Land und Leute | 25. August 2016

Wenn der Mähdrescher auf die Wiese kommt

Von der BBZ-Redaktion
Der Naturpark Südschwarzwald lässt artenreiche Wiesen im Schwarzwald beernten, um Saatgut zu gewinnen. Damit können offene Bodenstellen begrünt werden.
„Bärwurz und Schwarze Flockenblume sind typisch für den Schwarzwald, aber ihre Samen sind im Handel nicht erhältlich und können so auch nicht für die Neubegrünung von Wiesen oder bei der Ausbesserung von Wildschweinschäden  eingesetzt werden”, wird Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle in einer Pressemitteilung zitiert. Organisiert wird die Samenernte durch Ulrike Stephan, die sich mit ihrem Unternehmen mit Sitz in Ihringen  auf Wiesendruschsaat spezialisiert hat. Dabei werden mit dem Mähdrescher Wiesen in Abstimmung mit den Landwirten beerntet, die Samen getrocknet und wieder für die Neuaussaat bereitgestellt. Zuvor werden die Flächen kontrolliert, so dass giftige Pflanzen oder nicht heimische Arten  entfernt  werden. „Der Wiesendrusch in Löffingen, Lenzkirch-Grünwald, Kirchzarten, Hinterzarten und Simonswald ist gut gelaufen. Die Landwirte sind dabei die wichtigsten Ansprechpartner, die die Samenernte erst möglich machen und dafür finanziell einen Ausgleich erhalten.” Landwirte wie Siegfried Wehrle aus Breitnau und Josef Birkle aus Glottertal haben das Projekt gerne unterstützt.
Samenernte in Hinterzarten mit Ulrike Stephan (Mitte) als Projektleiterin im Auftrag des Naturparks, Landwirt Siegfried Wehrle aus Breitnau (rechts) und Mähdrescherfahrer Alfred Engler aus Waldkirch.

Die Wiesenvielfalt des Schwarzwaldes im Wirkungsbereich des Naturparks ist sehr groß, berichtet Holger Wegner vom Naturpark.  „Hier kommen artenreiche Berg-Mähwiesen in den Höhenlagen, magere Glatthaferwiesen mit Großem Wiesenknopf in den Tälern und Bachkratzdistel-Wiesen und Trespen-Halbtrockenrasen im Baar-Wutach-Bereich vor.”
Künftig wird die Begrünung mit der Wiesendruschsaat getestet und die Entwicklung der Vegetation dokumentiert. Die Samen werden bei einigen Flächen bereits bald benötigt, um artenreiche Bärwurz-Bergwiesen und artenreiche Glatthaferwiesen anzulegen.
„Werden Fichten in den Hochlagen des Schwarzwaldes auf verbuschten Weiden bei der Landschaftspflege entfernt, entstehen offene Bodenstellen, die mit Wiesendruschgut begrünt werden können”, berichtet Reinhold Treiber, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Breisgau-Hochschwarzwald.
Bärwurz und Schwarze Flockenblume schaffen es nach Treiber nicht alleine auf neue Flächen, so dass aufgelichtete Bereiche dann artenarm sind und nur von wenigen Grasarten wie dem Roten Straußgras bewachsen werden. Da hier noch ein Informationsdefizit besteht, sollen  Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen  die Begrünung mit gebietsheimischen Saaten  vorgestellt wird. Geplant ist  eine Kooperation mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Das Saatgut beziehen kann man bei der Firma Wiesendruschsaat.