Pflanzenbau | 12. August 2021

Unkräuter bekämpfen, Zwischenfrüchte säen

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen
Die Bodenfeuchte fördert das zügige Auflaufen von Unkräutern und Ungräsern auf der Stoppel. Diese können bei trockenen Arbeitsbedingungen erfolgreich mechanisch bekämpft werden. Die Wasservorräte im Boden sind günstig für die Aussaat von Zwischenfrüchten.
Bei trockenen Arbeitsbedingungen können Unkräuter auf der Stoppel erfolgreich mechanisch bekämpft werden.
Die Getreide- und Rapsernte hat sich dieses Jahr durch das anhaltend unbeständige Wetter lange hingezogen.
Eine intensive Stoppelbearbeitung reduziert Unkräuter, Feldmäuse, Drahtwürmer und Schnecken. Die Strohrotte wird angeregt, was die Übertragung von Krankheitserregern wie Fusarienpilzen auf die Folgekultur reduziert. Einjährige Unkräuter wie Kamille- und Knötericharten, Ackerfuchsschwanz oder Trespen, aber auch Ausfallgetreide und Ausfallraps können durch eine mehrfache flache Bodenbearbeitung nach der Ernte zügig zum Keimen angeregt werden. Zunächst sollte möglichst flach gearbeitet werden – maximal fünf Zentimeter –, damit Getreide- und Unkrautsamen nicht in tiefe Bodenschichten verfrachtet werden, wo sie nur unvollständig auflaufen können. Etwa eine Woche nach dem ersten Durchgang sollte eine zweite, etwa zehn bis zwölf Zentimeter tiefe Stoppelbearbeitung stattfinden. Auf Flächen mit resistentem Fuchsschwanz empfiehlt es sich, die mechanische Bekämpfung ausreichend oft zu wiederholen.
Wurzelunkräuter
Für eine wirkungsvolle Herbizidbehandlung sollten Disteln mindestens sechs Blätter haben.
Sollen mehrjährige Wurzelunkräuter wie Quecken oder Disteln mechanisch bekämpft werden, ist eine mehrmalige, abgestuft tief gehende und möglichst diagonal versetzte Bearbeitungen der Stoppel erforderlich. Nur so werden möglichst viele unterirdische Rhizome an die Oberfläche befördert. Nach der Bearbeitung sollte es trocken und warm bleiben, um das Austrocknen der nach oben transportierten Pflanzenteile zu gewährleisten.
Bei starkem Besatz von mehrjährigen Unkräutern wie Ampfer, Disteln, Winden oder Quecken und feuchten Bedingungen wirkt jedoch selbst eine intensive Bodenbearbeitung meistens nicht ausreichend. Dann hat ein gezielter Herbizideinsatz auf der Stoppel eine nachhaltigere Wirkung. Nach dem sich abzeichnenden Wegfall von glyphosathaltigen Herbiziden dürfte die Kontrolle von Wurzelunkräutern deutlich aufwendiger werden.
Die in diesem Jahr gute Wasserversorgung lässt die Unkräuter nach der Ernte rasch ausreichend Blattmasse für die notwendige Wirkstoffaufnahme bilden. Das ist günstig, denn für eine erfolgreiche Herbizidbehandlung sollten Quecken mindesten fünf und Disteln sechs Blätter haben. Schachtelhalm sollte mindestens zehn Zentimeter und Winden sollten über 20 Zentimeter lang sein.
Auf der Stoppel sind folgende Herbizide zugelassen:
  • Glyphosatmittel wie beispielsweise Roundup PowerFlex, Dominator 480 TF oder Glyfos Dakar. Gegen schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter ist in der Regel eine Wirkstoffmenge von 1600 bis 1800 Gramm Glyphosat je Hektar erforderlich, während gegen Ausfallraps oder -getreide meist eine reduzierte Wirkstoffmenge von 1200 Gramm ausreichend ist.
  • Kyleo mit den Wirkstoffen Glyphosat und 2,4-D besitzt gegenüber reinen Glyphosatmitteln eine Zusatzwirkung gegen Winden, Landwasserknöterich, Schachtelhalm und andere.
  • Starane XL und Pyrat XL mit den Wirkstoffen Fluroypyr und Florasulam wirken gut gegen Zaunwinde sowie weitere mehrjährige Unkräuter wie Ampfer.
Welches Herbizid passt?
Beim Einsatz von Glyphosatherbiziden ist zu beachten, dass der Wirkstoff zwar sehr schnell und breit wirkt, aber dennoch einige Unkräuter wie Winde, Schachtelhalm, Landwasserknöterich, Weidenröschen sowie Brombeere nicht optimal erfasst. Kyleo enthält neben Glyphosat zusätzlich den Wuchsstoff 2,4-D und hat dadurch ein breiteres Spektrum. Starane XL und Pyrat XL sind glyphosat-freie, selektive Herbizide. Für deren sichere Wirkung gegen Winde ist jedoch eine Einwirkzeit von rund fünf Wochen notwendig. Außerdem sind die beiden Präparate momentan im Handel kaum verfügbar.
Grundsätzlich ist bei einer Herbizidbehandlung der Stoppel sehr präzise zu arbeiten. Man sollte die Felder möglichst ganzflächig bearbeiten. Aber Feldraine, Feldwege sowie Böschungen dürfen keinesfalls behandelt werden. 
Zwischenfrüchte
Die Niederschläge lassen nicht nur die Unkräuter sprießen, sondern bieten außerdem passende Saatbedingungen für Zwischenfrüchte – deutlich günstiger, als in den letzten Jahren mit ausgeprägter Sommertrockenheit. Da für den August weiterer Regen vorhergesagt ist, können in diesem Jahr wahrscheinlich  hochwertige Mischungen von Zwischenfrüchten ihre ackerbaulichen Vorteile gegenüber reinen Kreuzblütlerbeständen voll entfalten. Für eine optimale Entwicklung sollten Mischungen mit grobkörnigen Leguminosen im August gesät werden. Demgegenüber sollte man Senf oder Ölrettich nicht zu früh ausbringen, weil diese sehr schnell mit der Blüte beginnen und dann das wichtige Wurzelwachstum und die Stickstoffaufnahme stagnieren.
Beim Anbau von Zwischenfrüchten ist wie bei einer Hauptfrucht auf eine sorgfältige Bodenvorbereitung zu achten. Grundsätzlich gilt: Je kleiner das Korn, desto wichtiger ist ein feines Saatbeet. Das gilt zum Beispiel für Phacelia, Klee oder Ölrettich. Drillsaaten ermöglichen eine exakte Saatgutablage. Alternativ kann natürlich auch ein Pneumatikstreuer auf einen Grubber oder eine Scheibenegge aufgesattelt werden. Jedoch steht der hohen Arbeitseffizienz der Grubbersaat insbesondere bei Feinsämereien das Risiko einer ungleichmäßigen Saatgutablage entgegen. Ungleichmäßige und dünne Bestände erfüllen die erhofften Wirkungen bezüglich der Nährstoffkonservierung, der Unkrautunterdrückung oder der Strukturverbesserung nicht. Bei ungünstigen Bedingungen sollte die Saatgutmenge um bis zu 20 Prozent angehoben werden.
Ist nach der Ernte die Saat einer Zwischenfrucht als ökologische Vorrangfläche geplant, darf auf der Stoppel kein