Waldwirtschaft | 22. Dezember 2022

Waldzustand ist sehr besorgniserregend

Von MLR Stuttgart
Der Waldzustandsbericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) war Thema einer Pressekonferenz am 19. Dezember in Stuttgart.
Nadelbäume leiden besonders unter der Klimaveränderung.
Forstminister Peter Hauk fasste die Ergebnisse der FVA-Studie zusammen: „Die erhoffte Verschnaufpause zur Revitalisierung für unsere Wälder, wie im Jahr 2021, mit einer Phase kühler und feuchter Witterung im Sommer hat sich kaum eingestellt und war insgesamt zu kurz. Stattdessen gab es auch heuer wieder verbreitet Hitzerekorde und Dürreperioden. (...)  Die Wirkung eingeleiteter Veränderungen zeigt der Wald nicht von heute auf morgen, deshalb müssen wir den eingeschlagenen Kurs weiter konsequent umsetzen und mit aller Kraft gegen den Klimawandel vorgehen.”
Der Landes-Forstminister äußerte sich  anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2022 der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) am 19. Dezember in Stuttgart.
Im Auftrag der FVA hatten Inventurtrupps im Juli und August dieses Jahres den Kronenzustand von über 7000 Waldbäumen und mehr als 30 Waldbaumarten aufgenommen. Im Ergebnis sind 46 Prozent der Waldfläche im Land deutlich geschädigt, womit das Niveau des bisherigen Negativrekordjahres 2020 übertroffen wird.
Nadelbäume leiden sehr
Unter den Nadelbäumen weist die Kiefer mit einem mittleren Nadelverlust von 33 Prozent den höchsten Wert auf. Bei Fichte, Tanne und Lärche sind es rund 25 Prozent. Der Fichte haben die anhaltende Trockenheit und der Borkenkäferbefall stark zugesetzt. Bis in mittlere Höhenlagen konnte der Buchdrucker 2022 dank der warmen Witterung drei Generationen ausbilden und sich damit wieder sprunghaft vermehren.
Der Nadelverlust bei der Tanne ist im Wesentlichen bei jüngeren Bäumen angestiegen, weil sie mit einem flacheren Wurzelwerk empfindlicher auf Trockenphasen reagieren. Mit rund 21 Prozent Nadelverlust zeigt die Douglasie unter den wichtigsten Nadelbäumen den geringsten Schädigungsgrad. Zudem bestätigen die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Projekts der Professur für Waldwachstum und Dendroökologie der Universität Freiburg die vergleichsweise hohe Trockenheitstoleranz der Douglasie.
Auch die Laubbäume bereiten Sorge
Unter den wichtigsten Laubbäumen weist der Bergahorn mit rund 18 Prozent den geringsten Anteil an Blattverlusten auf, wohingegen die Esche mit rund 43 Prozent den höchsten Anteil aufweist. Beim Bergahorn ist das Ergebnis auf das geringe Durchschnittsalter der erfassten Bäume zurückzuführen. Die hohen Blattverluste bei der Esche sind im pilzlichen Erreger des Eschentriebsterbens begründet.Der Laubverlust der Buche hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 32 Prozent leicht erhöht. Mittlerweile gelten 58 Prozent des häufigsten Laubbaumes im Land als deutlich geschädigt. Der Anteil ungeschädigter Buchen liegt nur noch bei neun Prozent. 
Selbst Eichen geschädigt
Die Auswirkungen der länger anhaltenden trockenen Witterung zeigen sich nun auch verstärkt bei den  Hoffnungsträgern, den heimischen Eichenarten, wie der Stiel- und Traubeneiche. Das tiefe Wurzelsystem dieser Bäume erreicht in der Regel auch in trockenen Jahren noch Wasserreserven im Boden. Ist, wie in diesem Jahr, der Unterboden ausgetrocknet und mancherorts das Grundwasser abgesenkt, fällt die Reserve aus. Der Blattverlust der Eichen ist auf 34 Prozent angestiegen. Damit liegt der Anteil deutlich geschädigter Eichen bei 71 Prozent, das ist mehr als bei jeder anderen Baumart in Baden-Württemberg.
Der Klimawandel und die zunehmende Globalisierung erhöhen zudem die Gefahr der Einschleppung von Organismen, die erheblichen Schaden in den Wäldern anrichten können.