Tierhaltung | 15. Juni 2022

Welches Fressgitter passt zur Ziege?

Von Maria Wehrle
Ziegen haben einen großen Futterneid. Kopfstöße oder Kämpfe am Futtertisch können gerade bei behornten Tieren zur Gefahr werden. Hier einige Tipps, worauf man bei der Fressplatzgestaltung achten kann.
Wenn es das Fressplatzverhältnis zulässt, halten Ziegen von sich aus mehr Abstand am Fressgitter.
Im Vergleich zu Schafen, die immer alles gemeinsam machen wollen, haben Ziegen keinen extremen Herdentrieb. Dafür ist die Rangordnung umso wichtiger. So beschreibt Dr. Nina Keil vom Schweizer Forschungsinstitut Agroscope das Sozialverhalten von Ziegen. Sie war als Referentin bei der Internationalen Bioland Schaf- und Ziegentagung 2021  eingeladen.
Übliche Fressplatzbreite zu eng
Zwischen jedem Ziegenpaar gibt es eine individuelle Distanz, abhängig von der Rangordnung. Haben rangniedere Tiere keinen Platz, um auszuweichen, verstehen ranghöhere Tiere: Ich akzeptiere die Rangordnung nicht. Dann bleibt es nicht beim Drohen, sondern kommt zum Kopfstoß oder sogar zum Kampf.  
In einem Versuch mit zwei verschiebbaren Heuraufen wurde mit unterschiedlichen Abständen getestet, ab wann die rangniedere Ziege noch ungestört fressen kann. Das Ergebnis: Die Distanz hängt von jedem einzelnen Tierpaar ab. Sie reicht von 10 cm bis 4 m, der Median liegt zwischen 0,4 und 1,4 m. „Das ist abgemacht und können Sie nicht ändern”, erklärt Keil.
Für die Praxis heißt das: Die übliche Fressplatzbreite von 30 bis 40 cm ist für die meisten Ziegenpaare zu eng, sodass sie nicht nebeneinander fressen können. 
Palisaden, Nackenrohr und Diagonalgitter im Vergleich
Nina Keil ging auch auf die unterschiedlichen Fressgitterformen ein. In Versuchen wurden Palisaden aus Holz und Gestänge sowie Nackenrohre und Diagonalgitter verglichen. Grundlage war die Frage: Wie schnell kann das rangniedere Tier aus dem Fressgitter zurückweichen? Dabei zeigte sich, dass Nackenrohre sehr ungünstig für behornte Ziegen sind, weil sie mit den Hörnern hängen bleiben. Zudem kommt es dort am ehesten zu Rempeleien, weil es keine einzelnen Abtrennungen gibt.
Diagonalgitter sind sowohl für behornte als auch für unbehornte Tiere ungünstig, weil der Kopf beim Zurücktreten gedreht werden muss. Am besten haben Palisaden-Fressgitter abgeschnitten. Bei den behornten Tieren hat die Variante mit dem Gitter besser funktioniert als die hölzerne Version. Keil vermutet, dass die Tiere dort besser sehen können, wer sich ihnen von hinten oder seitlich nähert.
Untersuchungen haben außerdem gezeigt: Wer eine Fixierung am Fressgitter einsetzt, sollte zusätzlich auch Fressblenden anbringen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Diese sollten möglichst groß und blickdicht sein.
Anzahl der Fressplätze
Grundsätzlich gilt: Je mehr Fressplätze es gibt, desto weniger Auseinandersetzungen. Eine genaue Zahl nennt Keil nicht, da dies auch von anderen Faktoren abhängt, wie etwa der Futtervorlage. Es sollte aber mindestens bei eins zu eins liegen. 
Baumerkblatt
Hier gibt es ein Baumerkblatt für Ziegenställe.