Pflanzenbau | 15. Juli 2021

Weniger Gras unter Streuobstbäumen

Von Ursula Trcek und Professor Martin Elsäßer, LAZBW
In einer Masterarbeit an der Universität Hohenheim wurden verschiedene Nutzungsformen von Grünland in Streuobstwiesen untersucht. Es ging um die Auswirkung von Beweidung, Schnittnutzung sowie Beschattung auf Ertrag und Artenzusammensetzung unter den Bäumen.
Nur wenige Streuobstwiesen werden noch regelmäßig beweidet.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass die Streuobstbäume generell den Trockenmasseertrag des Grünlandes negativ beeinflusst haben.  Im Schatten der Obstbäume war – im Vergleich zu sonnigen Bereichen – der Trockenmasseertrag auf Weideflächen um 25 % und auf Wiesen sogar um 29 % geringer.
Auch auf die botanische Zusammensetzung des Grünlandes haben die Bäume einen messbaren Einfluss. Das Vorhandensein von Kräutern und Gräsern wurde Anfang Mai nach der Methode Klapp und Stählin abgeschätzt. Die botanische Vielfalt war auf den Wiesen größer als auf den Weiden. Die Art der Bewirtschaftung der Streuobstwiesen hat einen großen Einfluss auf den Artenreichtum.
Kräuter und Gräser
Auf sonnigen Flächen dominierte Deutsches Weidelgras (Lolium perenne); Knaulgras (Dactylis glomerata) trat dagegen häufig auf in schattigen Bereichen. Typische Vertreter auf der Weide waren Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera) und Wiesenrispengras (Poa pratensis) auf den Wiesen. Leichte Unterschiede wurden zwischen sonnigen und schattigen Flächen erkannt. Auf schattigen Flächen gab es generell mehr Gräser als auf sonnigen Flächen. In Schattenbereichen dominierten Gräser, die mit ihrem Spross und ihrem höheren Wuchs einen Vorteil gegenüber eher lichtbedürftigen Kräutern hatten.
Leguminosen etablierten sich aufgrund ihres niedrigeren Wuchses eher auf sonnigen Flächen. Die größte Pflanzenvielfalt gab es auf schattigen Wiesen direkt am Stamm, da dort nicht mit Landmaschinen gemäht werden konnte. Bei Beweidung trat dieser Effekt nicht auf. Auf schattigen Wiesenarealen war der Nährstoffgehalt im Boden etwas geringer, weil Düngungsmaßnahmen infolge des Baumbestandes erschwert waren.
Futterqualität
Es gibt auch Unterschiede in der Futterqualität zwischen der ersten Nutzung im April bis Mai und der zweiten Nutzung im Juni. In der ersten Nutzung war der Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) höher als in der zweiten. In beiden Fällen war der Gehalt an umsetzbarer Energie auf schattigen Arealen niedriger als auf sonnigen. Dies deckte sich auch mit den Messergebnissen der fotosynthetisch aktiven Einstrahlung, in welcher beschattete Areale 64 Prozent weniger fotosynthetisch aktive Einstrahlung erzielten als sonnige Bereiche.