Waldwirtschaft | 09. Oktober 2014

Waldexkursion ins Herz des Höfegebietes in der Ortenau

Von Gernot Raiser
Die einheitliche staatliche Beförsterung in Baden-Württemberg ist dem Bundeskartellamt ein Dorn im Auge. Die privaten Waldbesitzer sehen die Dinge anders. Das wurde deutlich bei einer Informationsfahrt zum Prinzbachhof der Familie Eckhard Schmieder in Fischerbach im Ortenaukreis.
Bei der Besichtigung des Waldes von Eckhard Schmieder. Bildmitte im grünen Sakko: Philipp Freiherr zu Guttenberg; rechts von ihm Kordula Kovac und neben ihr Eckhard Schmieder.
Veranstalterin war die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac (CDU) aus Wolfach. Sie hatte Philipp Freiherr zu Guttenberg, den Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbänd (AGDW), nach Mittelbaden eingeladen,  um ihm die Besonderheiten des hiesigen Waldbesitzes nahe zu bringen.
Bei der Exkursion am 1. Oktober stand nach einem Gedankenaustausch mit Vertretern  des BLHV  in Freiburg die Besichtigung des Prinzbachhofes und seiner Waldflächen im Mittelpunkt. Eckhard Schmieder stellte die Eckdaten seines Betriebes vor. Es werden 60 ha Grünland, 40 ha Wald und 5 ha Ackerland  bewirtschaftet. Rund 55 Kühe stehen im 1999 erbauten Stall. 13 ha des Grünlandes sind steiler als 50 %, 35 ha steiler als 35 %. Schmieders Sohn wird den Hof übernehmen.
Die Waldfläche ist, teilweise bedingt durch Sturm- und Käferschäden, mit 15 ha Jungwald unter 15 Jahren  und weiteren 10 ha unter 40 Jahren überdurchschnittlich jung. Dennoch bewirtschaftet Eckhard Schmieder seinen Wald seiner eigenen Aussage nach „sehr intensiv”. Er hat sich außer dem Holzerlös weitere forstliche Einkommensquellen erschlossen. Dazu gehören der Anbau von Weihnachtsbäumen und der Verkauf von bis zu 2000 Bund Tannenreisig jährlich, vor allem in die Schweiz.
Der Forstverwaltung ist Beratung wichtig
Dr. Silke Lanninger, Forstbezirksleiterin am Amt für Waldwirtschaft in Wolfach, informierte über die Forststruktur im Ortenaukreis und brach dabei auch eine Lanze für den privaten Waldbesitz. „Hier, im Herzen des Höfegebietes, bestimmt die Waldwirtschaft die Existenz der Landwirte”, betonte die Forstbeamtin. Manche Höfe seien seit  Jahrhunderten in Familienbesitz. Das habe eine besonders tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrem Wald zur Folge.
Im Gegensatz zu anderen Gebieten des Schwarzwaldes sei der Ortenaukreis kein Realteilungsgebiet. In der Regel werde der Hof als Ganzes an einen Sohn vererbt und dessen Geschwister anteilig ausbezahlt. Das habe zu einer Waldbesitzverteilung geführt, die es vielen Familien noch heute erlaube, aus den Erträgen der Waldwirtschaft ihren Unterhalt ganz oder zum großen Teil zu bestreiten.
 „Im Privatwald ist die Zielsetzung ganz klar wirtschaftlicher Natur”, stellte Lanninger fest.  Dennoch seien natürlich auch ökologische und gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen. In diesem Spannungsfeld sei es für die staatliche Forstverwaltung wichtig, den Waldbesitzern als neutraler Partner eine ausgleichende und objektive Beratung zu bieten.
Das Bundeskartellamt beschränke sich bei seinem Urteil über die staatliche Beförsterung auf rein wirtschaftliche Aspekte, kritisierte Lanninger. Dabei gerieten die wichtigen Zusatzfunktionen der Waldwirtschaft aus dem Blick. So schütze der Wald das Trinkwasser, verhindere Erosion, biete bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und sei auch im Sinne des Klimaschutzes positiv zu bewerten. Zunehmend kritisch seien nach Ansicht der Waldbesitzer die immer weiter steigenden Nutzungsforderungen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen. Wanderer, Mountainbiker, Rollerfahrer und Geocacher drängten immer mehr in den Wald vor, ohne sich bewusst zu machen, dass sie dabei eine kostenlose Dienstleistung der Besitzer in Anspruch nehmen.
Denen stoße besonders bitter auf, dass im Gegensatz zu den wachsenden Ansprüchen die staatlichen Vergünstigungen wie die Hilfe bei der Holzvermarktung immer mehr abgebaut werden, betonte Lanninger.
Freiherr zu Guttenberg unterstrich die Aussagen von Dr. Lanninger mit den Worten: „Wir dürfen den Staat nicht aus der Pflicht entlassen, die Leistungen, die aus unserer Waldbewirtschaftung kommen, angemessen zu honorieren. Es geht nicht nur um ökonomische, sondern auch um die ökologische und soziale Wertschöpfung, die die privaten und kommunalen Waldstrukturen für die Gesellschaft erbringen.” Dies sei bei den Verhandlungen mit dem Bundeskartellamt mit ins Feld zu führen.