Waldwirtschaft | 13. November 2014

Unfall mit Langholztransporter nachgestellt

Von Gabriele Hennicke
Die Szenerie bei der Großübung der Feuerwehr Bad Krozingen am 6. November war sehr realistisch und gleichzeitig spektakulär: Zwei Pkws und eine Radfahrerin waren mit einem Langholztransporter kollidiert.
Unfall in der Innenstadt von Bad Krozingen. Die Helfer müssen sich zuerst einen Überblick verschaffen.
Dabei hatten sich Stämme durch die Windschutzscheibe ins Innere der Fahrerkabine gebohrt. Ein Baumstamm war heruntergestürzt. Brände waren zu löschen. Sechs Verletzte mussten geborgen und versorgt werden. Über 60 Hilfskräfte waren an dem Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr und des Roten Kreuzes Bad Krozingen beteiligt.
Realistische Szene
Trotz Vollmond ist es ziemlich dunkel. Eine beängstigende Szenerie bietet sich vor dem Café Mohrenköpfle in der Bad Krozinger Innenstadt. Dort ist ein weißer Transporter auf einen 25 Meter langen Langholztransporter aufgefahren.
Jugendliche simulierten, mit Kunstblut schön-scheußlich geschminkt, die Verletzten am Ort des Unfalls.
 
Ein Mann, am Kopf blutend, rennt schreiend herum und ruft nach Hilfe. Es ist der Lkw-Fahrer, wie sich später herausstellt. Unter dem Kleintransporter hat sich Rauch entwickelt. Ein Fahrrad liegt neben dem Kleinbus auf der Straße. Etwa zehn Meter weiter, unter dem riesigen Schwertransporter, hat sich ein roter Kleinwagen verkeilt. 

Unter dem Schwertransporter hat sich ein roter Kleinwagen verkeilt. Ein Baumstamm der Ladung ist herabgestürzt.
Durch die Wucht des Aufpralls ist ein Baumstamm vom Holzlaster auf das Dach des Autos hinabgestürzt. Der Fahrer ist eingeklemmt. Ebenso der Fahrer des Kleinbusses. Zwei weitere Mitfahrer liegen verletzt im Fahrgastraum. Vom Fahrradfahrer keine Spur.
Dies ist die Situation, der sich etwa 45 Feuerwehrleute der Feuerwehr Bad Krozingen und etwa 15 Angehörige des Rettungsdienstes und der Bad Krozinger Schnelleinsatzgruppe des Deutschen Roten Kreuzes stellen müssen. Mit Einsatzleiterwagen, Löschgruppenzug, Rüstwagen und Tanklöschfahrzeug rückt die Feuerwehr in zwei Staffeln von zwei Seiten an, kurz danach die Rettungsfahrzeuge.
Die Helfer müssen sich zuerst einen Überblick verschaffen. „Am wichtigsten ist immer die Bergung und Versorgung der Verletzten”, erklärt Gruppenführer Gebhard Felder, der zusammen mit dem „Arbeitskreis Technische Hilfe” die Übung geplant und organisiert hat. Mit großer Ruhe wird getan, was nötig ist: Die einen sperren die Straße ab, andere leuchten den Unfallort aus. Man sucht unter dem Transporter nach dem Fahrradfahrer, unterbaut das Fahrzeug anschließend, damit es nicht umkippen kann.
Jeder weiß, was er zu tun hat
Dann rückt ein kleiner Löschtrupp an und löscht den Brand unter beiden Fahrzeugen. Jetzt wird der Blick auf die Unfallopfer im Fahrzeug frei. Die Einsatzleitungen von Rettungsdienst und Feuerwehr sprechen sich ab. Sie verabreden eine sogenannte „Tunnelrettung”, bei der die Verletzten über den Kofferraum des Fahrzeugs geborgen werden sollen. Eine große Plastikplane wird auf dem Boden ausgebreitet, dort werden die benötigten Gerätschaften nach vorgegebenem Plan abgelegt. Während ein Trupp den auf dem Auto aufliegenden Baum absägt, stemmen andere im Kleinlaster die Fahrerkabine auf.
Trotz der vielen Beteiligten und der unübersichtlichen Situation weiß offensichtlich jeder, was er zu tun hat. Bei all dem scheinbaren Durcheinander ist kaum je einmal ein lauteres Wort zu hören. Kein Wunder, hatte sich doch die Bad Krozinger Wehr in den letzten Wochen bei zwei vorangehenden Übungsterminen zur Technischen Hilfe eingehend auf das Thema vorbereitet. „Bei einem kompletten Ausbildungssamstag haben wir uns außerdem mit einem ganz ähnlichen Programm beschäftigt”, erklärt Hauptlöschmeister Gerhard Herzog. Insgesamt zeigen sich Felix Metzger, der Einsatzleiter der Übung und stellvertretender Kommandant der Bad Krozinger Gesamtwehr, sowie Hauptorganisator Gebhard Felder äußerst zufrieden mit dem Ablauf des Einsatzgeschehens. Einschließlich einer kurzen Nachbesprechung vor Ort dauerte der Übungseinsatz etwa zwei Stunden. „Ein solcher Unfall könnte hier jederzeit passieren”, stellt Gebhard Felder abschließend fest, „schließlich werden große Mengen im Südschwarzwald geschlagenes Holz übers Münstertal und Bad Krozingen in ein großes Sägewerk im elsässischen Volgelsheim transportiert.” Über 480 Einsätze hatte die Gesamtfeuerwehr Bad Krozingen, die aus 160 Feuerwehrleuten der Kurstadt und der Ortsteile besteht, im vergangenen Jahr zu leisten. Bei gut zwei Drittel der Einsätze leistet sie technische Hilfe und stellt Maschinen und technisches Wissen bereit.