Brauchtum wird im Schwarzwald-Baar-Kreis hochgehalten. So laufen bei den Landjugendgruppen zurzeit die Vorbereitungen auf das große Kreiserntedankfest, das diesmal in St. Georgen stattfindet, auf Hochtouren.
(Von links): Jonas Glunk, Max (hinten) und Paul Ewald bauen den Motivwagen, mit dem die Landjugend Bräunlingen beim Kreiserntedankfest in St. Georgen dabei sein wird.
Höhepunkt des mehrtägigen Erntedankfests im Schwarzwald-Baar-Kreis ist der große Brauchtumsumzug, der diesmal am Sonntag, 1. Oktober, unter Beteiligung von 15 Landjugendgruppen durch die Innenstadt von St. Georgen ziehen wird. Unter insgesamt neun Gruppen, die sich mit aufwendig gestalteten Motivwagen den Zuschauern und der Jury präsentieren, ist die
Landjugend Bräunlingen. Natürlich verraten sie die Gestaltung des Wagens im Vorfeld nicht, haben aber einen Blick hinter die Kulissen gewährt.
Während die meisten Gruppen im Sommer mit den Bauarbeiten beginnen, hinken die Bräunlinger beim Wagenbau etwas hinterher. „Wir richten immer Mitte August das Gartenfest in Bruggen aus, sodass wir erst anschließend mit den Bauarbeiten beginnen können”, begründet Jonas Glunk, Vorsitzender der Landjugend Bräunlingen, den späten Baubeginn. Zum Thema des Kreiserntedankfestes mache man sich natürlich schon vorher Gedanken, ans „Eingemachte” gehe es dann Ende August.
Es sei schwierig, immer wieder etwas Neues zu finden. Doch bei den Treffen in der großen Hütte an der Breg, die man mit anderen Bräunlinger Vereinen teilt, sprudeln dann stets tolle Ideen für die Umsetzung des Mottos. Auch in diesem Jahr werden die Besucher staunen, wie die rund 40 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 30 Jahren dem Oberthema „Obwohl die Erde krankt – Erntedank” und dem noch geheim gehaltenen Unterthema ein dreidimensionales „Gesicht” geben.
Mit vereinten Kräften wird derzeit gehämmert, gebohrt, geschraubt und immer wieder getüftelt und angepasst. Unter den Landjugendmitgliedern sind viele versierte Handwerker, das erleichtert die Sache. Nur so viel ist für Außenstehende beim Blick ins Innere der Konstruktion zu erkennen: Auf dem Wagen wird sich – wie man es von den Bräunlingern schon fast erwartet – etwas bewegen.
Großzügige Spenden
Bis alle Körner aufgeklebt sind, vergeht eine Menge Zeit, während der die fleißigen Basteler aber auch immer viel Spaß haben.
Manchmal können Teile vom Wagen des Vorjahres
verwendet werden. Wenn jedoch die Maße nicht passen, wird zugekauft.
Auch Materialspenden gehen immer wieder ein. Das Triticale-Stroh, zum
Beispiel, das bereits fein säuberlich aufgereiht und befestigt wurde,
stammt von einem Getreidefeld von Johannes Schwörer. Und für die
Blumendekoration des Wagens könne man am Abend vor dem Umzug auch mit
vielen Spenden rechnen. Jährlich unterstützen die
Raiffeisen-Zentralgenossenschaft und der
Maschinenring mit Körnern und
Samen.
„Die Jur
Für filigrane Motive braucht Lorenz Startz auf jeden Fall eine ruhige Hand
legt großes Augenmerk auf die Verwendung von regionalen
Naturmaterialien”, sagt Ramona Fuß, die zusammen mit etlichen Mädchen
und Jungs das Kleben der Schilder übernimmt. Die Anforderungen ändern
sich nach Aussage der zweiten Vorsitzenden immer mal wieder, sodass man
diesmal auch auf Kaffeesatz und Kokosflocken als farblichen Ausgleich
zurückgreifen dürfe. Weiter werden in Gläsern, Tüten und
Plastikbehältern getrocknete Petersilie, Amaranth, Linsen in mehreren
Farben, Mohn- und Luzernesamen, Klee und Sonnenblumenkerne sowie mit
Gewürz gefärbte Körner gelagert, aus denen filigrane Kunstwerke
entstehen. Mit einem Zahnstocher und ruhiger Hand pickt Lorenz Stratz
aus Seppenhofen jedes Körnchen einzeln an und klebt es auf die
aufgemalte Skizze, die per Beamer auf die Platten projiziert wurde.
Verwandtschaftliche Beziehungen führten ihn und seinen Bruder sowie
Ramona Fuß aus Reiselfingen und deren Cousine zur Bräunlinger
Landjugendgruppe, die auch ein Mitglied aus Tannheim in ihren Reihen
hat. Man versteht sich glänzend in der ortsübergreifenden Gruppe.
Der
Transport des Wagens zur Veranstaltung erfolge am Tag zuvor auf eigener
Achse. Diesmal müsse man diesen verladen, weil der Weg recht weit sei.
Für die Motivwagen besteht vor Ort eine Unterstellmöglichkeit, sodass
sie dort den letzten Schliff erhalten können.
Das Kreiserntedankfest
bezeichnet Jonas Glunk als Highlight des Jahres schlechthin, auf das
man das ganze Jahr hinfiebere. „Mit Nervenkitzel ist es aber immer
verbunden”, weist er auf das Wetter als die große Unbekannte hin. In den
vergangenen Jahren habe es der Wettergott mit der Landjugend aber immer
recht gut gemeint.