Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse hält Bundesumweltministerin Svenja Schulze eine bessere Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen des Klimawandels für dringend geboten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze plädiert aufgrund der anhaltenden Dürre für Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Bauern, drängt aber gleichzeitig auf einen Umbau der Agrarpolitik.
Am Rande eines Praktikerdialogs zum Klimaschutz in der Landwirtschaft wies Schulze am 16. August in Berlin darauf hin, dass die Agrarwirtschaft unter den extremen Temperaturen und der lang anhaltenden Trockenheit dieses Sommers besonders zu leiden habe. Sie plädiert deshalb für Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Bauern, drängt aber gleichzeitig auf einen Umbau der Agrarpolitik.
Notwendig sei eine Änderung der „Logik der
Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)”, betonte Schulze. Nach ihrer Auffassung
muss die Agrarförderung wegkommen von Flächenprämien und so umgestaltet
werden, dass nachhaltiges Wirtschaften und die Anpassung an den
Klimawandel finanziell genauso gefördert werden wie die Erbringung
gesellschaftlicher Leistungen. „Nur so machen wir landwirtschaftliche
Betriebe langfristig krisenfester und erreichen gleichzeitig unsere
Ziele im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz”, betonte die Ministerin.
Sie setzt dabei auf möglichst praxisnahe Maßnahmen wie Bodenschutz,
humusanreichernde Fruchtfolgen oder den Einsatz besser angepasster
Kulturpflanzen. Den Einsatz neuer Züchtungstechniken wie etwa Crispr/Cas
lehnt sie in diesem Zusammenhang klar ab.
Klimaanpassung diskutiert
Laut Bundesumweltministerium wurde bei dem Treffen die praktische
Umsetzung möglicher Klimaanpassungsmaßnahmen diskutiert, wie eine
standortgerechte Bewirtschaftung, eine größere Kulturvielfalt bei der
Pflanzenauswahl, eine vielfältige und weite Fruchtfolge. Erörtert habe
man auch, inwieweit der Viehbestand an die örtlich verfügbaren
Futtergrundlagen angepasst werden müsse.
Die Klima-Allianz Deutschland,
zu der die Organisationen Bioland, Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) sowie Germanwatch gehören, sieht in einer
ökologischen Transformation des Agrarsektors die richtige Antwort auf
die Herausforderungen des Klimawandels.
Erneuter Ruf nach einer Agrarwende
Nach Überzeugung des Leiters Agrarpolitik bei Bioland,
Gerald Wehde, profitiert der Klimaschutz vom steigenden Anteil des
ökologischen Landbaus. Eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren und
vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker, aber auch der häufige Wechsel
der angebauten Pflanzen fördere die Fruchtbarkeit der Böden und helfe
bei der CO2-Bindung, erklärte Wehde. Diese Maßnahmen hätten zudem den
positiven Nebeneffekt, dass die Böden aufnahmefähiger für Wasser seien
und dieses entsprechend besser und länger speichern könnten.
„Nicht nur wegen der Dürre wird immer deutlicher, dass wir dringend eine
Agrarwende brauchen”, betonte Antje von Broock vom BUND ergänzend. Die
Bundesregierung sei jetzt dringend gefordert, die Weichen in die
richtige Richtung zu stellen und der Landwirtschaft zu helfen, ihre
Bewirtschaftungssysteme nachhaltig und grundlegend zu verändern. Der
aktuelle Ruf nach kurzfristigen Finanzhilfen dürfe nicht davon ablenken,
dass ein mittelfristiger Umbau vonnöten sei.