Betrieb und Wirtschaft | 11. Juli 2019

Ungewohnte Konkurrenz für die Gerste

Von Donat Singler
Mit dem Drusch von Winterfutter- und Winterbraugerste ist die Getreideernte in Baden-Württemberg angelaufen. Die ersten Ergebnisse für Ertrag und Qualität sind erfreulich. Die überregionale Marktlage ist allerdings anders als gewohnt zu dieser Jahreszeit.
Die Getreideernte im Land ist angelaufen.
In Nord- und Ostdeutschland begann die diesjährige Wintergerstenernte zwei Wochen früher als üblich. Fehlende Niederschläge und hohe Temperaturen machten es möglich. Die Norddeutschen konkurrieren jetzt mit süddeutscher Ware um die Kunden in den nordwestdeutschen Veredlungsgebieten sowie in Benelux. Das hat Folgen für Mengen und Preise im Südwesten. Der Markt für Futtergerste laufe für die Jahreszeit ungewöhnlich schleppend, berichtet der hiesige Handel.

Mengen und Qualitäten
In den frühen Lagen im badischen Rheintal bringen Winterfutter- und Winterbraugerste „gute Erträge” mit 7 bis 9 Tonnen je Hektar (t/ha). Bei der Winterfuttergerste ist die Qualität „ordentlich” mit Werten durchweg über 63 Kilogramm je Hektoliter (kg/hl). Die Qualität der Winterbraugerste ist nicht immer zufriedenstellend mit Vollgerstenanteilen von 75 bis 90 Prozent, gefordert sind 90 Prozent und mehr. Im Kraichgau war die Futtergerste zu Wochenbeginn zu etwas mehr als der Hälfte eingebracht. Die Erträge streuen dort breit von 5 bis 9 t/ha. Gut schneidet die Qualität ab, die Ware wird als „schwer” beschrieben mit mehr als 63 kg/hl bis zu 66 kg/hl.
In den frühen Lagen Württembergs zwischen Heilbronn und Stuttgart läuft die Ernte ebenfalls. Von leichten Böden kommen Futtergerstenerträge von 5,5 bis 7,5 t/ha mit einer breiten Qualität im Schnitt von 62 bis 67 kg/hl. Bei der Winterbraugerste reichen erste Angaben von 5,5 bis 8 t/ha. Die Proteinwerte rangieren eher am unteren Ende bei 9 bis 10 Prozent. Im westlichen Hohenlohe ist die Ernte angelaufen. Die Erträge sollen ordentlich sein mit Qualitätsspannen von 66 bis 70 kg/hl.
Wintergerste
Die Wintergerste kommt überall trocken vom Feld. Über die Trocknungskosten sei noch nicht endgültig entschieden, erklärten mehrere Erfasser. Dem Vernehmen nach sollen sie für Getreide und Raps im Vorjahresvergleich nicht steigen. Die Futtergerstenpreise gaben in den vergangenen Wochen spürbar nach. Die Konkurrenz aus Frankreich und Norddeutschland begrenzt die Spielräume, heißt es. Die internationale Konkurrenz in Russland und der Ukraine erwarte ebenfalls eine gute Gerstenernte. Ersten Handelsangaben zufolge könnten die Preise für vertragsfreie Ware beim Verkauf aus der Ernte, frei Gosse Landhandel, netto 130 bis 135 Euro/t erreichen. Allerdings nennen nicht alle Händler Preise, da sich der Markt unter den ungewöhnlichen Umständen erst entwickeln müsse.
Dinkel der Ernte 2018 ist ausverkauft, hieß es beim Forum vor der Ernte Ende Juni in Denkendorf. Die Erzeugerpreise für vertragsfreie Ware der Ernte 2019 im Spelz könnten netto, frei Gosse Landhandel, schwerpunktmäßig 200 Euro/t, teils bis 220 Euro/t erreichen, erklärten Händler gegenüber der BBZ.