Unkraut mit Starkstrom bekämpfen
Der Starkstrom wird dabei von drei hintereinandergeschalteten Reihen von schmalen Metallschürzen beim Darüberstreichen in die Pflanzen und danach in den Boden gelenkt. Ein zapfwellengetriebener Generator am Heck erzeugt den Strom. Gemeinsam mit dem Transformator bringt er gut 1000 kg auf die Waage.
Der mechanische Kraftbedarf für die erforderliche Stromproduktion ist beachtlich: Man rechnet mit 35 bis 40 PS pro Meter Arbeitsbreite. Das Herzstück und nach Firmenangaben der teuerste Bestandteil der Anlage ist der Transformator. Er liefert kurze Stromschlag-Intervalle. Die Stromstärke liegt unter einem Ampère. Für Olivier Bouly von Zasso France ist das ein wichtiges Argument dafür, dass das Bodenleben und insbesondere die Regenwürmer unbehelligt bleiben.
In den erfassten Pflanzen hingegen wirkt der Strom zweifach: Das grüne Blattpigment Chlorophyll wird aus seiner Photosyntheseeinheit gerissen, kann daraufhin die aufgenommene Lichtenergie nicht mehr abgeben und zerstört sich damit selbst. Als zweite Wirkung platzen die Leitbündelzellen, wodurch der Wasser- und Nährstofftransport der Pflanze irreparabel unterbrochen ist. Zasso spricht deshalb auch von einer systemischen und nachhaltigen Einwirkung des Stroms. Die notwendige Einwirkdauer pro Pflanze beträgt 0,1 bis 0,3 Sekunden.
Das bedeutet: Die herbizide Wirkung wird wesentlich von der Leitfähigkeit aller beteiligten Strukturen beeinflusst, die sich zwischen den vorderen und hinteren Metallschürzen befinden.
Mit hoch über den Erdboden hängenden vorderen Applikatoren ist beispielsweise gewährleistet, dass in Zuckerrüben nur die unerwünschten Schosser erfasst werden und nicht die Zuckerrüben. Strom als Herbizid kommt bei Getreide, Mais, Soja etc. sowie im Wein- und Obstbau ausschließlich zwischen den Reihen und im Nachauflauf zum Einsatz. Auch im Kartoffelanbau wird nach dem Wegfall des chemischen Wirkstoffs Deiquat (Reglone) mit der Krautabtötung durch Strom experimentiert.
Manfred Mohr, Spezialberater für Kartoffelbau beim DLR Neustadt/Rheinland-Pfalz, berichtete gegenüber der Badischen Bauern Zeitung von den Versuchsergebnissen seines Instituts: Dabei wurden auf den dieses Jahr trockenen Böden bei der Krautabtötung per Strom gute Ergebnisse erzielt.
Mohr kritisierte allerdings den hohen Dieselverbrauch von 15 bis 18 l je Stunde. Außerdem müsse das hohe Gewicht über eine reihenübergreifende Zwillingsbereifung verteilt werden. Bei der maximalen Arbeitsgeschwindigkeit von 2,5 bis 3 km/h liege die Flächenleistung bei einer Arbeitsbreite von drei Metern, was vier Reihen entspricht, unter einem Hektar je Stunde. Auch die Qualität der Kartoffelknollen kann der Stromeinsatz beeinträchtigen: Drei von zwölf Sorten zeigten nach dem Aufschneiden Veränderungen der Gefäßbündel. 2018 waren diese Anteile jedoch noch höher gewesen. Laut Mohr soll in den Versuchen der nächsten Saison geklärt werden, wie die nachteiligen Einwirkungen weiter minimiert werden können.