Oberstes Ziel in der Pferdehaltung sind gesunde Tiere. Wie man dieses Ziel mit Maßnahmen der Biosicherheit und einer guten Grundfutterqualität erreicht, darum ging es beim Ludwigsburger Pferdetag im November.
Grundfutter: In guter Qualität, ausreichend und mit der richtigen Vorlagetechnik, ist es schon die halbe Miete für ein gesundes Pferd.
Pandemiebedingt fand der Ludwigsburger Pferdetag dieses Jahr zum ersten Mal in digitaler Form statt. Die Teilnehmer konnten von zuhause aus die Vorträge mitverfolgen und Fragen stellen. Schon zu Beginn der Veranstaltung hatten sich mehr als 230 Teilnehmer angemeldet.
Katja Fetzer, Pferdewirtschaftsmeisterin vom Fetzerhof Auenwald, berichtete den digitalen Zuhörern vom Herpesausbruch in ihrem Bestand. Als es bei einer Zuchtstute zum Virusabort kam, wurden alle tragenden Stuten der Gruppe sofort ins ausgeräumte Heulager separiert. Einsteller und Nachbarn wurden informiert, Besuche und Ausritte verboten.
Nach Kontakt zu Dr. Susanne Müller vom Pferdegesundheitsdienst (PGD) wurden weitere Maßnahmen ergriffen: Gabe von Zylexis, Fieberkontrolle, viel Frischluft, Umsiedlung zweier tragender Stuten in einen leerstehenden Hof. Ein zweites Fohlen kam tot zur Welt, das dritte Fohlen war gesund. Keines der anderen Pferde erkrankte – nach fünf Wochen war kein Virus mehr im Labor nachweisbar. Dennoch saß der Schock tief.
Fetzer änderte ihr Management: Sie führt nun zweimal im Jahr eine Herpes-Impfung durch – die ist Pflicht, auch für die Pensionspferde. Die Zuchtstuten wurden dauerhaft
vom Restbestand getrennt, Aufzuchtpferde und Kurzbesucher in einem getrennten Stalltrakt untergebracht. Neue Pferde werden separiert, über 10 Tage wird die Temperatur kontrolliert, und nur geimpfte und entwurmte Pferde werden aufgenommen. Geplant ist auch, die Boxen- und Paddockgruppen zu synchronisieren, sodass die Pferde in Stall und Auslauf immer innerhalb ihrer Gruppe bleiben.
Plan B haben
Dr. Müller vom Pferdegesundheitsdienst (PGD) der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg lobte Fetzers Krisenmanagement. Sie riet allen
Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern dringend, sich Gedanken über
einen Plan B zu machen, solange man nicht betroffen ist: „Das Ereignis
fragt nicht nach, ob es stattfinden darf.”
Als Kernthema sieht sie Neuzugänge, die Erreger in den Bestand tragen. Sie sollten genau unter
die Lupe genommen werden: Ist der Bestand, in dem das Pferd bisher
steht, unauffällig? Ist es gesund? Ist der Pferdepass korrekt? Aus Sicht
der Biosicherheit sind die in Gruppenhaltungen üblichen
Integrationsboxen ein Horrorszenario, betonte Müller. Neuzugänge werden
ausgiebig beschnuppert und dabei Erreger übertragen.
Ebenfalls
risikobehaftet sind Rückkehrer von Veranstaltungen oder
Klinikaufenthalten, Gastpferde sowie Dauerausscheider (Herpes, Druse) im
Bestand. Müller sagte deutlich: „Der Stallbetreiber muss sich darum
kümmern, dass keine Erreger in den Bestand rein- und rauskommen! Er muss
sich sachkundig machen und Vorbereitungen treffen.”
Für den Notfall
braucht man eine dezentrale Unterbringungsmöglichkeit auf dem Betrieb – idealerweise mit Sichtkontakt zur restlichen Herde. Das kann auch nur
ein Weidezelt oder ein Heulager sein, das leergeräumt werden kann.
Daneben spielten die allgemeine Hygiene und Sauberkeit im Stall eine
große Rolle. In diesem Zusammenhang riet Müller den Anwesenden, sich in einer ruhigen Minute den Hygieneleitfaden Pferd der FN zu Gemüte zu führen. Zum Bestandsmanagement hinsichtlich Impfungen und Entwurmung verwies sie auf die Leitlinie zur Impfung von Pferden der StIKo Vet sowie auf die Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden der ESCCAP.
Müller empfahl außerdem, die Regelungen zum Betriebsmanagement im
Einstellvertrag zu fixieren und auch in der Stallordnung das Vorgehen
bei Krankheiten und Tierseuchen aufzunehmen. Das erspare Diskussionen.
Heulage besser als ihr Ruf
Ein weiteres großes Thema für die
Pferdegesundheit ist das Grundfutter. Eine Blitzumfrage unter den
Teilnehmern ergab, dass 77 Prozent als Grundfutter nur Heu füttern, 22
Prozent eine Kombination aus Heu und Heulage und nur ein Prozent
ausschließlich Heulage. Dabei hat Heulage zu Unrecht einen schlechten
Ruf, wie Ueli Wyss von der Schweizer Forschungsstelle Agroscope findet.
Grundsätzlich seien beide Futtermittel für die Pferdefütterung geeignet.
Entscheidend sei der Keimbesatz. Agroscope bietet ein ausführliches Merkblatt zu guter Raufutterqualität für Pferde zum kostenlosen Download an.
Die häufig befürchtete Gefahr von
Botulismus sei bei Heulage gegenüber der feuchteren Silage gering, so Wyss. Die
Sporen von C. botulinum könnten nur bei hoher Feuchtigkeit auskeimen.
Heulage mit ihrem Trockenmassegehalt über 50 Prozent sei in der Regel
unproblematisch.
Dafür enthalte Heulage weniger in der
Pferdefütterung unerwünschte Zucker und Fruktane, da diese bei der
Gärung abgebaut werden. Der Proteingehalt sei aber etwas höher.
Entscheidend für die Qualität ist auch der richtige Schnittzeitpunkt.
Eine sichere und gute Futterqualität weisen Analysen zufolge im Handel
erhältliche Heulage-Kleinballen auf, allerdings sind diese teuer.
Analysen
zeigten laut Wyss, dass der Keimbesatz bei Heu höher ist als bei
Heulage. „Bodenheu ist beim Pressen selten ausreichend trocken”, befand
der Experte. Dadurch weise Heu häufiger Schimmel auf. Abhilfe könnten
Heu-Belüftungsanlagen, Trocknungsanlagen oder auch Konservierungsmittel
schaffen. Die sensorische Beurteilung gebe einen guten Eindruck von der
Futtermittelqualität, so Wyss. Bei Zweifeln rät er zu einer laborlichen
Untersuchung.
Lose, Netz oder Raufe?
Stephanie Dirks, Pferdewirtschaftsmeisterin vom
Reithof Trab in Konstanz, stellte verschiedene Heufütterungstechniken
vor. Für ihre Meisterarbeit hatte die Betriebsleiterin die Heuvorlage
lose, im Heunetz, aus der Heutonne und aus der Heuraufe miteinander
verglichen. Neben wirtschaftlichen Faktoren wie
der Arbeitszeit und der Futterersparnis berücksichtigte sie dabei auch
die Pferde- und Kundenzufriedenheit.
„Die perfekte Lösung gibt es
nicht”, betonte Dirks. Sie stellte aber fest, dass die lose Heufütterung
vom Boden aus am schlechtesten abschnitt. Die Karenzzeit zwischen den
Fütterungen war oft zu lang und die Pferde wirkten gestresst bei der
Fütterung.
Gar nicht bewährt hat sich auch die Heutonne. „Viele Pferde
verstehen das System nicht”, berichtete Dirks. Die Heuraufe war
hinsichtlich der Arbeitszeit die günstigste Variante, das Heunetz die
schlechteste. Dafür wirkte sich das Heunetz am günstigsten auf
Fresszeiten, Pferde- und Kundenzufriedenheit sowie auf die Heuverluste
aus und war daher der beste Kompromiss. Um Arbeitszeit zu sparen, stieg
Dirks um auf fest installierte Netze, die von oben befüllt werden
können.
Zum Vertiefen
Alle Vortragsunterlagen zum Ludwigsburger Pferdetag gibt es hier zum Nachlesen.