Politik | 23. Juni 2022

Weg frei für eine Frau im DBV-Vorstand

Von AgE
Der Vorstand des Deutschen Bauernverbandes hat künftig die Möglichkeit, jeweils für die laufende Wahlperiode eine voll stimm- und vertretungsberechtigte Vizepräsidentin zu berufen. Rund 90 Prozent der Delegierten stimmten beim Deutschen Bauerntag einer Satzungsänderung zu.
Der Deutsche Bauerntag 2022 in Lübeck setzte zukunftsweisende Wegmarken für die berufsständische Interessenvertretung.
Die Mitgliederversammlung machte auf dem Deutschen Bauerntag vergangene Woche in Lübeck mit dieser großen Mehrheit den Weg frei für eine Frau in der Führungsriege des Verbandes. Dies soll die Vorsitzende des neu eingerichteten DBV-Fachausschusses Unternehmerinnen, Susanne Schulze Bockeloh, sein, sobald die Satzungsänderung rechtskräftig geworden ist. Damit wird es künftig fünf Stellvertreter des DBV-Präsidenten geben.
Hennies für Schwarz
Bereits gewählt zum neuen DBV-Vizepräsidenten wurde in Lübeck der Präsident des Landvolkverbandes Niedersachen, Dr. Holger Hennies. Der 52-jährige Landwirt erhielt fast 90 Prozent der Delegiertenstimmen. Hennies tritt die Nachfolge von Werner Schwarz an, der nach zehnjähriger Tätigkeit im DBV-Vorstand auf eigenen Wunsch ausscheidet und mit stehenden Ovationen der Delegierten verabschiedet wurde. Schwarz ist einer der Initiatoren des Konzepts „Zukunftsbauern”, das in der Mitgliederversammlung breite Zustimmung gefunden hat und den weiteren Weg des Bauernverbandes skizzieren soll.
Wegweisender Schritt
DBV-Präsident Joachim Rukwied begrüßte die Satzungsänderung als wegweisenden Schritt: „Diese Weiterentwicklung stand auf der Prioritätenliste ganz oben”, so Rukwied. Damit sei eine erste wichtige Zielmarke gesetzt worden, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, den Bauernverband jünger und weiblicher zu machen. „Wir brauchen dringend die Expertise der Unternehmerinnen auch bei unserer politischen Arbeit”, bekräftigte der Bauernverbandspräsident. Er sieht nun auch die Landesverbände gefordert, Unternehmerinnen stärker in die Verbandsarbeit „und auch in die Verbandsführung” einzubinden.
Die designierte Vizepräsidentin Schulze Bockeloh betonte gegenüber den Delegierten ihren Anspruch, das Gesicht der Unternehmerinnen im Deutschen Bauernverband zu sein. Den neu gegründeten gleichnamigen Fachausschuss leitet die 57-Jährige seit einigen Wochen. Die Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster kündigte an, sie werde sich in ihrer künftigen Funktion in alle Themen, die Frauen betreffen, einbringen. „Ich werde mitreden und mitgestalten”, versicherte Schulze Bockeloh. Sie hatte 2019 für das Amt des Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) kandidiert, war aber in der Abstimmung ihrem Konkurrenten Hubertus Beringmeier unterlegen.
„Meine Mission”
Der neue DBV-Vizepräsident Hennies sieht den Bauernverband als „obersten Bauernschutzbeauftragten”. Diese Funktion zu stärken, bezeichnete der studierte Landwirt aus Schwüblingsen östlich von Hannover als „meine Mission”. Hennies steht seit 2021 an der Spitze des Landesbauernverbandes in Niedersachsen. Er ist Vorsitzender des DBV-Fachausschusses Agrarrecht. Hennies bewirtschaftet seine 90 Hektar zusammen mit einer Kollegin und drei Kollegen in einer Ackerbaubetriebsgemeinschaft mit insgesamt 700 Hektar Fläche. Darüber hinaus betreibt er gemeinsam mit seiner Frau eine Schweinehaltung für die Direktvermarktung, nutzt sein Grünland für Pferde des Reitbetriebes und bietet einen „Lernort Bauernhof” an. Hennies gilt als einer der Väter des unter dem Begriff „Niedersächsischer Weg” bekanntgewordenen kooperativen Ansatzes in der Landesagrarpolitik.