Waldwirtschaft | 05. Oktober 2023

Warnung vor Wohlleben & Co

Von AgE
Vielen populären Büchern zum Leben der Bäume fehlt die wissenschaftliche Evidenz. Damit bergen sie das Risiko, dass forstpolitische Entscheidungen auf Basis falscher Wissensgrundlagen getroffen werden.
Sehnsuchtsort vieler Bürger: Der deutsche Wald.
Von der Fragwürdigkeit populärwissenschaftlicher Bücher über den Wald ist ein Team von 32 internationalen Forschern überzeugt, das jetzt die Ergebnisse einer Analyse der Bücher „Das geheime Leben der Bäume” von Peter Wohlleben und „Finding the Mother Tree” von Suzanne Simard vorgelegt hat.
Vermenschlichung
In diesen geht es zum Beispiel um „Mutterbäume”, die sich um ihren Nachwuchs sorgen. In den Büchern würden Mutmaßungen mit Fakten gleichgesetzt und Pflanzen „vermenschlicht”, kritisierte Professor David G. Robinson, emeritierter Professor für Zellbiologie am Centre for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg, als Leiter des Forscherteams. Die Aussagen seien wissenschaftlich nicht haltbar. Beispielsweise werde die Behauptung, wonach Bäume einer Art sich gegenseitig unterstützten und am Leben hielten, durch zahlreiche Forschungsarbeiten zur Bedeutung innerartlicher Konkurrenz klar widerlegt.
Hinzu komme, dass in beiden Büchern Quellen als Belege verwendet würden, die kein qualitätssicherndes Begutachtungsverfahren durchlaufen hätten, betonte Robinson. Ein Beispiel sei der vermeintlich gezielte Transfer von Kohlenstoff von älteren zu jüngeren Bäumen mittels vernetzender Pilze. Diese Aussagen seien unter anderem wegen fehlender Kontrollvarianten nicht korrekt. Die Forscher warnen vor falschen Schlussfolgerungen aus den Büchern.
Politische Weichenstellung für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel dürften nicht auf Basis „wohlklingender, aber falscher Botschaften” getroffen werden. Zur Gruppe der Autoren gehören neben Robinson Wissenschaftler der Universität Göttingen sowie aus Chile, Großbritannien, Irland, Israel, Kanada, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien und den USA. Sie vertreten die Fachbereiche Biologie, Forstwissenschaften und Pflanzenwissenschaften. Die Analyseergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Trends in Plant Science” erschienen.