Versuche spiegeln politische Vorgaben wider
Moritz unterstrich die Bedeutung der neutral vergleichenden Anbauversuche in Orschweier, deren Ergebnisse eine Richtschnur für die Gesamtregion Oberrhein darstellten. Die Flächen sind zur Information der Landwirte frei zugänglich. Es liegen vor Ort schriftliche Versuchsfeldführer in durchsichtigen Vorratsbehältern aus. Der Amtsleiter betonte, dass die Fachberatung den Bauern weiterhin einen ökonomisch und ökologisch erfolgreichen Pflanzenbau aufzeigen wolle. Er sprach aber auch von dem klaren Ziel, sowohl Pflanzenschutzmittel als auch die Düngung zurückzufahren. Parallel müsse die Biodiversität auf den Feldern und Wiesen weiter ausgebaut werden.
Auch das staatliche Versuchsfeld ist auf diese Zielsetzung ausgerichtet. Getreu der Eiweißstrategie gibt es dort jetzt einen umfangreichen Vergleichsversuch mit 15 Ackerbohnen- und sieben Futtererbsensorten.
Für Soja gibt es nur eine Integrierte Variante, bestehend aus Bandspritzung im Nachauflauf plus Hacke. Bisher ist das Bandspritzen in der Rheinebene noch selten. Weitere Varianten sind Unbehandelt, Chemisch und Mechanisch.
Zum Zeitpunkt der Versuchsbegehung waren noch keine gravierenden Unterschiede zwischen den Varianten erkennbar. Sichtbar war ein beachtliches Aufkommen von Ackerwinde, die in der chemischen Variante gerade erkennbar erfasst worden war. Sie stand in den mechanischen Varianten noch im Bestand, insbesondere innerhalb der Reihe. Ähnlich sah es in der Variante Blindstriegeln aus.
Unter dem Wassermangel sichtbar gelitten hatte in Orschweier auch die Sommergerste, sodass sich nur recht dünne Bestände entwickeln konnten. Bei den Winterweizensorten wurde wegen der Frühjahrstrockenheit sowohl auf einen Wachstumsregler verzichtet als auch auf eine Fusariumbehandlung. Berater Thomas Köninger bezifferte die Summe des örtlichen Niederschlagsdefizits der letzten fünf Jahre auf 1400 mm. Möglicherweise trockenheitsbedingt lagen die Nmin-Werte noch niedriger als im Vorjahr. Die Messwerte von 2020 blieben recht nah beieinander: Ende Januar wurden 26 kg N/ha gemessen, Ende März 47 kg N/ha.
Anbauberater Volker Heitz berichtete von einer langen Auflaufphase beim Mais in der Rheinebene und von zahlreichen Beständen mit Pflanzenschutzproblemen. Ein großer Teil davon rührt vom Wegfall der Mesurolbeize her. Es fehlt unter anderem der Vergrämungseffekt gegen Krähen und Tauben, aber auch die systemische insektizide Wirkung gegen die Fritfliege, die auch prompt gehäuft auftritt.
Amtsleiter Moritz sprach in Orschweier von einer „Richtungsänderung der Produktionssysteme, die wir gemeinsam mit den Landwirten hinbekommen wollen”. Er verwies dazu auf das Eckpunktepapier zum Schutz der Insekten in Baden-Württemberg.
Noch in diesem Jahr soll es in seinem Amtsbezirk zur Einrichtung eines Netzwerks aus Muster- und Demonstrationsbetrieben kommen, die sich mit der Pflanzenschutzreduktion und mit der Erhöhung der Biodiversität befassen.
Auch die Systemvergleiche zur Unkrautregulierung auf dem Versuchsfeld Orschweier sind in diesem Zusammenhang zu verstehen. Ebenfalls im Sinne der Umsetzung des Eckpunktepapiers wird das LTZ Karlsruhe landesweit vier Beratungsstellen zur Pflanzenschutzreduzierung im Ackerbau einrichten. Eine davon soll in Offenburg angesiedelt sein. Zur Aufgabe eines jeden dieser Sachbearbeiter gehört der Aufbau eines Netzwerks von Demonstrationsbetrieben. Gleichzeitig soll jeder von ihnen auch ein Messnetz aufbauen, um die tatsächlichen Effekte dokumentieren zu können.