Die Präsentation des Jahresabschlusses 2021 brauchte naturgemäß die meiste Zeit bei den jüngsten Sitzungen von Vorstand und Verbandsausschuss des BLHV. Inhaltlich bewegt die Bäuerinnen und Bauern derzeit aber viel mehr, wie die aufgegriffenen Themen und Diskussionen zeigten.
Das Thema „Zukunftsbauer” soll inhaltlich den Landesbauerntag des BLHV am 24. September in St. Georgen bestimmen. BLHV-Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeiter Padraig Elsner (stehend neben Präsident Bernhard Bolkart), erläuterte im Verbandsausschuss das Vorhaben.
Ein großes Thema, das vor allem die Weidetierhalter sehr umtreibt, ist und bleibt der Wolf. Obwohl im Schwarzwald bisher nur wenige Wölfe unterwegs sind, im Vergleich zu nördlichen und östlichen Regionen in Deutschland, ist sich jeder im Klaren, dass das nicht so bleiben wird. Der BLHV war daher früh an dem Thema dran und bleibt dran. Valentin Sonner, Kreisvorstand Hochschwarzwald, formulierte es bei der Vorstandssitzung des BLHV am 30. Juni in der Messe Freiburg drastisch: „Was für die Sonderkulturbetriebe der Mindestlohn ist, ist für die benachteiligten Gebiete der Wolf – nämlich existenzbedrohend”.
Koordinationsgruppe Wolf am Start
Um die Aktivitäten zum Thema Wolf
künftig noch besser fachlich zu begleiten, zu koordinieren und zu
bündeln und auf neue Entwicklungen effizient reagieren zu können, hat
der BLHV-Vorstand bei der Sitzung in der Messe Freiburg eine
Koordinationsruppe Wolf ins Leben gerufen. Jede Bezirksgeschäftsstelle
des BLHV wird beauftragt, bis zu zwei Personen für dieses neue Gremium
zu benennen. Der Start soll zügig angegangen werden. „Wir brauchen diese
Koordinationsgruppe so schnell wie möglich”, untrstrich dazu
BLHV-Präsident Bernhard Bolkart.
Die Grundsteuerreform wirft Fragen auf
Die Bäuerinnen und Bauern im Land bekommen derzeit Post
vom Finanzamt wegen der Grundsteuerreform. Gefordert wird zunächst eine
Feststellungserklärung zu den privaten Teilen der Hofstelle. In der
Sitzung des Verbandsausschusses, die unmittelbar auf die
Vorstandssitzung folgte, war die Grundsteuerreform daher ein großes
Thema. Die anwesenden Steuerfachleute des BLHV antworteten auf reichlich
Detailfragen zur künftigen Bewertung und Besteuerung vom eigenen Grund
und Boden. Die Nachfrager mussten aber auch mit nach Hause nehmen, „dass
es in vielen Fällen künftig wohl teurer wird”.
Zukunftsbauer
Vom Deutschen Bauerntag Mitte Juni in Lübeck und vom neuen
Selbst- und Rollenbild, das sich der Berufsstand mit der Initiative
„Zukunftsbauer” geben will, berichteten dem Verbandsausschuss Präsident
Bernhard Bolkart und Padraig Elsner, Pressesprecher und
Öffentlichkeitsarbeiter des BLHV. Der BLHV will ja den Ball zügig
aufgreifen. „Zukunftsbauer” wird bestimmendes
Thema sein beim nächsten Landesbauerntag, erfuhren die Mitglieder des
Verbandsausschusses.
Was selbstverständlich schien, gilt nicht mehr
Navigieren in unklaren Verhältnissen: Andreas Schneider (Schwarzwaldmilch) ...
Von heftigen Turbulenzen in ihren Geschäftsfeldern berichteten bei der Verbandsausschusssitzung des BLHV Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch, und Dr. Holger Löbbert, für das Agrargeschäft zuständiger Vorstand der ZG Raiffeisen. „Der Milchmarkt und andere Märkte stehen vor einer Zeitenwende”, fand Schneider drastische Worte. Die Milchlieferanten und ihr Milchwerk belasten starke Kostensteigerungen in der Produktion und die künftige Energieversorgung sieht Schneider aufgrund unkalkulierbaren Verhaltens Russlands auf unsicheren Beinen.
Verbraucher steigen laut Schneiders Bestandsaufnahme stark auf möglichst billige Produkte um – geschuldet der inflationären Entwicklung der Preise der täglichen Bedarfsgüter wie Haushaltsenergie, Benzin und Lebensmittel. „Alles, was bisher selbstverständlich war, ist komplett weg”, so Schneider. Regionale Markenprodukte haben es demnach schwer, Biomilch ist stark rückläufig. „Im Moment gibt der Markt denen recht, die sich nicht um Zukunft gekümmert haben”, stellte der Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer ernüchtert fest.
... und Dr. Holger Löbbert (ZG Raiffeisen).
„Keiner weiß, wo die Reise hingeht. Die Glaskugel hat keiner”, pflichtete ihm Dr.Holger Löbbert von der ZG Raiffeisen bei. Risikominimierung lautet bei der ZG die Devise.
„Das ist auf Handelsseite und bei den Landwirten wichtig”, unterstrich Löbbert. Er berichtete von stark gefragten Vorkontrakten: „Wir haben noch nie so eine hohe Vorkontraktrate gehabt wie in dieser Saison”.
Mit Blick auf Mais sei unsicher, ob die ZG das nötige Gas erhalten werde zum Trocknen, obgleich sie als systemrelevant eingestuft sei. Löbbert rief schon jetzt zu sauberer Ernteplanung und kontinuierlicher Belieferung auf, um extreme Bedarfsspitzen bei Gas zu vermeiden. „Wenn wir so agieren, müssten wir durchkommen”, verbreitete er am Ende Zuversicht.
Gut aufgestellt
Aufgrund des Fehlens zahlreicher Mitglieder war die Beschlussfähigkeit des Verbandsausschusses nicht gegeben. So konnten erstmalig in der Geschichte des Gremiums weder Jahresabschluss und Verwendung des Jahresergebnisses beschlossen, noch Vorstand und Geschäftsführung entlastet werden. Diese Beschlüsse werden satzungsgemäß im Umlaufverfahren nachgeholt. BLHV-Controller Alfons Zimmermann stellte den Anwesenden den Jahresabschluss und den Haushaltsplan des BLHV vor und bescheinigte dem Verband ein solides Ergebnis. Dieses bestätigte auch Verbandsprüfer Helmut E. Schweigert. Anstelle der Abstimmung holte Verbandspräsident Bernhard Bolkart ein Stimmungsbild von den Anwesenden ein. Zu allen Beschlussvorschlägen wurde Zustimmung empfohlen. Der BLHV ist auch 2022 gut aufgestellt und mit rund 15700Mitgliedern fit für die Zukunft.