Anlässlich der Beiratssitzung der Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft (AfH) am 10. April in Hüfingen-Behla wurden Brennpunkte erörtert und Handlungsbedarf aufgezeigt.
Der Beirat der AfH diskutierte rege mit den scheidenden
Führungskräften aus Ministerium und Regierungspräsidium Freiburg.
Kurz vor ihrem Ruhestand stellten sich langgediente Führungskräfte der Land- und Forstwirtschaftsverwaltung – Ministerialdirigent Joachim Hauck vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium, Forstpräsident Meinrad Joos und Abteilungspräsident Dieter Blaeß vom Regierungspräsidium Freiburg – der Diskussion im Beirat der AfH. Offene Worte zur Zukunft der Land- und Forstwirtschaft im Höhengebiet waren als Vorgabe des AfH-Vorsitzenden Oswald Tröndle gewünscht.
Meinrad Joos stellte ernüchtert fest, dass sich der Wald derzeit in einem ähnlich schwierigen Zustand befinde wie 2003, als er das Amt des Forstpräsidenten angetreten habe. Die extreme Trockenheit im Jahr 2018, die geringe Niederschlagsmenge im Winter 2018/2019, die Vorbelastung durch den Borkenkäfer und die Schäden durch Schnee- und Windbruch hätten dazu geführt, dass 2019 beste Entwicklungsbedingungen für die nächste Borkenkäfergeneration gegeben seien. Gleichzeitig sei der Holzmarkt übersättigt – es sei unklar, ob das Holz, das derzeit aufgearbeitet wird, überhaupt verkauft werden könne. Sollte das Schwachholz unverkäuflich sein, solle es zur Not gehackt und in den Wald geblasen werden, bevor der Käfer ausfliege, so Joos.
Schrittweise Tanne statt Fichte
Um den Wald klimastabil zu erhalten, solle die Tanne die
Fichte schrittweise ersetzen, der Douglasie sei in den niedrigeren Lagen
der Vorzug zu geben. Auch Laubholzarten wie die Roteiche oder der
Tulpenbaum seien beachtenswert. Den Wald nicht mehr zu bewirtschaften,
sei allerdings kontraproduktiv, betonte der Forstpräsident, denn
nachhaltig bewirtschaftete Wälder hätten ein höheres
Kohlenstoffspeicherpotenzial als nicht genutzte Wälder. Dies gelte
ebenso für Jungwaldbestände. Ein zunehmendes Konfliktpotenzial sieht
Joos im veränderten Verständnis der Gesellschaft für die Waldnutzung.
Wald vor Liebe fast erdrückt
Der Wald werde vor lauter Liebe fast erdrückt und die
Holznutzung werde in Frage gestellt. Der Wald habe jedoch Eigentümer.
Eine zwangsweise Ökologisierung bis hin zur Stilllegung der Wälder sei
unverhältnismäßig und daher abzulehnen.
„Schwarzwälder sind sparsamer und generationsbewusster als Landwirte in
anderen Regionen”, betonte Dieter Blaeß. Die Zu- und
Nebenerwerbslandwirtschaft im Höhengebiet sei relativ stabil, da die
Betriebseinkommen dort traditionell durch Einkünfte von außerhalb der
Land- und Forstwirtschaft ergänzt würden.
Sorge bereite die zunehmende
Spaltung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Es sei eine
Herkulesaufgabe, diese Kluft wieder zu überbrücken.
Finanzielle Förderung sei für die Land- und Forstwirtschaft im
Höhengebiet unerlässlich. Negative Begleiterscheinung sei dabei die
Bürokratie, die von Förderprogramm zu Förderprogramm immer weiter
wachse. Darunter hätten nicht nur die Landwirte zu leiden, sondern auch
die Landwirtschaftsämter, die die Arbeit kaum mehr bewältigen könnten,
betonte Blaeß.
Ein großes Problem der heutigen Zeit sei die Tatsache, dass
Meinungsbildung und Entscheidungsfindung nicht mehr auf Basis von
Zahlen, Daten und Fakten erfolgten, stellte Ministerialdirigent Joachim
Hauck nüchtern fest. Die Macht der modernen Medien werde von
kommerziellen und ideologisch motivierten Gruppierungen professionell
genutzt. Die Landwirtschaft als mittlerweile kleiner Teil der
Gesellschaft werde dabei teils zu Unrecht als Sündenbock missbraucht, so
Hauck.
Gewerbe in die Höfe integrieren
In Zukunft solle bei der Land- und Forstwirtschaft ein
Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie angestrebt werden. Dabei sei
zu beachten, dass der Strukturwandel weitergehen werde. Verließen die Menschen die Höfe, da die Einkommensgrundlage fehle, höre
auch die Landwirtschaft auf.
Um dem entgegenzuwirken, sollte wieder
Gewerbe in die Schwarzwaldhöfe integriert werden. Der Bau eines zweiten
Wohnhauses auf der Hofstelle sei zu erleichtern, denn wenn die Hofstelle
dauerhaft bewohnt bleibe, sei auch die Pflege der Kulturlandschaft
gewährleistet, betonte Hauck.
Aufgrund der strukturellen Probleme der Nutztierhaltung im Schwarzwald
sei es sinnvoll, zwischen dem kleinen und dem großen AFP ein drittes
Förderprogramm zu platzieren. In Regionen, in denen die Nutztierhaltung
weniger der Produktion von Milch und Fleisch als der Landschaftspflege
diene, könnten Ställe auch als Ausgleichsmaßnahmen finanziert werden,
erklärte Hauk abschließend.