Tierhaltung | 18. August 2017

Dringend notwendig: Schattenspender

Von Birgit van Damsen
Viele Pferde verbringen im Sommer einen Großteil der Zeit auf der Weide. Umso wichtiger ist jetzt ein Unterstand, der vor Hitze und lästigen Insekten schützt. Vom kleinen Sonnensegel bis zur festen Weidehütte reicht hier die Palette.
Prinzipiell sollten beim Aufstellen von Weideunterständen folgende Kriterien beachtet werden:
  • Den Unterstand wegen Luftbewegung, Insektenaufkommen und Bodenbeschaffenheit möglichst nicht in Talsenken, Gewässernähe oder an Waldrändern, sondern in luftigen Lagen oder auf Bergkuppen aufstellen.
  • Der Standort sollte so gewählt werden, dass der „landschaftsprägende Charakter” des Umfeldes nicht gestört wird, der Unterstand sich also optisch unauffällig in die Umgebung einfügt.
  • Die Erfahrung hat gezeigt, dass Pferde einen Unterstand wenig oder gar nicht nutzen, wenn sie von dort aus das Umfeld nicht ausreichend überblicken können. Das ist besonders dann der Fall, wenn keine freie Sicht zum Straßenverkehr, zu Wegen mit vorbeilaufenden Menschen und Hunden, anderen Pferden oder sonstigen Störfaktoren besteht.
  • Der Platzbedarf pro Pferd in einem Unterstand kann nach folgender Formel bemessen werden (BML-Leitlinie): 2,5×Widerristhöhe². Bei günstigen Voraussetzungen bezüglich Raumstruktur, Pferdeverträglichkeit und Betreuung kann nach dem Verhaltensforscher Prof. Zeeb eine Reduzierung des Platzangebots um bis zu 20 Prozent vertretbar sein. Je größer die gehaltene Gruppe, desto kleiner ist der Platzbedarf je Pferd: 4,0 m²/Tier für mehr als 5 bis 10 Pferde und 3,5 m²/Tier für 11 bis 20 Pferde (Angabe BML).
  • Die Deckenhöhe sollte mindestens 1,5 mal Widerristhöhe betragen, also bei 1,50 Metern Stockmaß etwa 2,25 Meter.
  • Die Öffnung des Unterstandes sollte sich auf der wetterabgewandten Seite befinden.
  • Hat der Unterstand drei oder vier Wände, muss der Eingang so breit sein, dass ranghohe Tiere ihn nicht versperren können. Eventuell müssen zwei möglichst weit auseinanderliegende Eingänge geschaffen werden. Jeder Eingang sollte mindestens zwei Meter breit sein.
  • Zum Schutz vor Insekten kann der Eingang mit einem Vorhang aus flexiblen Klarsicht-Kunststoffbahnen (Streifenvorhänge) versehen werden, den die Tiere mit Kopf und Schulter beiseite schieben können.
  • Rückwand und Seitenwände des Unterstandes sollten nicht unmittelbar mit der Einzäunung abschließen, da sich Pferde je nach Witterung auch gern neben oder hinter dem Unterstand aufhalten.
Ortsfest oder transportabel
Fahrbare Weidehütten sind flexibel, dafür aber nicht ganz so stabil.
Schutzhütten aus wetterfestem Holz
(Lärche, Douglasie) sind im Fachhandel als Bausatz erhältlich. Die Außenwände sind in der Regel aus gehobelten Holzbrettern mit Nut und Feder gefertigt. Die Dachdeckung (Pultdach teils mit Vordach) besteht aus Trapezblechen.Die Rück- und Seitenwände sind komplett geschlossen, die Frontseite ist offen. Die Montage erfolgt an senkrechten Pfosten (Holz oder verzinktes Vierkantrohr) in U-Profilen.
Für Ponys oder Kleinpferde können auch preiswerte Carports aus Holz verwendet werden, die in Baumärkten erhältlich sind. Da diese Carports keine Seitenwände besitzen, kann man an zwei oder drei Seiten Holzverschalungen anbringen.
Fahrbare Weidehütten gibt es mittlerweile in vielen Größen und Ausführungen. Allen gemein ist eine einziehbare Achse mit zwei Rädern (klappbar oder abnehmbar), die über ein Rahmentragwerk mit einer Anhängevorrichtung für Pkw oder Traktor verbunden ist. Man kann sie daher schnell an fast jeden beliebigen Ort fahren. 
Hütten aus Kunststoff
Eine fahrbare Weidehütte besitzt in der Regel keine Kfz-Zulassung und darf darum nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6 km/h gezogen werden. Darüber hinaus haben diese auch den Nachteil, dass das Tragwerk im Verhältnis zur Größe bzw. zum Rauminhalt durch häufiges Fahren überbeansprucht werden kann.
Generell gilt: Je größer der Rauminhalt (bis zu 45 m3), desto kritischer ist die Stabilität zu beurteilen. Dabei ist nicht die statische Stabilität während der Aufstellphase das Problem, sondern die Stabilität beim Transport der Weidehütte.
Sogenannte Tierhütten – auch als Horse-Sheds bezeichnet –  sind transportable, zerlegbare und allseitig umschlossene Weidehütten aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Es gibt sie zurzeit in zwei Größen: 2,83 m × 2,45 m × 2,34 m (L × B × H) für ein Pferd und 2,83 m × 3,65 m × 2,34 m für zwei Pferde; mit einem oder zwei Eingängen und in der Farbe Grün, weitere Farben gegen Aufpreis.
Aufgrund der seitlichen Rundungen sind Horse Sheds sehr windschlüpfrig und bedürfen in der Regel keiner Bodenverankerung. Als Zubehör werden Fenster, Heuraufen, Tröge und abschließbare Türen angeboten. Horse Sheds werden von Pferden vor allem bei hohem Insektenaufkommen (Bach und Waldnähe) im Sommer genutzt und haben sich bei Ekzemerpferden bewährt, da sie bis auf die Türöffnungen allseitig umschlossen sind und von Kriebelmücken gemieden werden.
Laut Hersteller kann das Aufstellen eines Horse-Shed sogar in Landschaftsschutzgebieten erfolgen und bedarf zumeist keiner kostspieligen Genehmigung, da es ein transportables System ist.
Weidezelte
Weidezelt ohne Seitenwände: Schutz vor Sonne und Regen
Pferde-Pavillons ohne Gründungen
gibt es in vielen Varianten. Entweder speziell für die Pferdeszene entwickelte, relativ teure Produkte (ab 1200 Euro, zum Beispiel bei Texas-Trading) oder „zweckentfremdete” Systeme aus der Industrie, wie mobile Carports aus Stahlrohr mit Kunststoffdach, die als Unterstellplätze für Autos konzipiert sind und in den Abmessungen 6 × 3 Meter je nach Stabilität und Qualität ab 300 Euro in Baumärkten angeboten werden.
Ähnliche Konstruktionen, die speziell für Pferde konstruiert sind und sich „Mobil-Shelter” nennen, gibt es in den Größen 4 × 4 oder 4 × 6 Meter im Handel. Es gibt auch Weidezelte, die aus einer planenbedeckten Dachkonstruktion und Panelelementen als Seitenwänden bestehen, die zusätzlich mit Windschutznetzen bestückt werden können. Weidezelte bestehen meist aus einem Tragwerk mit galvanisiertem Stahlrohr und Dachplanen aus Polyesterfaser, PVC-beschichtet.
Als Erweiterung und Zubehör werden Seitenwände, Querversteifungen und Regenrinnen angeboten. Die Füße können gegen Sturmschäden mit Erdnägeln im Boden verankert werden. Auf dem Markt sind Viereck-Pavillons (3 × 3 bis 6 × 6 Meter), Sechseck-Pavillons mit Durchmessern von 6 bis 8 Metern und Gruppenunterstände mit Durchmessern bis zu 12,70 Metern.
Erfahrungsgemäß nehmen Pferde in der Sommerzeit den Pavillon lieber ohne Seitenwände als luftigen Schattenplatz an, während sie sich bei Wind und schräg einfallendem Regen im Winter mit zwei eingezogenen Seitenwänden wohler fühlen. Die Seitenwände sollten übrigens stets über Eck und gegen die Windrichtung angebracht werden, da sich sonst Luftverwirbelungen im Innern der Pavillons bilden können und dann die Standsicherheit gefährdet ist.
Allzweckhallen und Beschattungsnetze
Beschattungsnetze bieten Schutz vor der Sonne, nicht jedoch vor Regen.
Für eine vorübergehende Unterstellmöglichkeit auf Weiden haben sich auch die sehr preiswerten und schnell aufstellbaren Gartenpavillons bewährt, die es in verschiedenen Ausführungen und Qualitäten in Bau- oder Gartenmärkten zu kaufen gibt. Sie sind jedoch nur bedingt einsetzbar, da sie nur eine geringe Stabilität aufweisen und nicht verbissfest sind.
Bogenförmige Allzweckhallen können ebenfalls als Weideunterstände für Pferde genutzt werden. Sie bestehen aus ovalen, gesteckten Stahlrohren und einem Dach aus grüner oder beiger PVC-Folie (PVC/Lkw-Plane), deren Lebensdauer die Hersteller mit über zehn Jahren angeben. Für die Montage benötigt man lediglich normales Werkzeug und keine Fundamente.
Der Zusammenbau erfolgt durch ein Stecksystem, Klemmprofile und Verschraubungen. Die Standardbreite beträgt 9,3 Meter, die Längen beginnen mit 6 Metern und sind in neun Varianten bis 49,5 Meter erhältlich. Die Hersteller weisen besonders auf die Standfestigkeit der Allzweckhallen durch die ovalen Rohre sowie auf ihre Windschlüpfrigkeit bei Sturm hin.
Andere Runddachzelte gibt es in elf Größen komplett mit zwei Seitenteilen und Rolltor mit den Abmessungen von 6,1 × 3,7 × 2,45 Meter (L × B × H) bis 11 × 4,2 × 3,7 Meter. Sogenannte Beschattungsnetze aus UV-stabilisiertem HD-Polyester, die mit Gurtbändern und elastischen Schlaufen an den oberen Enden der vier Stützen montiert werden, schützen allerdings nur gegen Sonneneinstrahlung und sind in den Maßen 6x4 Meter erhältlich.