Tierhaltung | 19. Juli 2018

Was bei der Rationsgestaltung zu beachten ist

Von Dr. Ferdinand Ringdorfer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein
ZIegenfütterung - Um das genetische Potenzial für eine hohe Milchleistung voll auszuschöpfen, muss die Ration leistungsgerecht sein. Dazu muss man wissen, wie viel eine Milchziege frisst, wie hoch der Bedarf und die Leistung sind und welche Nährstoffe in den Futtermitteln enthalten sind.
Die Qualität des Grundfutters bestimmt die Futteraufnahme und somit die Höhe der eventuellen Kraftfuttermenge.
Von Blättern, Knospen und jungen Trieben  allein kann eine Milchziege keine hohe Leistung erbringen.  Sie benötigt vielmehr  ein qualitativ hochwertiges Grundfutter, das bei Bedarf durch  Kraftfutter ergänzt werden muss.
Viel Rohfaser bringt mehr Milchfett
Eine raufutterreiche Ration bewirkt eine lange Wiederkautätigkeit. Dabei wird auch viel Speichel gebildet und der pH-Wert im Pansen ist hoch (> 6,5). Die Zellulose spaltenden Mikroben fühlen sich wohl, es wird relativ viel Essigsäure und wenig Propionsäure gebildet. Damit verbunden ist ein hoher Fettgehalt der Milch, die Milchmenge ist jedoch geringer. Besteht die Ration zusätzlich aus stärkereichen Komponenten, also Kraftfutter, sinkt die Wiederkautätigkeit. Es wird weniger Speichel gebildet, der pH-Wert sinkt je nach Menge des Kraftfutters auf unter 6,5. Es wird wenig Essigsäure gebildet und viel Propionsäure. Die Milchmenge ist dann höher und der Fettgehalt der Milch sinkt.
 
Wie viele Nährstoffe braucht die Ziege?
Im steilen Gelände ist mit einem um bis zu 50 Prozent erhöhten Energiebedarf zu rechnen.
Die Versorgung mit Nährstoffen muss den Erhaltungsbedarf und den Leistungsbedarf abdecken.  Bedarfswerte sind keine fixe Größe, sie hängen von der Rasse ab und sind auch individuell unterschiedlich. Dementsprechend gibt es auch Schwankungen in den Angaben. Im Durchschnitt kann man aber mit einem Energiebedarf für die Erhaltung von 434 kJ ME (umsetzbarer Energie) pro Kilogramm metabolischem Lebendgewicht (LG) rechnen. Das heißt, dass auch die Größe bzw. das Gewicht der Ziege eine Rolle spielt. Der Bedarf an nutzbarem Rohprotein für die Erhaltung wird mit 4,15 g pro kg LG angegeben. Diese Erhaltungsbedarfswerte gelten für Ziegen, die sich kaum bewegen müssen. Für eine stärkere Bewegung oder Weidhaltung im steilen Gelände ist ein Zuschlag von bis zu 50 Prozent  zu kalkulieren.
Zum Erhaltungsbedarf kommt der Bedarf für die Leistung hinzu. Für 1 kg Milch beträgt der Energiebedarf im Durchschnitt 4,8 MJ ME und 75 g Rohprotein (nXP). Eine Ziege mit 70 kg LG und einer täglichen Milchleistung von 3 kg braucht demnach 24,9 MJ ME und 325 g nXP.
Wieviel frisst eine Ziege?
Die Futteraufnahme hängt von der Größe der Ziege, von der Verdaulichkeit des Futters und vom Volumen des Futters ab. Je größer die Ziege, je höher die Verdaulichkeit und je geringer der Rohfasergehalt der Ration ist und je schmackhafter das Futter ist, desto mehr wird aufgenommen. Für die Berechnung, wieviel Futter-Trockensubstanz (TS) eine Ziege mit einer bestimmten Milchleistung braucht, gibt es eine Formel:
Futteraufnahme (kg TS) = 0,9 + (LG/100) + 0,27 × kg Milch
Eine 70 kg schwere Ziege, die 3 l Milch gibt, würde nach dieser Formel folgende Menge an Futtertrockenmasse aufnehmen: 0,9 + (70/100) + 0,27 × 3 = 2,41 kg TS.

Rationsgestaltung für drei Liter Milch
In der Tabelle  finden Sie Rationsbeispiele für eine 70 kg schwere Ziege mit 3 l Milchleistung. Hauptrationsbestandteil ist das Grundfutter. Es kann in Form von Heu, Silage oder als Grünfutter (Weide) verabreicht werden. Bei Weidehaltung ist zu bedenken, dass die Ziegen je nach Umweltbedingungen und  Weidedauer eine unterschiedliche Futteraufnahme haben und sich dies  in der Milchleistung auswirkt. Je nach Qualität des Grundfutters ist eine Ergänzung mit Kraftfutter notwendig. Bei Ration A würden auch 2,96 kg Heu ausreichen, was eine Trockenmasseaufnahme von 2,64 kg bedeuten würde. Dies wären um  0,2 kg mehr als nach obiger Formel berechnet. Würde kein Kraftfutter gefüttert, so müsste bei Ration B die Ziege 3,3 kg Heu fressen, um den Bedarf abzudecken, das bedeutet 0,5 kg Trockenmasse über dem errechneten Wert. Das wird die Ziege wahrscheinlich nicht aufnehmen können. Ration C ist  eine Kombination von bestem Heu und bester Grassilage, hier kommt man  rechnerisch ohne Kraftfutter aus. In Ration D ist für die Bewegung ein zusätzlicher Bedarf von 15 Prozent angenommen worden. Hier ist eine Energieergänzung zum Beispiel mit Maissilage notwendig. Es kann aber auch ein energiereiches Kraftfutter verabreicht werden. Wie bereits erwähnt, ist die Futteraufnahme auf der Weide im Auge zu behalten, da diese bei widrigen Witterungsverhältnissen sinkt.
Die angeführten Rationsbeispiele  zeigen, dass die Qualität des Futters sowie die Futteraufnahme bei der Rationsgestaltung zu berücksichtigen sind und dass auf das Energie-/Proteinverhältnis in der Ration zu achten ist. Außerdem ist die Rationsgestaltung auch von der Leistung abhängig. Neben den angeführten Futtermitteln müssen die Ziegen stets ausreichend mit Salz, Mineralstoffen und natürlich Wasser (auch auf der Weide!) versorgt werden.