Von Dr. Ursula Domes, TGD Grub
Erkrankungen der Lunge sind nicht nur ein gesundheitliches, sondern auch ein großes wirtschaftliches
Problem. Wir zeigen Ursachen und Vorbeugemaßnahmen auf.
Typisch für die Pasteurellose ist der schleimig-eitrige Nasenausfluss, daher kommt auch der Name Schafrotz.
Die Lunge ist ein wichtiges Organ im Körper, sie ist zuständig für die Sauerstoffanreicherung des Blutes und den Abtransport von Kohlendioxid. Wenn sie geschädigt ist, funktioniert dieser Gasaustausch nicht mehr und alle restlichen wichtigen Funktionen im Körper werden gestört. Das heißt, das Tier kann nicht richtig wachsen, keine ideale Milch- oder Wollproduktion leisten und ist krankheitsanfälliger.
Der Körper hat den Husten als Schutzfunktion etabliert, um Fremdpartikel oder Schleim aus der Lunge zu entfernen. Jedoch ist ein dauernder Hustenreiz sehr quälend für die Tiere, sie sind unruhig, fressen schlechter und fühlen sich unwohl. Deswegen ist es auch aus Tierschutzgründen notwendig, Lungenerkrankungen vorzubeugen und schnellstmöglich zu heilen, wenn sie auftreten.Gerade junge Tiere, Schaflämmer und Ziegenkitze, sind sehr anfällig für Lungenerkrankungen, sie haben noch kein gut ausgebildetes Immunsystem und können noch schlecht ihre Temperatur regeln. Zudem ist ein junges Tier, das einmal eine Lungenschädigung hatte, häufig für den Rest des Lebens in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Auslöser ist selten nur ein Erreger allein
Es gibt vielfältige
Ursachen für Lungenerkrankungen. Die häufigsten sind Bakterien, Viren
und Parasiten. Meist handelt es sich um Faktorenerkrankungen, das
bedeutet, dass ein Erreger nicht für sich allein die Krankheit
verursacht, sondern dass diese erst zusammen mit anderen schwächenden
Faktoren ausgelöst wird. Diese Faktoren sind unter anderem:
- Stallklima: Zugluft, Schadgase, Luftfeuchtigkeit
- Ernährung:
Mangelernährung und somit geschwächtes Immunsystem durch zum Beispiel
Vitamin E- oder Selenmangel oder ungenügende Biestmilchversorgung
- Anzahl der Tiere: Überbelegung, schlechte Herdenstruktur
- Andere Krankheiten und Parasiten: Schwächung der Tiere
Eine der häufigsten Lungenerkrankungen ist die
Pasteurellose, auch
Schafrotz genannt. Bei dieser bakteriellen
Erkrankung haben die Tiere hohes Fieber, sie atmen angestrengt, husten,
sind geschwächt, fressen schlecht und zeigen einen schleimig-eitrigen
Nasenausfluss, der sogar blutig sein kann. Es kann besonders bei Lämmern
zu hohen Todesraten mit teils sehr schnellen Krankheitsverläufen
kommen.
Bei der Schlachtung sieht man mit der Brustwand verklebte
Lungen, die blaurote, verdichtete Stellen aufweisen, die ähnliche
Konsistenz wie Leber haben. Die Keime leben in der Flora von Nase und
Rachen und werden durch Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier übertragen.
Impfung gegen Pasteurellose
Hier dient der Raum unter der Plattform den Kitzen als „Nest”. Ein Lamellenvorhang als flexible Seitenwand sorgte anfangs dafür, dass sich die Tiere nicht gegenseitig in den Ecken erdrückten.
Man
kann Pasteurellose durch die klinischen Anzeichen oder durch die
Anzüchtung in Nasentupfern oder Lungen nachweisen. Bei schon erkrankten
Tieren muss meist eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen, ideal sind
eine Keimbestimmung und ein Antibiogramm (d. h. Bestimmen des wirksamen
Antibiotikums). Zugelassene homöopathische Tierarzneimittel wie Bryonia
und abwehrstärkende wie Lachesis können unterstützend wirken.
Vorbeugend
können die Tiere geimpft werden, entweder mit einem kommerziellen
Impfstoff oder mit einem bestandsspezifischen aus Erregern, die aus
Lungen von verstorbenen Tieren isoliert wurden. Eine Möglichkeit ist es,
die Alttiere in der Hochträchtigkeit – circa sechs bis vier Wochen vor
der Geburt – zu impfen. Über die Biestmilch geben diese Muttertiere
den Impfschutz an die Lämmer weiter, die sofort ab dem ersten Tag
geschützt sind.
Jedoch hält dieser Schutz nur zwei bis drei Monate. Dann
sollten die Jungtiere geimpft werden, um weiterhin geschützt zu sein.
Haben die Lämmer keine Biestmilch von geimpften Alttieren erhalten,
können sie schon ab der dritten Lebenswoche geimpft werden.
Eine frühe,
ausreichende Biestmilchversorgung ist auch zur Vorbeugung anderer
Krankheiten sehr wichtig. Lungenschäden können auch durch
Krankheitsfaktoren wie zum Beispiel Lungenwürmer, CAE,
Lungenadenomatose, Tuberkulose und Pseudotuberkulose verursacht werden.
Lungenerkrankungen vorbeugen
Das wichtigste Ziel muss es sein, Lungenerkrankungen vorzubeugen. So ist beim Bau bzw. Umbau des Stalls
darauf zu achten, das dieser gut belüftet, aber zugleich Zugluft
vermieden wird (unter 30 cm/s, alle vier Stunden kompletter
Luftaustausch). Man kann Luftbewegungen mit einfachen Mitteln wie zum
Beispiel Seifenblasen oder Räucherwerk darstellen.
Windschutznetze
ermöglichen einen guten Luftaustausch und verhindern Zugluft. Die
Keimbelastung in der Luft steht in direkter Relation mit
Lungenerkrankungen. Saubere Luft im Freien hat 100–1000 kbE/m³
(koloniebildende Einheiten = Keime), ein gut belüfteter Stall
10000–15000 kbE/m³ und ein schlecht belüfteter Stall 25000–3 Mio.
kbE/m³.
Schädlich sind auch die Schadgase aus der Einstreu, die das
Lungengewebe schädigen und somit den Weg für Krankheitserreger ebnen. Um
zu testen, ob Schadgase in einem Tierabteil vorhanden sind, sollte man
sich immer auf Nasenhöhe der Tiere begeben und dort einatmen.
Einstreuqualität
Die bei
kleinen Wiederkäuern übliche Tiefstreu verschlechtert mit der Zeit immer
mehr das Stallklima. Es gibt verschiedene Pulver, die man vor dem
Einstreuen auf der Mistmatratze verteilen kann, damit diese trockener
bleibt und weniger Schadgase produziert. Zur Reduktion der
Krankheitserreger sollte zwischen zwei Lammzeiten der ganze Stall, aber
besonders die Ablammbuchten, gründlich gereinigt und desinfiziert
werden.
Junge Tiere können ihre Temperatur noch schwer selbst regeln
und brauchen deswegen bessere Bedingungen als Alttiere. Eine gute
Einstreu, in der die Jungtiere an den Liegeplätzen einsinken, also
ähnlich wie in einem Nest die Wärme halten können (sogenannter
Nestingscore, wichtig bei unter 10 °C), und besonders die Vermeidung
von Zugluft sind wichtig. Dazu kann man ein Art Höhle anbieten, die
gegen fallende Luft schützt.
Aber es ist immer zu beachten, dass darin
die Luftqualität nicht leidet und die Tiere sich nicht erdrücken.
Deswegen sind eine adäquate Gruppengröße und Belegung wichtig. Das
Verwenden von Rotlichtlampen ist umstritten, da sie nur die äußere
Schicht des Körpers wärmen und gerade Ziegenkitze sich darunter gern zu
Gruppen aufeinander legen und erdrücken. Sie sollten nur bei frisch
geborenen Lämmern zur Trocknung in den ersten Lebensstunden verwendet
werden.
Zugekauft werden sollten weder hochträchtige noch sehr junge
Tiere, da sie noch nicht an die andere Keimflora im neuen Bestand
angepasst sind. Eine Quarantäne für zwei bis vier Wochen ist auch zur
Vermeidung von anderen Krankheiten wichtig.