Weg frei für eine Frau im DBV-Vorstand
Von AgE
Der Vorstand des Deutschen Bauernverbandes hat künftig die Möglichkeit, jeweils für die laufende Wahlperiode eine voll stimm- und vertretungsberechtigte Vizepräsidentin zu berufen. Rund 90 Prozent der Delegierten stimmten beim Deutschen Bauerntag einer Satzungsänderung zu.
Der Deutsche Bauerntag 2022 in Lübeck setzte zukunftsweisende Wegmarken für die berufsständische Interessenvertretung.
Die Mitgliederversammlung machte auf dem Deutschen Bauerntag vergangene Woche in Lübeck mit dieser großen Mehrheit den Weg frei für eine Frau in der Führungsriege des Verbandes. Dies soll die Vorsitzende des neu eingerichteten DBV-Fachausschusses Unternehmerinnen, Susanne Schulze Bockeloh, sein, sobald die Satzungsänderung rechtskräftig geworden ist. Damit wird es künftig fünf Stellvertreter des DBV-Präsidenten geben.
Hennies für Schwarz
Bereits gewählt zum neuen DBV-Vizepräsidenten wurde
in Lübeck der Präsident des Landvolkverbandes Niedersachen, Dr. Holger
Hennies. Der 52-jährige Landwirt erhielt fast 90 Prozent der
Delegiertenstimmen. Hennies tritt die Nachfolge von Werner Schwarz an,
der nach zehnjähriger Tätigkeit im DBV-Vorstand auf eigenen Wunsch
ausscheidet und mit stehenden Ovationen der Delegierten verabschiedet
wurde. Schwarz ist einer der Initiatoren des Konzepts „Zukunftsbauern”,
das in der Mitgliederversammlung breite Zustimmung gefunden hat und den
weiteren Weg des Bauernverbandes skizzieren soll.
Wegweisender Schritt
DBV-Präsident Joachim Rukwied begrüßte die
Satzungsänderung als wegweisenden Schritt: „Diese Weiterentwicklung
stand auf der Prioritätenliste ganz oben”, so Rukwied. Damit sei eine
erste wichtige Zielmarke gesetzt worden, um das selbst gesteckte Ziel zu
erreichen, den Bauernverband jünger und weiblicher zu machen. „Wir
brauchen dringend die Expertise der Unternehmerinnen auch bei unserer
politischen Arbeit”, bekräftigte der Bauernverbandspräsident. Er sieht
nun auch die Landesverbände gefordert, Unternehmerinnen stärker in die
Verbandsarbeit „und auch in die Verbandsführung” einzubinden.
Die designierte Vizepräsidentin Schulze Bockeloh betonte gegenüber den
Delegierten ihren Anspruch, das Gesicht der Unternehmerinnen im
Deutschen Bauernverband zu sein. Den neu gegründeten gleichnamigen
Fachausschuss leitet die 57-Jährige seit einigen Wochen. Die Vorsitzende
des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster kündigte an, sie werde
sich in ihrer künftigen Funktion in alle Themen, die Frauen betreffen,
einbringen. „Ich werde mitreden und mitgestalten”, versicherte Schulze
Bockeloh. Sie hatte 2019 für das Amt des Präsidenten des
Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) kandidiert, war
aber in der Abstimmung ihrem Konkurrenten Hubertus Beringmeier
unterlegen.
„Meine Mission”
Der neue DBV-Vizepräsident Hennies sieht den
Bauernverband als „obersten Bauernschutzbeauftragten”. Diese Funktion zu
stärken, bezeichnete der studierte Landwirt aus Schwüblingsen östlich
von Hannover als „meine Mission”. Hennies steht seit 2021 an der Spitze
des Landesbauernverbandes in Niedersachsen. Er ist Vorsitzender des
DBV-Fachausschusses Agrarrecht. Hennies bewirtschaftet seine 90 Hektar
zusammen mit einer Kollegin und drei Kollegen in einer
Ackerbaubetriebsgemeinschaft mit insgesamt 700 Hektar Fläche. Darüber
hinaus betreibt er gemeinsam mit seiner Frau eine Schweinehaltung für
die Direktvermarktung, nutzt sein Grünland für Pferde des Reitbetriebes
und bietet einen „Lernort Bauernhof” an. Hennies gilt als einer der
Väter des unter dem Begriff „Niedersächsischer Weg” bekanntgewordenen
kooperativen Ansatzes in der Landesagrarpolitik.