoch auf fünf bis zehn Zentimeter beschränkt. Von den Herstellern werden in der Regel die anzustrebenden Köderdichten pro Quadratmeter angegeben. Nicht immer ist eine ganzflächige Ausbringung auf dem Feld notwendig. Bei schwachem Befallsdruck oder vor allem, wenn mit einer Zuwanderung aus angrenzenden Saumbiotopen gerechnet werden muss, kann auch eine Randbehandlung von fünf bis zehn Metern Breite ausreichen.
Zur Verbesserung der Lockwirkung enthalten Metarex Inov und IronmaxPro Auszüge aus Rapspflanzen.
Anwenderschutz jetzt bußgeldbewehrt
Das BVL hat im letzten Jahr bekanntgegeben, dass bei Neuzulassungen von Pflanzenschutzmitteln die bisherigen Auflagen zum Gesundheitsschutz der Anwender und unbeteiligter Dritter künftig als Anwendungsbestimmungen festgesetzt werden. Damit ändert sich der rechtliche Rahmen, da die Nichtbeachtung einer Anwendungsbestimmung eine Ordnungswidrigkeit ist, die dann auch mit einem Bußgeld geahndet werden kann.
Die erneut zugelassenen Mittel Derrex und SluxxHP sowie die neu zugelassenen Mittel Ferrex und IronmaxPro haben die Anwendungsauflage SS2204 erhalten. Dies bedeutet, dass der Anwender einen Schutzanzug gegen Pflanzenschutzmittel und festes Schuhwerk wie Gummistiefel bei der Ausbringung und Handhabung des Mittels tragen muss. Derzeit haben noch keine metaldehydhaltigen Schneckenkörner diese Auflage zum Gesundheitsschutz erhalten, aber dieses Jahr stehen Zulassungserneuerungen an. Es bleibt abzuwarten, wie das BVL dann entscheiden wird.