Die landesweite Nitratbelastung des Grundwassers in Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Das geht aus den Ergebnissen des Jahresberichts 2016 zur Grundwasserüberwachung in Baden-Württemberg hervor, die Ende September in Karlsruhe vorgestellt wurden.
Umweltminister Franz Untersteller schreibt den Erfolg bei der Nitratminderung im Wesentlichen den in Wasserschutzgebieten geltenden Regelungen der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung zu.
Für Umweltminister Franz Untersteller zeigen damit „die Maßnahmen des Landes Wirkung”. Als Werkzeuge zur Verringerung der Nitratbelastung nannte er die Düngeverordnung, die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung in Wasserschutzgebieten sowie die Förderprogramme für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl außerhalb von Wasserschutzgebieten.
22 Prozent Rückgang seit 1994
Nach Angaben von Untersteller hat die landesweite
Nitratbelastung des Grundwassers seit 1994 um 22 Prozent abgenommen. Der
Schwellenwert der Grundwasserverordnung von 50 mg/l wurde 2016 nur noch
an rund jeder elften Messstelle überschritten. Hohe Nitratbelastungen
seien jedoch noch in der nördlichen und südlichen Oberrheinebene, in
Teilen des Kraichgaus, im Neckarraum zwischen Stuttgart und Heilbronn
sowie in der Region Oberschwaben zu finden, berichtete der Minister.
In Wasserschutzgebieten mit hoher Belastung, den sogenannten Problem-
und Sanierungsgebieten, habe sich jedoch die mittlere
Nitratkonzentration seit 2001 um etwa elf Prozent beziehungsweise 15
Prozent verringert. Würden lediglich die vor 16 Jahren durchgehend als
Wasserschutzgebiete ausgewiesenen Flächen betrachtet, so seien zum
damaligen Zeitpunkt noch 41848 ha Sanierungsgebiet gewesen; aktuell
belaufe sich die Fläche nur noch auf 14198 ha, was einem Rückgang von 66
Prozent entspreche.
„Dieser beachtliche Erfolg ist im Wesentlichen den in
Wasserschutzgebieten geltenden Regelungen der Schutzgebiets- und
Ausgleichsverordnung zuzuschreiben”, erklärte Untersteller. Die
Verbraucher könnten auch künftig darauf vertrauen, dass ihnen
Trinkwasser in ausreichender Menge und guter Qualität zur Verfügung
stehe. Dafür würden die Wasserversorgungsunternehmen und die
Überwachungsbehörden sorgen.
BLHV: Befreiungen statt Strukturbruch
Ressortchef Franz Untersteller (Grüne) hat über die erheblichen Fortschritte bei der Senkung der Nitratbelastung berichtet (siehe Artikel oben). Er betonte dabei jedoch auch: „Das reicht aber nicht aus.”
Der BLHV weist darauf hin, dass für erhöhte Nitratgehalte im Grundwasser die Landwirte verantwortlich gemacht werden. Wenn nun seit über 20 Jahren beim Nitrat in der oberen Grundwasserschicht ein abnehmender Trend festgestellt wird, so sei dieser Erfolg ebenfalls den Landwirten zuzuschreiben. Landwirte in Baden-Württemberg hätten sich an Vorgaben der guten fachlichen Praxis gehalten. Sie hätten freiwillig Agrarumweltprogramme und Beratungsempfehlungen angenommen.
Dies gehe einher mit geringerer pflanzlicher und tierischer Produktion im Land. Marktanteile gingen verloren an jene Regionen, die in den Medien wegen großer Nitratprobleme zitiert werden. Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg habe nicht nur ein dickes Lob verdient, sondern auch eine Politik mit Augenmaß. Der BLHV-fordert eine differenzierte Herangehensweise bei der Umsetzung des Düngepakets. Auch ohne Verschärfung der Auflagen dürften in Gebieten mit gutem Grundwasserzustand weitere Fortschritte erwartet werden. Das Land solle dort auf zusätzliche Auflagen und Bürokratie möglichst verzichten, fordert der Verband. Umweltauflagen dürften keinen Strukturbruch in der Landwirtschaft auslösen. Die Landesregierung solle Befreiungen von Aufzeichnungen und von bodennaher Ausbringung von Flüssigmist erteilen und Spielraum beim Bau und Betrieb von Anlagen nutzen. Bei solchen umweltrelevanten Themen sei das Landwirtschaftsressort auf Verständnis des Umweltressorts angewiesen.