Politik | 04. März 2021

Umbau der Nutztierhaltung machbar

Von AgE/red
Die Vorschläge der Borchert-Kommission für einen langfristigen Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland sind umsetzbar. Das geht aus der Machbarkeitsstudie im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor.
Der Kommissionsvorsitzende und ehemalige Landwirtschaftsminister Jochen Borchert wertete die Machbarkeitsstudie als Bestätigung der vor gut einem Jahr vorgelegten Empfehlungen.
Die Ergebnisse der 275 Seiten umfassenden Machbarkeitsstudie, erstellt von der  Bonner Anwaltssozietät Redeker Sellner Dahs im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums, wurden am Dienstag vorgestellt.
Auch die Finanzierung ist realisierbar
Eine grundsätzliche Machbarkeit bescheinigen die Juristen auch den vorgelegten Finanzierungsoptionen. Am einfachsten umsetzbar wäre ihrer Auffassung nach eine Mehrwertsteuerlösung. Sowohl eine Anhebung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf tierische Produkte als auch eine höhere Steuer auf alle Lebensmittel seien verfassungs- und europarechtlich unproblematisch.
Dies gelte zwar auch für die von der Borchert-Kommission favorisierte Verbrauchssteuer auf tierische Erzeugnisse. Diese sei jedoch zum einen mit einem erheblichen Verwaltungsaufwand verbunden. Zum anderen erfordere die Einhaltung des EU-rechtlichen Diskriminierungsverbots, dass ausländische Erzeuger, die Tierwohlprodukte auf den hiesigen Markt lieferten, ebenfalls unterstützt werden müssten. Eine einfache Umsetzbarkeit bescheinigen die Experten schließlich einer Ergänzungsabgabe auf die Einkommensteuer, die von der Borchert-Kommission nicht erwogen wurde.
Der Kommissionsvorsitzende Jochen Borchert wertete die Machbarkeitsstudie als Bestätigung der vor gut einem Jahr vorgelegten Empfehlungen. Die Ausführungen zu einer Mehrwertsteuerfinanzierung nannte der frühere Bundeslandwirtschaftsminister interessant.
„Die Beteiligten beim Wort nehmen”
Nun liege es an der Politik, die notwendigen Schlussfolgerungen aus der Studie zu ziehen. Borchert erinnerte an die mit breiter Mehrheit gefasste Entschließung des Bundestages zur Umsetzung der Empfehlungen und einen ähnlichen Beschluss der Agrarministerkonferenz (AMK). Jetzt gehe es darum, die Beteiligten „beim Wort zu nehmen”. Keinesfalls dürfe die Chance vertan werden, den Umbau selbst zu gestalten, „bevor uns Gerichte das Heft des Handelns aus den Händen nehmen”.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kündigte an, in den eigenen Reihen und darüber hinaus Gespräche zu führen und die Chancen auf eine politische Mehrheit auszuloten.
Klöckner: „Es geht nur noch um das Wie”
„Es geht beim Umbau der Tierhaltung nicht mehr um das Ob, sondern das Wie”, so Klöckner. Eine zusätzliche Finanzierung sei unverzichtbar: „Wer meint, die anfallenden Kosten aus dem vorhandenen Bundeshaushalt tragen zu können, der irrt.”
DBV: Konzept rasch umsetzen
„Der Umbau der Nutztierhaltung nach dem Konzept der Borchert-Kommission kann gelingen, wenn die Handlungsempfehlungen der Studie nun rasch und vor allem in Gänze umgesetzt werden”, erklärt Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Entscheidend sei zuerst, einen Umbau überhaupt baurechtlich möglich zu machen sowie ein tragfähiges langfristiges Finanzierungskonzept. Viele Landwirte stünden in den Startlöchern, bräuchten aber dringend Planungssicherheit, so Krüsken.