Pflanzenbau | 07. Juni 2023

Wasserlage in Baden-Württemberg zum Sommerstart 2023

Von LUBW
Ein kühler und feuchter Frühling hat den Grundwasservorräten in Baden-Württemberg auf die Sprünge geholfen. Die Flüsse führen leicht unterdurchschnittliche Wassermengen. Die Wassertemperaturen in Flüssen und Bodensee sind normal für die Jahreszeit. Es ist dennoch langfristig mit weniger Wasser in den Sommermonaten zu rechnen.
Die Fließgewässer im Land führen wegen der Niederschläge im März und April durchschnittlich viel Wasser. Einen Anlass zur Entwarnung sieht die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg aber nicht.
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat eine Bilanz der Niederschläge im Land erarbeitet, die im Folgenden vorgestellt wird.
Nach einem kühlen und feuchten Frühling ist die Wasserlage in Baden-Württemberg zum Sommerbeginn stabiler als im vergangenen Jahr. Die Grundwasserstände haben sich leicht erholt, während die Flüsse im Land leicht unterdurchschnittliche, aber für die Jahreszeit noch typische Wassermengen führen und die Wassertemperaturen in Flüssen und am Bodensee den üblichen Werten für diese Jahreszeit entsprechen. „Wir gehen in diesem Jahr etwas besser gerüstet in das sommerliche Rennen um das Wasser als im letzten Jahr”, kommentiert Dr. Ulrich Maurer, der Präsident der LUBW, die Lage. „Unsere Daten zeigen aber auch, dass wir uns langfristig auf weniger Wasser in den Sommermonaten einstellen müssen.”
Grundwasserstände leicht verbessert
Dank der regenreichen Monate März und April konnten sich die Grundwasserverhältnisse in Baden-Württemberg stabilisieren. Im Vergleich mit dem langjährigen Durchschnitt bewegen sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen allerdings weiterhin unter dem normalen Niveau, insbesondere in Oberschwaben, Teilen des Neckarbeckens und am südlichen Oberrhein.
Die Grundwasserneubildung nimmt mit dem Beginn des hy- drologischen Sommerhalbjahres generell ab. Die Vegetation benötigt verstärkt Wasser, und laut Wettervorhersage wird es zunächst voraussichtlich nur wenig oder gar keinen Regen geben. Einzelne Unwetter mit starkem Regen haben in der Regel keinen signifikanten Einfluss auf das Grundwasser, da der größte Teil schnell abfließt und nicht ins Grundwasser gelangt.
Die niedrigen Grundwasserstände sind nicht nur auf den trockenen und heißen Sommer 2022 zurückzuführen, sondern auch auf das trockene Winterhalbjahr 2022/2023. 
Zustand der Fließgewässer
Aktuell liegen rund 85 Prozent der Pegelstände der Flüsse in Baden-Württemberg zwischen dem Mittelwasserstand (MW) und dem mittleren Niedrigwasserstand (MNW). Am Dienstag, dem 30. Mai, wurde am Rheinpegel Maxau ein Tagesmittel von 510 Zentimetern (cm) gemessen, das liegt etwas unterhalb des langjährigen Jahresmittelwertes von 523 cm.
Der Wechsel von regenarmen und regenreichen Phasen in den letzten Monaten zeigt sich in den Flüssen unmittelbarer als bei den Grundwasserständen. So lag beispielsweise der Wasserstand des Rheins am Pegel Maxau in der zweiten Februarhälfte sowie Anfang März unterhalb von 400 cm und damit rund einen Meter niedriger als der langjährig mittlere Wasserstand für diese Monate.
Im Verlauf der niederschlagsreichen Monate März und April haben sich die Pegelstände in den Fließgewässern schnell erholt und vielerorts den Mittelwasserstand erreicht oder überschritten. Die Pegelstände sind in den vergangenen Wochen zumeist wieder gefallen.
Wassertemperaturen in Flüssen und BodenseeNach den zuletzt warmen Tagen liegen die Wassertemperaturen im Rhein bei Karlsruhe derzeit bei etwa 18 Grad, im Neckar bei Mannheim bei 19 Grad, was dem mittleren Bereich der seit 1988 gemessenen Werte entspricht.
Im Mai haben viele Besucher die warmen Badetemperaturen des Bodensees im Vergleich zu 2022 vermisst.  Ihnen erschien das Wasser für die Jahreszeit noch zu kühl. Die aktuellen Werte sind jedoch typisch für diese Jahreszeit und liegen sogar etwas über dem langjährigen Durchschnitt.
Das Institut für Seenforschung der LUBW hat Mitte Mai eine Wassertemperatur von 13,4 °C in einer Tiefe von einem halben Meter festgestellt. Der langjährige Durchschnitt seit den 1960er-Jahren beträgt im Mai etwa 12 °C. Im Vergleich dazu lag der Messwert Mitte Mai des Vorjahres bei rund 18 °C, was ungewöhnlich hoch war. Die Temperaturverhältnisse im Freiwasserbereich sind ausgeglichener als an den Ufern und ermöglichen deshalb langfristige Vergleiche.
Wasserstand des Bodensees
Der Wasserstand des Bodensees lag am 30. Mai 2023 am Pegel Konstanz mit 386 cm leicht über dem für diese Jahreszeit üblichen Seewasserstand. Aufgrund der überdurchschnittlichen Niederschläge im März und April haben sich auch die Schneevorräte im alpinen Bereich des Rheingebietes gegenüber dem sehr niedrigen Stand zum Frühjahrsbeginn deutlich aufgebessert. Somit wird eine sommerliche Schneeschmelze im alpinen Rheingebiet erwartet, die im Bereich des für die Jahreszeit üblichen Schmelzwasserzuflusses zum Bodensee und Rhein liegt.  Wie sich der Bodenseewasserstand in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt, ist allerdings nicht nur von der alpinen Schneeschmelze, sondern auch vom weiteren Niederschlagsgeschehen im Einzugsgebiet des Bodensees abhängig. Aktuelle Fluss- und Seewasserstände sowie Vorhersagen für die kommenden 10 Tage sind für Interessierte über die Webseite https://hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de abrufbar.
Trockenjahre sind häufiger geworden
In den letzten zehn Jahren gab es in Baden-Württemberg fünf Jahre, in denen der Jahresniederschlag um mehr als zehn Prozent niedriger war als der durchschnittliche Jahresniederschlag von 980 Millimeter des Referenzzeitraumes 1961 bis 1990. Dies waren die Jahre 2014, 2015, 2018, 2020 und 2022. Das letzte Jahr mit einem über dem Durchschnitt liegenden Jahresniederschlag in Baden-Württemberg war das Jahr 2002. Mit einem Niederschlag von durchschnittlich 1232 Millimetern wies es einen um mehr als zehn Prozent höheren Niederschlag auf als der durchschnittliche Jahresniederschlag im Referenzzeitraum 1961 bis 1990.