Was die Deutschen essen sollen
Von AgE
Die Bundesregierung will die Voraussetzungen für eine stärker pflanzenbetonte und nachhaltige Ernährung in der Bevölkerung schaffen. Das steht in einem Eckpunktepapier, das vom Kabinett am 21. Dezember beschlossen wurde.
Eine Schlüsselrolle für eine gesundheitsfördernde Ernährung im Alltag räumt die Bundesregierung der Gemeinschaftsverpflegung ein.
Die Regierung will die Ernährungsstrategie Ende 2023 beschließen. Angestrebt wird eine pflanzenbetonte Ernährung mit einem hohen Anteil an möglichst unverarbeitetem Gemüse und Obst sowie ballaststoffreichen Getreideprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen.
Weniger Fleisch
Gleichzeitig soll die Reduzierung des Konsums tierischer
Lebensmittel auf ein nachhaltiges und gesundheitsförderndes Maß
unterstützt werden. Der Fleischkonsum liege in Deutschland deutlich über
dem ernährungsphysiologisch empfohlenen Wert, heißt es in dem Papier.
Zudem benötige die Erzeugung tierischer Lebensmittel teilweise ein
Mehrfaches der darin enthaltenen Energie in Form von Futterpflanzen und
sei mit hohen Treibhausgasemissionen und Umweltbelastungen verbunden.
Eine Schlüsselrolle für eine gesundheitsfördernde Ernährung im Alltag
räumt die Bundesregierung der Gemeinschaftsverpflegung ein. Dort soll
der Anteil ökologischer und pflanzlicher sowie saisonal-regional
erzeugter Lebensmittel erhöht werden.
Bei den Liberalen stießen die Eckpunkte auf Kritik. FDP-Fraktionsvize
Carina Konrad sprach sich gegen eine „Politik des erhobenen
Zeigefingers” im Ernährungsbereich aus. Agrarsprecher Gero Hocker
erteilte einer staatlichen Bevormundung eine Absage. Ähnlich äußerte
sich der Lebensmittelverband Deutschland.
DBV warnt vor Diskriminierung
Vor einer Diskriminierung tierischer Lebensmittel warnte der Deutsche Bauernverband (DBV).
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir verteidigte die geplante
Ernährungsstrategie gegen den Vorwurf der Verbraucherbevormundung. „Ich
möchte den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen”, sagte
Özdemir anlässlich der Kabinettsbefassung. Er wolle jedoch dafür sorgen,
„dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und
gesund zu ernähren – unabhängig von Einkommen, Bildung oder Herkunft.”
Özdemir wies darauf hin, dass gut zwei Drittel der Männer, ungefähr die
Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind in Deutschland
übergewichtig seien. Darauf müsse man politisch reagieren.
Die Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft der Grünen im
Bundestag, Renate Künast, bezeichnete eine Ernährungsstrategie als
„wichtigen Baustein für eine Ernährungswende”. Es gehe dabei um „eine
grundsätzliche Ausrichtung an einer gesunden Umgebung für Ernährung und
Bewegung, die besonders schutzbedürftige Personen wie Kinder in den
Mittelpunkt stellt.” Ziel sei ein neues Ernährungssystem, „das
individuelle Gesundheit, Klima und Umwelt endlich ins Zentrum stellt,
statt die finanziellen Interessen der Wirtschaft”, so Künast.
Meilenstein
Die SPD begrüßte die Strategie als Erfolg ihrer jahrelangen
Arbeit für mehr soziale Gerechtigkeit in Sachen gesunder Ernährung.
Nunmehr müsse es darum gehen, ambitionierte Maßnahmen zu entwickeln.
„Mit der Ernährungsstrategie erreichen wir einen wichtigen Meilenstein
auf dem Weg zu einer gesunden, nachhaltigen Ernährung, die uns guttut”,
erklärte die ernährungs- und landwirtschaftspolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag. Die Strategie biete die Chance,
allen Menschen in Deutschland – unabhängig von Einkommen, Bildungsgrad
oder Herkunft – den Zugang zu ausreichendem und gesundem Essen zu
erleichtern.