Politik | 28. April 2022

Vorschlag über Mehrwertsteuer bleibt

Von AgE
Die Borchert-Kommission hält an ihren bisherigen Vorschlägen zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung in Deutschland fest. Die derzeit in Aussicht gestellte Investitionsförderung hält die Kommission für unzureichend.
Auf Distanz geht die Borchert-Kommission zu den Plänen des Bundeslandwirtschaftsministeriums für eine staatliche Haltungskennzeichnung.
In ihren aktualisierten Empfehlungen spricht sich das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung erneut für eine Rücknahme des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf tierische Produkte aus. Dieser Weg biete am ehesten die politische Chance für eine Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode.
Eine Milliarde in vier Jahren reicht nicht
Unzureichend ist den Experten zufolge die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Investitionsförderung von einer  Milliarde Euro in den kommenden vier Jahren. „Der Umbau kann so nicht gelingen”, heißt es in dem Papier. Entscheidend sei vielmehr eine Finanzierung in Form laufender Tierwohlzahlungen auf der Basis langfristiger Verträge mit den Landwirten.
Auf Distanz geht die Borchert-Kommission zu den Plänen des Bundeslandwirtschaftsministeriums für eine staatliche Haltungskennzeichnung. Diese müsse so gestaltet werden, „dass bisher erreichte Fortschritte nicht zunichte gemacht werden”. Unterdessen hat die Diskussion um steigende Lebensmittelpreise Forderungen nach einer Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte aufkommen lassen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte die Debatte zur Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) warnte hingegen vor einer „Konsumlenkung durch die Hintertür”.
Finanzierungsblockade lösen
„Idealerweise sollten alle Lebensmittel mit dem reduzierten Steuersatz belegt werden”, sagte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Genauso wichtig ist für ihn jedoch, „jetzt endlich die Blockade bei der Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung zu lösen”. Hier müsse dringend im Sinne des Tierwohls eine tragfähige Lösung gefunden werden, so Krüsken im Vorfeld des Parteitags der FDP. Die Liberalen sperren sich bekanntlich gegen den Vorschlag der Borchert-Kommission, über eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf tierische Erzeugnisse die Transformation der Tierhaltung zu finanzieren. Auch eine ebenfalls weiterhin von der Borchert-Kommission befürwortete mengenbezogene staatliche Tierwohlabgabe stößt in der FDP weiterhin auf Ablehnung.
Vorschlag mit doppelter Dividende
Unterdessen stellte sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hinter die insbesondere von Sozial- und Verbraucherverbänden erhobene Forderung, die Mehrwertsteuer auf Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte zu streichen. „Wenn wir Obst und Gemüse billiger machen, entlasten wir die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur vergleichsweise kostengünstig, sondern fördern
dazu auch noch eine gesunde Ernährung durch die gewonnene Lenkungswirkung”, erklärte
Özdemir gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und sprach von einem „Vorschlag mit doppelter Dividende, wie ich sie bevorzuge”. BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff erteilte Forderungen eine Absage, über die Mehrwertsteuer den Konsum zu lenken. Selbstverständlich müsse sich auch weiterhin jeder Lebensmittel leisten können. „Und zwar die Lebensmittel, die man gerne essen möchte, die zum persönlichen Lebensstil passen und die einem guttun”, so Minhoff.
Der agrarpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Stephan Protschka, zeigte sich verwundert über die Aussage Özdemirs, nachdem die Bundesregierung erst kürzlich in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage seiner Fraktion betont habe, sie plane keine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.  Die AfD fordert schon seit längerem die vorübergehende Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.