Land und Leute | 06. März 2014

Von Offenburg aus auf die Pop-Bühnen

Von Gisela Ehret
Single in den deutschen Charts, Plattenvertrag mit Universal, Vorentscheid zum Eurovision Song Contest – die 18-jährige Madeline Juno aus Offenburg-Griesheim startet grade richtig durch in der deutschen Popmusik-Szene.
Es wurde ihr in die Wiege gelegt – schon immer machte Madeline Obrigewitsch, so ihr richtiger Name, Musik. Eine Familientradition: Eltern, Onkel, Cousinen und Geschwister spielen alle ein Instrument. Mit sechs Jahren begann Madeline Keyboard zu spielen, es folgten Klavier und Gitarre. Ihre ersten eigenen Lieder schrieb sie bereits mit zwölf – und zwar auf Englisch.
Ziel war von Anfang an die Musikkarriere. „Einen Plan B hatte ich nicht”, so Madeline. „Seit ich denken kann, hatte ich  immer, immer, immer die Traumvorstellung, Musikerin zu sein.” Aber diese Traumvorstellung hatte Hand und Fuß: Die 14-jährige Madeline lud ihre Songs auf YouTube hoch, wurde von einem Produzenten entdeckt und verbrachte ihre Freizeit im Tonstudio. Begleitet wird sie seit mehreren Jahren  von ihrer Band, „meinen fünf Jungs”, wie sie selbst sagt. Sie wohnen in der gleichen Straße, Madeline verbringt viel Zeit mit ihnen. „Es sind meine allerbesten Freunde.”
Fallen und aufstehen
Madeline Junos Songs sind sehr melancholisch, aber auch sehr kraftvoll. Sie handeln von Liebe und Hoffnung,  vom „Hinfallen und wieder Aufstehen”. Madeline verarbeitet darin, was ihr passiert, was sie denkt und fühlt. „Das ist wie Tagebuch schreiben”, sagt sie. Die meisten ihrer Songs sind nachts entstanden. Vorbilder hat sie keine, aber sie mag unzählige englische Bands, Musiker und Texter.
Der Künstlername „Juno” entstand aus dem gleichnamigen Film mit dem 16-jährigen schwangeren Mädchen. „Mein absoluter Lieblingsfilm”, sagt Madeline. Ein ganzes Jahr lang sah sie diesen Film jeden Abend zum Einschlafen, er half ihr durch eine düstere Zeit hindurch. „Ich habe ihn in zweifacher Ausführung, einen habe ich immer dabei und einen zuhause. Wenn ich abends allein im Hotel bin oder Sorgen habe, schaue ich diesen Film an.”
Seit letztem Jahr hat die junge Künstlerin einen Plattenvertrag bei Universal. Seitdem hat sich ihr Leben verändert: Die Schule pausiert, Umzug nach Mannheim,  Studioproben, Interviews,
Trotz Melancholie verfolgt Madeline Juno ihre Musikkarriere ehrgeizig.
Radiotouren. „Jede Woche ist anders”, berichtet sie. Sie war in Live-Shows im Fernsehen, tourte mit Philipp Poisel und Ellie Goulding. Nervös sei sie aber selten, sagt die 18-Jährige: „Ich bin sehr ehrgeizig und habe viel Selbstdisziplin. Ich untersage mir Lampenfieber und überschatte alles mit positiver Energie.” Davon hat sie meistens genug, seit sie die Dinge tun darf, auf die sie schon immer hingearbeitet hat. „Endlich ist alles ins Rollen gekommen”, sagt sie.
Dennoch machen ihr auch manche Dinge Angst: „Mein Team wächst ständig. Und ich bin jemand, der am liebsten alles selber macht. Aber bei wichtigen Entscheidungen habe ich das letzte Wort.” Über Facebook und Co. pflegt sie engen Kontakt zu ihren Fans. Da sieht man sie schon mal im Video mit der Gitarre auf dem Teppich ihres Wohnzimmers sitzen und ihren neuesten Song spielen. „Kontakt mit den Fans finde ich unglaublich wichtig”, betont sie.
Niemand kann Madeline sagen, wie lange es noch so gut läuft wie jetzt gerade. Aber die Musikkarriere wird sie weiter verfolgen. Dennoch will sie ihr Abitur bald nachholen, schon fürs eigene Gewissen.
Wie kommen Freunde und Familie mit dem neuen Pop-Star Madeline Juno klar? Sie sind stolz. In einer WhatsApp-Gruppe ihrer Klasse postet jeden Tag ein anderer Schüler etwas über sie. Auch die Musiker-Eltern haben sie von Anfang an unterstützend begleitet. „Für meine Familie ist das fast schon Normalität. Ich bin ja nicht erst seit gestern in diese Sache involviert, ich habe ja jahrelang in den Ferien im Studio gearbeitet”, erklärt sie.
Heimatverbunden
Seit ihrem Umzug  ist Madeline viel heimatverbundener geworden. Sie schätzt an Mannheim, dass sie von dort schneller und einfacher überall hinkommt. Aber: „In Offenburg liebe ich einfach alles. Die kleinen Straßen, die Geschäfte, die Menschen, das Badisch ...”Für Besuche zuhause hat sie allerdings im Moment wenig Zeit. Wenn sie doch einmal
ins Südbadische zurückkehren kann, stehen gemütliche, lange Gespräche mit Eltern, Opa und Oma an. Zusammen Essen gehen, backen, auf dem Sofa gammeln – „Manchmal putze ich sogar”, sagt sie lachend. „Einfach mal Madeline sein, ohne Juno”, beschreibt sie diesen Zustand.
Ihr erstes Album ist jetzt erschienen – das wird gefeiert. Aber viel Zeit  bleibt ihr dafür nicht, denn am 13. März startet sie beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) mit zwei Liedern. Und ab dem 27. März geht sie mit Adel Tawil auf Tour. Termine und Tickets gibt’s hier. Eine eigene Tour plant die Songwriterin übrigens auch noch in diesem Jahr.


  
Debut-Album
Madeline Junos Debut-Album „The Unknown” ist als Download oder klassische CD erhältlich.
Starke 16 Songs sind auf Madeline Junos erstem Album enthalten – darunter der aus dem Film „Fack Ju Göhte” bekannte Song „Error” und die neue Single „Like Lovers Do” – Soundtrack des Films „Pompeii”. Vier Jahre lang arbeitete die Newcomerin an ihrer ersten Platte. „Heart-Core” nennt sie ihre Musik selbst. Und ihre Stimme geht wirklich direkt ins Herz. All ihre Gefühle und Gedanken aus der Zeit des Erwachsenwerdens hat sie in diese 16 Songs gepackt. In „Sympathy” verarbeitet sie ein Beziehungsdrama, mit „Error” liefert sie einen hymnisch vertonten Aufschrei einer zerbrochenen Liebe. In „Same Sky” singt sie von schrankenloser Verbundenheit, in „Do It Again” über ihr Kämpferherz. Madeline Juno präsentiert hier gefühlvolle, berührende Popsongs. ge