Der Deutsche Bauernverband verteidigt seinen bislang moderaten Kurs gegenüber Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
DBV-Präsident Joachim Rukwied warnt vor einer Schwarzweiß-diskussion im Zusammenhang mit einer möglichen Anpassung der Agrarpolitik.
„Es wäre unklug, zu Beginn einer neuen Legislatur auf Konfrontationskurs zu gehen”, sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe.
Rukwied verweist auf eine weitgehende Übereinstimmung mit dem Minister in den Zielen einer Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft. Gleichzeitig gebe es jedoch Diskussionsbedarf in deren Ausgestaltung sowie hinsichtlich des Themas Ernährungssicherung.
Mehr Tempo beim Umbau der Tierhaltung
Mehr Tempo fordert der DBV-Präsident bei der
Transformation der Tierhaltung. Diese sei bislang nicht über
Willensbekundungen hinausgekommen. „Haltungs- und Herkunftskennzeichnung
sowie Finanzierung sind Themen, bei denen der Minister liefern muss”,
mahnt Rukwied. Dabei stehe die Koalition insgesamt in der Verantwortung,
die Finanzierung einschließlich eines Kostenausgleichs für höhere
Tierwohl-standards auf den Weg zu bringen. Eine ausschließlich marktgetragene Finanzierung reiche dazu nicht aus.
Der Bauernpräsident betont außerdem die Notwendigkeit, die Agrarpolitik
angesichts des Ukraine-Krieges und seiner Auswirkungen auf die
weltweite Ernährungssicherung neu zu bewerten. Er bekennt sich
ausdrücklich zu den Zielen des Green Deals, fordert aber, die
vorgesehenen Instrumente auf den Prüfstand zu stellen.
Eindringlich warnt Rukwied vor einer Schwarzweißdiskussion im
Zusammenhang mit einer möglichen Anpassung der Agrarpolitik. Dies gelte
für die Rolle der heimischen Tierhaltung ebenso wie für den Anbau von
Energiepflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen.
„Wir müssen beides tun”
Er spricht sich dafür aus, weiterhin
ökonomischen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden: „Wir
müssen beides tun, die Gunststandorte nutzen und gleichzeitig im Rahmen
der Produktion Maßnahmen ergreifen, die mehr Nachhaltigkeit
ermöglichen.”
Rukwied lobt die Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und
begrüßt deren Fortführung. Niemand habe erwarten können, dass es
zwischen den Mitgliedern keine Auseinandersetzungen mehr geben würde.
Agrar- und Umweltseite hätten sich auf gemeinsame Ziele verständigt, die
nicht infrage gestellt würden. Das sei die Voraussetzung, um sich
anschließend über die Instrumente streiten zu können.