Tierhaltung | 18. Februar 2014

Weidetriebwege: Fünf Varianten im Vergleich

Von Dr. Andreas Steinwidder und Hannes Rohrer, LFZ Raumberg-Gumpenstein
Mussten die Kühe vergangenes Jahr häufig über morastige Wege zur Weide gehen, so ist es Zeit für eine Verbesserung der Triebwege. Welche Materialien sich dazu anbieten, wird seit vier Jahren am österreichischen Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft in Raumberg-Gumpenstein getestet.
Vor allem für lange Wegstrecken ist eine 10 bis 20 cm dicke Hackschnitzelschicht eine gute Lösung. Der Nachteil: Spätestens nach fünf Jahren ist eine neue Schicht notwendig.
Wenn Tiere regelmäßig über morastige Wege zur Weide gehen müssen,  dann steigt das Risiko für Klauenkrankheiten und   die Futterverschmutzung sowie das Auftreten von Durchfällen in  Regenperioden nehmen deutlich zu. Es ist daher sinnvoll, tiergerechte, kostengünstige und arbeitszeitsparende Triebwege zu errichten.
Triebwege sollten mindestens zehn bis zwanzig  Jahre ohne größeren Aufwand halten und möglichst viele Weideflächen erschließen. Optimal für die Rinder sind  trockene und weiche Triebwegausführungen. Die Haltbarkeit  des Weges steigt, wenn Wasser seitlich rasch abfließt bzw. dieser gut drainiert ist.  Um Fragen zur Triebweggestaltung zu testen, wurde am Bio-Institut des Lehr- und Forschungszentrums (LFZ) Raumberg-Gumpenstein  ein Triebwegschaugarten errichtet. Hier werden unterschiedliche Triebwegausführungen seit mehreren Jahren im praktischen Einsatz getestet.
Je größer die Herde ist, desto breiter sollte der Weg ausgeführt werden. Im Anfangsbereich ist eine Wegbreite von 3 bis 5 Metern günstig. Bei kleinen Herden ohne „Pendelverkehr” kann der Weg dann auf bis zu 1 m Breite reduziert werden. Elektrozäune müssen etwa 50 cm vom Wegrand entfernt aufgestellt werden, wodurch  sich  eine Gesamtbreite von etwa 2 Metern ergibt. Bei größeren Herden mit mehr als  40 bis 50 Kühen sind Wegbreiten von 3 bis 4 Metern günstig, da ansonsten der Eintrieb viel Zeit kostet.
Die getesteten Varianten
Hackschnitzel
Vor allem für lange Wegstrecken ist eine 10 bis 20 cm dicke Holzspäneschicht auf einem unbedingt wasserdurchlässigen Untergrund (Schotter) eine gute  Möglichkeit. Je rascher Niederschläge abfließen und der Boden auftrocknet, desto länger ist die Beständigkeit. Es ist jedoch davon auszugehen, dass insbesondere in feuchteren Bereichen (Schatten, feuchter Untergrund etc.) alle zwei Jahre wieder Holzspäne aufgestreut werden müssen. Spätestens nach fünf Jahren muss der entstandene Humus entfernt werden und es ist eine komplett neue Holzspäneschicht notwendig.  

Kunststoffgitter sind auf ebenem Untergrund einfach zu verlegen. Hier die Variante „Belmondo” vor dem Auffüllen mit Sand.
Kunststoffgitter
Auch  zwei Kunststoffgittervarianten wurden in den Schaugarten eingebaut. Von der Ritter GmbH aus Schwabmünchen wurde die Multifunktionsplatte XXL (ca. 0,68 m² pro Platte;
ca.  59×116 cm, 4 cm Höhe; aus HD-PE-Recyclingmaterial) zur Verfügung gestellt. Dieses Produkt wird auch im Garten- und Böschungsbau eingesetzt. Die Firma empfiehlt,  bei Verwendung der Gitter als Triebwegsuntergrund diese auf einem Sand- oder Kiesbett aufzulegen,die  Löcher aufzufüllen und die Platten danach mit einer Holzspäne- und Rindenschicht etwa 10 cm dick zum Schutz der  Klauen  abzudecken. Die Platten weisen spezielle Verbindungspunkte zum einfachen Verbundverlegen auf. Die Kosten für die Platten belaufen sich je nach Abnahmemenge auf 10–15 Euro/m2.
Weiter  wurden die  Belmondo-Kunststoffgitter der Firma Kraiburg eingebaut. Diese 75×57,5 cm großen und 5 cm starken Kunststoffgitter werden seit mehreren Jahren in der Pferdehaltung zur Befestigung von Ausläufen verwendet. Die Gitter werden ebenfalls auf einer Sand- oder Kiesschicht aufgelegt und danach aufgefüllt. Ein Begrünen der Kunststoffgitterlochfläche ist möglich. Diese Gitter müssen laut Hersteller nicht mit einer Rinden- oder Holzspäneschicht abgedeckt werden, bei geneigten Triebwegen ist eine Begrünung oder Abdeckung mit Hackschnitzeln erforderlich (Rutschgefahr). Die Kosten für die Platten belaufen sich auf 20–25 Euro/m2.

Betonlochsteine sind sehr haltbar, der Verlegeaufwand ist jedoch hoch.
Betonlochsteine
Aus dem Straßen- und Gartenbau können auch Betonlochsteine zur Befestigung von Triebwegen eingesetzt werden. Ob nach der Verlegung der Lochsteine auf einem befestigten Untergrund und nach dem Hinterfüllen mit Sand oder Erde eine zusätzliche Abdeckung mit Holzspänen zum Schutz der Klauen notwendig ist, muss auf Grund der Ausführung (Lochgröße, Form, Befüllungsmaterial etc.) entschieden werden. Bei Betonlochsteinen mit kleinen Öffnungen ist dies zumeist nicht erforderlich, sie können daher auch begrünt werden.
Am Bio-Institut wurden Rasengittersteine (60×40×8 cm) verlegt, wobei eine  Holzspäneschicht aufgebracht wurde. Auch eine Begrünung wäre möglich. Die Kosten für die Betonlochsteine belaufen sich je nach Abnahmemenge und Stärke auf 12–15 Euro/m2.
 
Alte Betonspalten sind begrünbar und preisgünstig. Die Frage ist, ob man welche bekommt. Ein weiteres Problem ist die mögliche Rutschgefahr.
Alte Spaltenböden oder Gummiliegematten

Eine interessante und preiswerte Möglichkeit zur Befestigung ebener Triebwege stellen gebrauchte Spaltenbodenelemente aus der Rinder- oder Schweinehaltung dar. Diese können ebenfalls hinterfüllt und begrünt werden. Vor allem wenn die gebrauchten  Spaltenbodenelemente glatt sind, ist eine Begrünung anzuraten. Darüber hinaus wurden auch alte Liege-Gummimatten als Triebwegbefestigung verlegt. Diese Matten wurden dazu
 mit Kanthölzern aneinandergeschraubt und auf dem ebenen verdichteten Untergrund aufgelegt. In der Praxis verwenden Landwirte teilweise auch Gummimatten von Industrie-Förderbändern.
Weitere Möglichkeiten
Eine weitere Möglichkeit, Triebwege auszuführen, ist die Verwendung von feinem Sand, der auf den drainierten Untergrund feucht aufgestreut und danach gut verdichtet wird. Wichtig ist hier, dass der Sand nicht zu grobkörnig ist und dass der Weg bombiert ausgeführt wird. Säurebeständige Asphalt- und  Betonwege sind sehr dauerhaft, gut befahrbar, jedoch teuer und bergen bei abfallenden Wegen eine Rutschgefahr. Wenn Steine auf diesen Böden liegen, können sich Kühe diese sehr leicht in defektes Sohlenhorn eintreten. Für lange Triebwege (über 500 m) sind harte Untergründe nicht optimal.
Einen Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener Triebwege bietet die angehängte Tabelle.