Politik | 27. August 2020

Weg frei für neues Herkunftsprinzip

Von AgE
Das Bundeskabinett billigte am 19. August den Entwurf für ein novelliertes Weingesetz, mit dem sich das deutsche Weinbezeichnungsrecht zum Teil an das romanische anlehnen soll.
Kernstück ist nach Angaben von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner eine stärkere Herkunftsprofilierung, die nach dem Terroir-Prinzip beziehungsweise in Form einer  Herkunftspyramide erfolgen soll. Künftig wird es demnach „Deutschen Wein” ohne geschützte Herkunft, „Landwein” mit geschützter geografischer Angabe sowie in der höchsten Stufe Orts- und Lagenwein mit geschützter Ursprungskennzeichnung geben. Zukünftig soll für die Qualität vor allem entscheidend sein, „wo” ein Wein angebaut wird. Damit verbunden sei eine Stärkung der Region, da die geografische Herkunft der Weine weiter an Bedeutung gewinne, erläuterte Klöckner. Außerdem solle die stärkere Differenzierung in Orts- und Lagenweine den Verbrauchern künftig mehr Orientierung bieten und mehr Qualität garantieren.
Marktanteile verloren
Darüber hinaus kündigte die Ministerin die dauerhafte Beschränkung der Neuanpflanzung von Rebflächen auf 0,3 Prozent der gesamten Anbaufläche von aktuell rund 100000 Hektar sowie die Aufstockung des Budgets der Absatzförderung des Bundes über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) um 500000 Euro auf zwei Millionen Euro jährlich an.  Der Deutsche Weinverband (DWV) signalisierte Zustimmung zu der Novelle.
Notwendig wird der Systemwechsel laut Klöckner auch deshalb, weil die deutschen Winzer in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich in erheblichem Maße Marktanteile verloren haben. Der Ministerin zufolge stiegen die jährlichen Weinexporte aus der Europäischen Union zwischen 2008 und 2018 um 5,3 Millionen Hektoliter (Mio. hl) auf 22,6 Mio. hl an, während die deutschen Ausfuhren in Drittländer im gleichen Zeitraum von 2,2 Mio. hl auf 1,0 Mio. hl einbrachen. Der jährliche Ausfuhrwert deutscher Weine in Drittländer sei dabei um 127 Mio. Euro auf 307 Mio. Euro gesunken.
Deutschland habe nicht am europäischen Absatzwachstum partizipiert, stellte die CDU-Politikerin klar. Dies bedrohe die Zukunft der jungen deutschen Winzer.