Wenn Verbraucher ihr Produkt wählen
Wie in Frankreich, so ist nun auch in Deutschland eine Frischmilch das erste Produkt, das auf den Markt kommt: Ab nächster Woche ist sie in 400 Rewe-Märkten im Rhein-Main-Gebiet zu kaufen. Rund 9300 Verbraucher hatten zuvor über die Eigenschaften der Milch abgestimmt, wobei sie mit dem jeweiligen Paket der Kriterien auch Transparenz über den resultierenden Preis des Produktes erhielten. Um abstimmen zu können, muss man nicht Mitglied im Verein werden.
Herausgekommen ist bei der Abstimmung eine Biomilch, Weidegang, regional hergestelltes Futter und die Berücksichtigung des Themas Tierwohl über die Anwendung des sogenannten Tiergerechtheitsindex, eine Punktebewertung, die auch in der Schweiz und in Österreich zum Einsatz kommt.
Die Mich soll im Laden 1,45 Euro kosten, wobei die Verbraucherinitiative die Kosten folgendermaßen aufschlüsselt: 58 Cent bekommt der Landwirt, 70 Cent entfallen auf Molkerei, Verpackung, Logistik und Handel, 7 Cent gehen an „Du ist hier der Chef” und 10 Cent entfallen auf die Mehrwertsteuer. Die Vergütung für den Landwirt setzt sich zusammen aus 52 Cent (netto) für die Biomilch und 6 Cent für die Einhaltung der weiteren Qualitätskriterien.
Jeweils 5 % des Verkaufspreises gehen an „Du bist hier der Chef”, im Beispiel der Milch sind das die genannten 7 Cent. So will die Firma von Barthelmé die Marktanalysen, die Fragebögen, die Suche der Hersteller und die Vermarktung finanzieren. „Das ist der gleiche Anteil, wie er auch in Frankreich an die Initiative abgeht”, berichtet Barthelmé.
Die Milch soll deutschlandweit in die Läden, das ist das nächste Ziel. Vier Molkereien will Barthelmé für die Produktion gewinnen. Im Norden sei eine weitere Molkerei für die Abfüllung startklar, im Süden laufen ihm zufolge Gespräche. Auch für eine H-Milch sucht er eine Molkerei. Mit zwei weiteren Lebensmitteleinzelhandelsketten gebe es Gespräche über eine Listung für die Milch, bis Ende August hofft Barthelmé auf Abschlüsse.
Gleichzeitig soll über die nächsten Produkte abgestimmt werden. Fragebögen für Eier, Kartoffeln, Mehl und Honig werden in Kürze online gestellt.