Was die Soja-Pioniere gerade umtreibt
Mit dem Thema Wachstum tut sich das Unternehmen mit inzwischen 270 Beschäftigten nicht so leicht. „Es gab vor einigen Jahren eine Phase, da haben wir uns gefragt, ob wir um jeden Preis wachsen müssen”, berichtete Graf. Diese grundsätzliche Wachstumsskepsis habe man aber inzwischen aufgegeben. Alleinige Gesellschafterin von Taifun ist die Heck-Unternehmensstiftung. Wolfgang Heck und Klaus Kempff hatten Taifun 1987 gegründet.
Den Rohstoff liefern knapp 100 Landwirte im Vertragsanbau, rund 1500 Hektar beträgt die Anbaufläche. Gut ein Drittel der Ware stammt von österreichischen Bauern, ein weiteres Drittel kommt von Betrieben aus Südbaden und dem Elsass und der Rest stammt von Betrieben aus der Pfalz, Württemberg, Bayern, dem französischen Jura und Ostdeutschland, berichtete Kristina Bachteler, die bei Taifun für den Anbau zuständig ist. Der Durchschnittsertrag der Anbauer lag 2019 bei 2,5 Tonnen pro Hektar.
Taifun sehe sich als ehrlicher Geschäftspartner, nehme die komplette Ware ab und berate die Anbauer. 2020 bezahlt Taifun einen Grundpreis von 850 Euro/Tonne. Neue Anbauer werden derzeit keine gesucht. Für den Anbau gibt es im Moment die Idee, zwischen den Sojareihen Blühstreifen einzusäen, berichtete Bachteler.
Friedbert Schill aus March-Buchheim, Soja-Erzeuger der ersten Stunde bei Taifun, bestätigte das faire Geschäftsgebaren der Firma den Landwirten gegenüber. Er zeigte sich zufrieden über die Wachstumsaussichten und betonte, dass Soja eine vernünftige Alternative für Landwirte in der Region sei, nicht zuletzt auch, um die Fruchtfolge auszuweiten. „Bis zu 20 % Soja in der Fruchtfolge, das passt”, sagte er.
Im Dezember 2019 wurde die erste eigene Sojasorte zugelassen: Tofina. „Sie ist früher reif als andere Sorten, sie ist standfest und sie lässt sich sehr gut zu Tofu verarbeiten”, berichtete Bachteler. Das bedeutet, dass die Bohnen viel Eiweiß enthalten und man viel Tofu aus ihnen gewinnen kann. Der Tofu bringt eine gewisse Konsistenz und einen angenehmen Geschmack mit.
Gezüchtet wurde Tofina an der Universität Hohenheim, aber Taifun ist die Sorteninhaberin und Vermehrerin. Die Freiburger haben die 2010 angelaufene Züchtungsarbeit über ein eigenes Labor unterstützt, in dem Sojakreuzungen auf ihre Tofueigenschaften getestet werden. Inzwischen wurden dort rund 6000 Genotypen geprüft. Zwei weitere Sorten befinden sich in der Anmeldung. Tofina könne durch ihre Frühreife auch weiter nördlich in Deutschland angebaut werden, Bachteler schätzt, dass 70 % der Ackerfläche Deutschlands für den Anbau geeignet sind. Mit Tofina wolle sich Taifun stärker auf Deutschland fokussieren.
Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 gewann Taifun in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen”. Gewürdigt werde damit die Vorreiterrolle im europäischen Sojaanbau, die energiesparende Herstellung, die Nutzung von Photovoltaik und Wärmerückgewinnung sowie die Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung, so die Jury. „Der Preis soll nicht in der Vitrine verstauben, sondern wir wollen in unser regionales Umfeld hineinwirken”, sagte Graf. Es gelte, Lust auf Nachhaltigkeitsthemen zu wecken und von Untergangsszenarien wegzukommen.
Der CO2-Ausstoß, im Vergleich zu anderen Lebensmitteln ohnehin gering, werde bei Taifun inzwischen kompensiert. Als Vision sieht Graf die Null-Energie-Fabrik an. Bei den Plastik-Verbundverpackungen – fünf Gramm Plastik für 200 Gramm Soja – haben allerdings auch die Freiburger noch keine bessere Alternative gefunden.
Zukunftsthemen für Taifun seien die alternative Verwertung der bei der Produktion übrigbleibenden Stoffe Okara (im Wesentlichen Fasern) und Sojaserum (quasi die Molke der Tofu-Herstellung). Okara werde bisher als Futtermittel verwendet, das Sojaserum weggekippt, berichtete Graf.