Umwelt- und Klimafragen im Maisanbau
Zu Beginn der Tagung ging Dr. Irina Mahlstein vom Geographischen Institut der Universität Bern auf die zunehmenden Wetterextreme durch den Klimawandel ein. Klimamodelle sind äußerst komplex und beziehen sowohl natürliche Faktoren wie Erdbahnschwankungen, Schwankungen der Sonne und Vulkanausbrüche als auch menschengemachte Faktoren wie Treibhausgase ein. Das Klimamodell der Universität Bern geht von einer zunehmenden Erderwärmung aus, sofern der Ausstoß klimarelevanter Gase nicht entscheidend reduziert wird. Seit 1850 hat sich die globale Temperatur bereits um fast 1,5 °C erhöht, wobei die Erwärmung in den letzten Jahrzehnten immer schneller erfolgt.
Sollte die Erwärmung wie bisher fortschreiten, könne sich nach Mahlstein ein Hitzesommer wie 2003 ab dem Jahr 2030 in jedem zehnten Jahr und ab 2080 in jedem zweiten wiederholen. Außerdem nehmen die Frosttage signifikant ab. Entsprechend lässt sich eine Verlängerung Vegetationszeit beobachten, dies begünstigt eine frühere Saat und den Anbau von später abreifenden Maissorten. Insgesamt schätzt die Klimaexpertin jedoch die Risiken durch den Klimawandel höher ein als die Chancen für den Maisanbau in der Region.
Daher kommt man in hängigem Gelände teilweise nicht um die Errichtung von Barrieren wie Erdwällen oder dichten Reisigzäunen herum, die Häuser und Straßen vor abgeschwemmter Erde schützen können. Im Elsass findet in Gemeinden mit häufigen Erosionsereignissen von der Landwirtschaftskammer organisierte „Runde Tische” mit Landwirten, Bürgern und Gemeindevertretern statt, bei denen Lösungen entwickelt werden. Die Kosten dieser gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen, einschließlich der Bewirtschaftungsauflagen für die Landwirte, werden im Elsass im Wesentlichen von den Kommunen getragen.
Götz Lechler von der ZG Raiffeisen in Karlsruhe stellte verschiedene Untersuchungen aus dem Rheintal vor, die zeigten, dass eine moderate Einsparung von Nährstoffen ohne einen Verlust an Ertrag und Qualität möglich ist. So konnte in mehrjährigen Exaktversuchen nachgewiesen werden, dass durch eine einmalige, eingearbeitete N-Düngung mit einem stabilisierten Stickstoffdünger vor der Saat die Stickstoffdüngung bei gleichem Ertrag um zehn Prozent reduziert werden konnte. Dies lässt sich durch die geringeren Verluste in die Atmosphäre sowie durch geringere Auswaschung bei einem stabilisierten Ammoniumdünger erklären.
Wird Harnstoff eingesetzt, so ist darauf zu achten, dass die Ammoniakverluste möglichst gering gehalten werden. Dies kann durch eine unmittelbare Einarbeitung des Harnstoffs oder durch die Verwendung von Ureasehemmstoffen erreicht werden, so Lechler. Die Phosphateffizienz lässt sich am besten durch eine nahe der Wurzel platzierte P-Düngung in Form einer Unterfußdüngung erreichen. In mehrjährigen Versuchen konnte bei einer NP-Unterfußdüngung eine Ertragssteigerung von durchschnittlich 7 dt/ha gegenüber einer Flächendüngung festgestellt werden, so Lechler.
Daher ist nach Angaben der Firmenvertreterin momentan unklar, ob mesurolgebeiztes Saatgut 2019 in Deutschland noch ausgesät werden kann. In Frankreich ist Sonido mit dem Wirkstoff Thiacloprid als insektizide Maisbeize zugelassen, während Mesurol über keine Zulassung verfügt. Allerdings hat die französische Regierung ein generelles Neonicotinoid-Verbot ab dem 1. September 2018 angekündigt. Wird dies umgesetzt, ist in Frankreich keine insektizide Maisbeize für die Aussaat 2019 mehr zugelassen.
Langfristig klar stellt sich die Beizsituation in der Schweiz dar. Hier hat Mesurol eine Zulassung bis zum Jahr 2026. Allerdings besteht für die Schweiz, wie auch für Deutschland, nach Kretzschmer keine Aussicht auf Zulassung von Sonido oder anderen neonicotinoiden Wirkstoffen im Mais, die auch größere Schädlinge wie Drahtwürmer oder Maiswurzelbohrerlarven erfassen würden.
In absehbarerer Zeit werden in den drei Ländern vermutlich keine neuen insektiziden Beizen oder Beizen mit einer Vogelrepellent-Wirkung zur Verfügung stehen, so Kretzschmer. Derzeit entwickelt die Firma Bayer mit Votivo ein Beizmittel auf biologischer Basis, hier scheint die Zulassungssituation günstiger, wenn auch der Wirkungsgrad deutlich geringer ist.