Wie baut man die Regionalvermarktung aus?
Peter Volz von der Forschungsgesellschaft „Die Agronauten” berichtete, dass die Stadt Freiburg derzeit für das Thema Lebensmittelversorgung offene Ohren habe. In diesem Zusammenhang ist auch eine Studie zum Thema regionale Ernährung zu sehen, deren Fragestellung lautet: Wie viele Lebensmittel, die in Freiburg konsumiert werden, kommen aus der Region? Wobei mit Region in diesem Fall der Regierungsbezirk Freiburg gemeint ist.
Die Agronauten und das Forschungsinstitut für ökologischen Landbau im schweizerischen Frick sind dieser Frage nachgegangen, indem sie Statistiken ausgewertet und Verarbeiter, Lebensmittelproduzenten und Großhändler befragt haben – nicht jedoch Endverbraucher. Deren Aussagen bei Befragungen und das tatsächliche Einkaufsverhalten klaffen nämlich oft auseinander.
Eine Studie dieser Art wurde in Deutschland erstmals gemacht. Die Ergebnisse seien nicht mehr als eine erste grobe Annäherung, sagte Volz. Aber klar sei, dass zwischen den einzelnen Produktkategorien große Unterschiede bestehen und insgesamt noch Luft nach oben gegeben sei. Bezogen auf die Kalorien betrug der Anteil der regionalen Ware über alle untersuchten Produktkategorien hinweg 20%. Bei Milchprodukten waren es 46%, bei Rindfleisch 78%, bei Schweinefleisch 7%, bei Obst 8% und bei Gemüse 13%. Brot wurde mangels Daten nicht einbezogen. Zu den Zahlen bei Obst und Gemüse merkte Volz an, dass allein rund 50 % des Verzehrs auf Südfrüchte entfallen.
Über seine gut funktionierende Direktvermarktung von Trinkmilch und Eis berichtete der Junglandwirt Jonas Kaufmann aus Efringen-Kirchen. Er hat einen Lieferservice aufgebaut und beliefert einige Rewe-Märkte. Am letzten Sonntag im Monat in den Sommermonaten gibt es auf dem Hof ein Eiscafé. Die Schmerzgrenze beim Preis für einen Liter Milch liegt bei 1,20 bis 1,30 Euro, schätzte er.
Professor Heinrich Schüle von der Agrarfakultät der Hochschule Nürtingen wies darauf hin, dass nicht nur Einzelne als Direktvermarkter erfolgreich agieren, sondern auch Zusammenschlüsse von Erzeugern und zwischen Erzeugern und Weiterverarbeitern Chancen bieten.
Nach der Podiumsdiskussion waren die Meinungen der Besucher gefragt. Auf drei Gruppen verteilt wurde diskutiert, was Erzeuger, Verbraucher und Handel tun können, um die Regionalvermarktung nach vorne zu bringen. Festgehalten wurden aus den Gruppendiskussionen am Ende folgende Punkte:
- Der Lebensmittel-Einzelhandel ist sensibel für Kundenwünsche, deswegen haben Kunden großen Einfluss auf den Handel.
- Es braucht neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, die gemeinschaftliche Direktvermarktung bietet noch Möglichkeiten.
- Stolz auf die eigenen Produkte ist zwingend notwendig.
- Die Menschen haben beim Einkaufen im Laden oft wenig Zeit, die Kommunikation über die sozialen Medien kann deshalb ein guter ergänzender Kommunikationsweg sein.
- Die Verbraucher wollen einen einfachen Einkauf, der Spaß machen soll. Auch Genuss ist ein wichtiges Thema.
- Mit Egoismus und Neid bremst sich die Landwirtschaft selber aus.
- Die Landwirtschaft in der Region muss noch stärker auf die Verbraucher zugehen. Die Aufklärung von Verbrauchern funktioniert gut über Erlebnisse.
- Inhabergeführte Lebensmitteleinzelhändler sind zahlungsbereit, was regionale Produkte angeht, mit denen sie ihr Profil schärfen können.