Wenn der Roboter Unkraut hacken geht
In einem Forschungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim werden verschiedene automatische Lenksysteme zur Führung von Hacktechnik auf Versuchsflächen in Unterfranken getestet. Die Versuche wurden im Jahr 2017 in Roter Bete und in Karotten angelegt. So konnten in Roter Bete zwei Kamerasteuerungen, eine GPS-RTK und eine Ultraschallsteuerung, zur Führung einer zwölfreihigen Rübenhacke eingesetzt werden. In den Karotten wurde ein Kamerasystem getestet.
Im Rahmen des Projekts fand eine Maschinenvorführung vor 70 Besuchern aus Forschung und Praxis auf den Versuchsflächen in Bütthard im Landkreis Würzburg statt. Vorgeführt wurden folgende Steuerungssysteme, die während der Saison auf den Versuchsflächen im Einsatz waren:
- Reichhardt PSR Slide GPS-RTK und Sonic
- Schmotzer Kamerasteuerung
- Claas Kamerasteuerung
- K.U.L.T. Vision Control Kamerasteuerung
- Zudem wurden der Robovator der Firma Poulsen und auch der Unkrautroboter Oz der Firma Naïo Technologies vorgestellt.
des Verschieberahmens gelenkt wird. Voraussetzung für eine gute Aufnahme der Pflanzenreihen ist die Möglichkeit, noch mindestens 6 cm Boden zu erkennen. So können in stark verunkrauteten Flächen oder kurz vor Reihenschluss Probleme beim Einsetzen des Systems entstehen.
Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, entwickelte die Firma Schmotzer eine eigene Kamerasteuerung und brachte diese in diesem Jahr endgültig auf den Markt. Um eine Unterscheidung zwischen Unkraut und Kulturpflanzen zu ermöglichen, wurden im System die Umrisse von Kulturpflanzen in verschiedenen Entwicklungsstadien hinterlegt. Mithilfe dieser Bilder kann somit auch in sehr zugewachsenen Beständen eine Kulturpflanzenreihe ermittelt werden.
Da diese Kamera immer nur eine Reihe im Blick hat, können bei größeren Lücken möglicherweise Ausfälle auftreten. Die beiden Kameras nehmen die Pflanzenreihe immer ungefähr einen Meter vor der eigentlichen Maschine auf. Aus diesem Grund können Kurven an Feldrändern nicht ganz so gut befahren werden.
Kamerasysteme, die Pflanzen in einem sehr frühen Stadium erkennen können, zeigte die Firma K.U.L.T. mit ihrem Vision Control Kamerasystem. Vor allem feine Kulturen wie Karotten oder Dill können schon im frühen Keimstadium erkannt werden. Drei Kameras arbeiten mit Infrarot und optischer Kameratechnik direkt über der Pflanzenreihe. Über einen Verschieberahmen wird die Hacktechnik parallel zur Pflanzenreihe ver-
schoben.
Zusätzlich zu den zwischen den Reihen arbeitenden starren Hackwerkzeugen werden aktiv bewegte Elemente verwendet, die Unkraut aus dem unbearbeiteten Bereich in der Reihe entfernen. Die Steuerung des Verschieberahmens und der beweglichen Hackwerkzeuge erfolgt durch ein System, bei dem über jeder Reihe eine Kamera installiert ist. Um das Erkennen der Kulturpflanze für die Kamera zu ermöglichen, muss das Unkraut kleiner als die Kulturpflanze sein. Diese Maschine kann für eine Arbeitsbreite von bis zu zwölf Reihen gebaut werden und ist in 60 Betrieben weltweit im Einsatz. Am sinnvollsten erweist sich dabei der überbetriebliche Einsatz mit einem Fahrer, der gut mit der Technik vertraut ist.
Zudem wird der kleine Roboter auch als Transportfahrzeug in Gewächshäusern bei der Ernte verwendet. Für das Jahr 2018 ist von der Firma Naïo ein größerer Roboter mit einer Arbeitsbreite von 1,2 bis 1,8 m geplant, um Arbeiten auf Beetbreite autonom durchführen zu können.
Die momentan auf dem Markt verfügbaren Geräte bringen dem Maschinenführer jetzt schon erhebliche Arbeitserleichterungen und ein besseres Arbeitsergebnis auf dem Acker. Hohe Genauigkeiten können viele Landwirte jedoch auch mit herkömmlicher Technik erreichen, beispielsweise im Zwischenachsanbau. Die häufig engen Zeitfenster zur Unkrautregulierung können mithilfe von moderner Technik mit größerer Arbeitsbreite und automatischen Lenksystemen gut ausgenutzt werden. Auch wirtschaftlich gesehen lohnen sich Kamerasysteme wegen der Genauigkeit der Arbeit und erhöhten Arbeitsgeschwindigkeit schon auf kleineren Flächen.
Den Einsatz von Robotersystemen wie dem Roboter Oz der Firma Naïo können sich Anbauer von Arznei- und Gewürzpflanzen sehr gut vorstellen. Welche Neuerungen in Zukunft die Landwirte unterstützen können und ob wirklich autonome Systeme auf den Äckern Unkraut hacken, muss man abwarten – in vielen Firmen und Start-up-Unternehmen wird momentan noch sehr viel programmiert und ausprobiert.