Betrieb und Wirtschaft | 06. Februar 2020

Was die Soja-Pioniere gerade umtreibt

Von René Bossert
Der Freiburger Tofu-Hersteller Taifun sieht sich in vielerlei Hinsicht als Pionierunternehmen. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2020 und die Zulassung einer eigenen Soja-Sorte sind zwei Beispiele dafür. Wegen der steigenden Nachfrage nach Tofu gibt es Wachstumspläne.
Die Taifun-Tofu GmbH habe einen größeren Wachstumsschritt im Blick, sagte Geschäftsführer Alfons Graf am Dienstag vor Journalisten in Freiburg. Definitiv entschieden sei noch nichts, aber im Laufe des Jahres sollen Entscheidungen fallen, kündigte Graf an. Möglicherweise werde ein zweiter Standort eröffnet. 
Mit dem Thema Wachstum tut sich  das   Unternehmen mit inzwischen 270 Beschäftigten nicht so leicht. „Es gab vor einigen Jahren eine Phase, da haben wir uns gefragt, ob wir um jeden Preis wachsen müssen”, berichtete Graf. Diese grundsätzliche Wachstumsskepsis habe man aber inzwischen aufgegeben. Alleinige Gesellschafterin von Taifun ist die Heck-Unternehmensstiftung.  Wolfgang Heck und Klaus Kempff  hatten Taifun 1987 gegründet. 
Marke für die B-Ware
2019 hat Taifun 38,4 Millionen Euro umgesetzt, für das laufende Jahr geht Graf von einem Umsatz auf ähnlichem Niveau aus. Gut 5700 Tonnen Tofu wurden 2019  produziert, ausschließlich in Bio-Qualität.  Vemarktet wird fast ausschließlich über die eigenen Marken Taifun, Tukan und Tofu-Mama, letztere ist eine Marke für die B-Ware aus der Produktion.
Den Rohstoff liefern knapp 100 Landwirte im Vertragsanbau, rund 1500 Hektar beträgt die Anbaufläche. Gut ein Drittel der Ware stammt von österreichischen Bauern, ein weiteres Drittel kommt von Betrieben aus Südbaden und dem Elsass und der Rest stammt von Betrieben aus der Pfalz, Württemberg, Bayern, dem französischen Jura und Ostdeutschland, berichtete Kristina Bachteler, die bei Taifun für den Anbau zuständig ist. Der Durchschnittsertrag der Anbauer lag 2019 bei 2,5 Tonnen pro Hektar.
Alfons Graf und Kristina Bachteler sind stolz auf die firmeneigene Sojasorte „Tofina”, die im Dezember 2019 zugelassen wurde.

Taifun sehe sich als ehrlicher Geschäftspartner, nehme die komplette Ware ab und berate die Anbauer.  2020 bezahlt Taifun  einen Grundpreis von 850 Euro/Tonne.   Neue Anbauer werden derzeit keine gesucht. Für den Anbau gibt es im Moment die Idee, zwischen den Sojareihen Blühstreifen einzusäen, berichtete Bachteler.
Friedbert Schill aus March-Buchheim, Soja-Erzeuger der ersten Stunde bei Taifun, bestätigte das faire Geschäftsgebaren der Firma den Landwirten gegenüber.  Er zeigte sich zufrieden über die Wachstumsaussichten und betonte, dass Soja eine vernünftige Alternative für Landwirte in der Region sei, nicht zuletzt auch, um die Fruchtfolge auszuweiten. „Bis zu 20 % Soja in der Fruchtfolge, das passt”, sagte er.
Im Dezember 2019 wurde die erste eigene Sojasorte zugelassen: Tofina. „Sie  ist früher reif als andere Sorten, sie ist  standfest und sie lässt sich sehr gut zu Tofu verarbeiten”, berichtete  Bachteler. Das bedeutet, dass die Bohnen  viel Eiweiß enthalten und man  viel Tofu aus ihnen gewinnen kann. Der Tofu bringt eine gewisse  Konsistenz und einen angenehmen Geschmack mit.
 Gezüchtet wurde Tofina an der Universität Hohenheim, aber Taifun ist die Sorteninhaberin und Vermehrerin. Die Freiburger  haben die 2010 angelaufene  Züchtungsarbeit über ein eigenes Labor unterstützt, in dem Sojakreuzungen auf ihre Tofueigenschaften getestet werden. Inzwischen wurden dort rund 6000 Genotypen geprüft. Zwei weitere Sorten befinden sich in der Anmeldung.    Tofina könne durch ihre Frühreife auch weiter nördlich in Deutschland angebaut werden, Bachteler schätzt, dass 70 % der Ackerfläche Deutschlands für den Anbau geeignet sind. Mit Tofina wolle sich Taifun stärker auf Deutschland fokussieren.
Nachaltigkeitspreis
Taifun und  Hohenheim haben weitere Projekte ins Auge gefasst, gerade laufe der Antrag auf Fördergelder für die dritte Runde des Projektes „1000 Gärten”, bei dem Kleingärtner Sojakreuzungen in ganz Deutschland testen.
Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 gewann Taifun in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen”. Gewürdigt werde damit die Vorreiterrolle im europäischen Sojaanbau, die energiesparende Herstellung, die Nutzung von Photovoltaik und Wärmerückgewinnung sowie  die Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung, so die Jury. „Der Preis soll nicht in der Vitrine verstauben, sondern wir wollen in unser regionales Umfeld hineinwirken”, sagte Graf. Es gelte, Lust auf Nachhaltigkeitsthemen zu wecken und von Untergangsszenarien wegzukommen.
Der CO2-Ausstoß, im Vergleich zu anderen Lebensmitteln ohnehin gering, werde bei Taifun inzwischen kompensiert. Als Vision sieht Graf die Null-Energie-Fabrik an. Bei den  Plastik-Verbundverpackungen – fünf Gramm Plastik für 200 Gramm Soja – haben allerdings auch die Freiburger noch keine bessere Alternative gefunden.
Zukunftsthemen für Taifun seien die alternative Verwertung der bei der Produktion übrigbleibenden Stoffe Okara (im Wesentlichen Fasern) und  Sojaserum (quasi die Molke der Tofu-Herstellung). Okara  werde bisher als Futtermittel verwendet, das Sojaserum weggekippt, berichtete Graf.