Politik | 23. August 2018

Wie die Umweltministerin die Landwirtschaft haben will

Von AgE
Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse hält Bundesumweltministerin Svenja Schulze eine bessere Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen des Klimawandels für dringend geboten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze plädiert aufgrund der anhaltenden Dürre für Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Bauern, drängt aber gleichzeitig auf einen Umbau der Agrarpolitik.
Am Rande eines Praktikerdialogs zum Klimaschutz in der Landwirtschaft wies Schulze am 16. August in Berlin darauf hin, dass die Agrarwirtschaft unter den extremen Temperaturen und der lang anhaltenden Trockenheit dieses Sommers besonders zu leiden habe. Sie plädiert deshalb für Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Bauern, drängt aber gleichzeitig auf einen Umbau der Agrarpolitik.
Notwendig sei eine Änderung der „Logik der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)”, betonte Schulze. Nach ihrer Auffassung muss die Agrarförderung wegkommen von Flächenprämien und so umgestaltet werden, dass nachhaltiges Wirtschaften und die Anpassung an den Klimawandel finanziell genauso gefördert werden wie die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen. „Nur so machen wir landwirtschaftliche Betriebe langfristig krisenfester und erreichen gleichzeitig unsere Ziele im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz”, betonte die Ministerin.
Sie setzt dabei auf möglichst praxisnahe Maßnahmen wie Bodenschutz, humusanreichernde Fruchtfolgen oder den Einsatz besser angepasster Kulturpflanzen. Den Einsatz neuer Züchtungstechniken wie etwa Crispr/Cas lehnt sie in diesem Zusammenhang klar ab. 
Klimaanpassung diskutiert
Laut Bundesumweltministerium wurde bei dem Treffen die praktische Umsetzung möglicher Klimaanpassungsmaßnahmen diskutiert, wie eine standortgerechte Bewirtschaftung, eine größere Kulturvielfalt bei der Pflanzenauswahl, eine vielfältige und weite Fruchtfolge. Erörtert habe man auch, inwieweit der Viehbestand an die örtlich verfügbaren Futtergrundlagen angepasst werden müsse.
Die Klima-Allianz Deutschland, zu der die Organisationen Bioland, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie Germanwatch gehören, sieht in einer ökologischen Transformation des Agrarsektors die richtige Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels.
Erneuter Ruf nach einer Agrarwende
Nach Überzeugung des Leiters Agrarpolitik bei Bioland, Gerald Wehde, profitiert der Klimaschutz vom steigenden Anteil des ökologischen Landbaus. Eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren und vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker, aber auch der häufige Wechsel der angebauten Pflanzen fördere die Fruchtbarkeit der Böden und helfe bei der CO2-Bindung, erklärte Wehde. Diese Maßnahmen hätten zudem den positiven Nebeneffekt, dass die Böden aufnahmefähiger für Wasser seien und dieses entsprechend besser und länger speichern könnten.
„Nicht nur wegen der Dürre wird immer deutlicher, dass wir dringend eine Agrarwende brauchen”, betonte Antje von Broock vom BUND ergänzend. Die Bundesregierung sei jetzt dringend gefordert, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen und der Landwirtschaft zu helfen, ihre Bewirtschaftungssysteme nachhaltig und grundlegend zu verändern. Der aktuelle Ruf nach kurzfristigen Finanzhilfen dürfe nicht davon ablenken, dass ein mittelfristiger Umbau vonnöten sei.